Das Ding an sich

Teil 2: Das Universum als Gedankenexperiment

4. Bewußtseins-Dimensionen

4.1 Das Wissen vom Sein

 

Wenn man das Wort Bewußtsein auseinanderpflückt, stecken darin „Wissen“ und „Sein“ und damit kann man sagen, daß Bewußtsein das Wissen vom Sein ist. Der Mensch hat ein Wissen vom Sein, aber weiß auch das Tier, daß es ist?

Der Begriff Bewußtsein muß wohl noch etwas weiter gefaßt werden, als lediglich auf das Selbst-Bewußtsein, auf das wir später noch kommen. Das Wissen vom Sein muß nicht unbedingt ein gedanklicher Prozeß sein, der sich irgendwo im Gehirn abspielt. Dieses Wissen kann auch in dem jeweiligen System selbst stecken, quasi als fleischgewordene Erinnerung an eine Erfah­rung mit der Wechselwirkung zwischen Außenwelt und System.

Wenn ein Tier überlebt, weil es „zufällig“ längere Gliedmaßen hat als seine Artgenossen und diese vererbt, so steckt in dieser besseren Fluchtmöglichkeit ein Wissen vom Sein, das auch als Bewußtsein bezeichnet werden kann, wenn auch auf unterbewußter Ebene. Unterbewußtsein ist deshalb ein Wissen, das nicht unmittelbar gegenwärtig, aber doch vorhanden ist.

Wenn z.B. der Magen knurrt, dann ist das ein Akt des Unterbewußtseins, näm­lich des vegetativen Nervensystems; holen wir uns daraufhin etwas zu essen – da wir ja nun bewußt wissen, daß wir Hun­ger haben – ist das eine Reaktion des Bewußtseins .

In jedem Fall hat Bewußtes oder Unterbewußtes mit Information zu tun, und zwar mit der Information im Zusammenhang mit einem Reiz. Wir können deshalb mit BENTOW „Bwußtsein“ als die Fähigkeit eines Systems defi­nie­ren, Reize wahrzunehmen und angemessen darauf zu rea­gie­ren (Bentov, I.: a.a.O., S. 77).

Diese Definition hört sich sehr technisch an, hat aber den Vorteil, daß zunächst we­der ein irgendwie gearteter Geist herzitiert werden muß, noch ausschließlich Menschen oder halbwegs gleichwertige Geschöpfe damit erfaßt werden. Tiere, Pflanzen, Steine, selbst Sterne sind Systeme, die nach dieser Definition über ein Bewußtsein verfügen.

Nun ist aber das Reizerkennungs- und Verarbeitungssystem nicht überall gleich; ein Hund wird zwar freudig auf einen Knochen oder dergleichen reagieren; wenn wir ihm aber die Zeitung vorhalten, wird er vielleicht seinen Schwanz ein­zie­hen oder sie ärgerlich zerreißen. Mit den gedruckten Worten kann er nichts anfangen, er nimmt sie nicht einmal wahr.

Arthur C. Clarke fand für dieses unterschiedliche Niveau folgende treffende Worte: „Ich spreche oft mit meinem Hund, aber nie sehr lange.“ (Clarke, A.C.: Im höchsten Grade phantastisch, Düsseldorf 1963, S. 229)

Wir müssen deshalb unsere Definition dergestalt erweitern, daß wir noch zwi­schen Quantität und Qualität eines Bewußtseins unterscheiden. Ein System kann nicht x-beliebig viele Reize wahrneh­men und verarbeiten; außerdem spielt die Komplexität der Reize eine Rolle. Was ist überhaupt ein Reiz und wie reagiert ein System darauf?

In unserem hochindustrialisierten Zeitalter spricht man häufig von Reiz­über­flu­tung und kennzeich­net damit eine Situation, wie sie wohl schon fast jeder erlebt hat: Der Fernseher läuft, das Radio spielt, der Verkehr lärmt, das Baby schreit, usw. Alles zusammen kann auf Dauer zum Nerven­zusammenbruch führen, d.h. das Nervensystem kann die Reize inform von akkustischen und visuellen Wahrnehmungen nicht längere Zeit geordnet verarbeiten und wird überfordert.

Unser Gehirn ist, wie schon einmal erwähnt, nicht in der Lage, in der Sekunde mehr als 50 Reize wahrzunehmen und zu beantworten. Als Reiz gilt dabei jedes singuläre Ereignis, ob es sich nun um einen Buchstaben, einen Schrei oder um eine Kette von Informationseinheiten pro Zeiteinheit in Form einer Melodie, um einen Text, usw. handelt. Von der gewaltigen Zahl an Informationen, die beispielsweise im Zusammenhang mit einem Film auf das Gehirn einstürmen, pickt sich dieses nur die Zahl an Besonderheiten heraus, die es für wichtig hält und die es nacheinander bearbeiten kann.

Ähnlich ist es mit der Wirklichkeit. Von ihr bemerken wir immer nur einen Bruchteil und machen ihn uns bewußt, der Rest wird weggefiltert bzw. erreicht uns erst gar nicht.

Welche fundamentalen Auswirkungen diese Tatsache auf den Erlebnishorizont hat, läßt sich einfach am Beispiel der Zecke darlegen. Eine Zecke kann sich jahr­zehntelang (!) im Geäst eines Baumes aufhalten, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben. Erst wenn der Geruch von Buttersäure, der von Säugetieren ab­gegeben wird, zu ihr aufsteigt, läßt sie sich blitzschnell fallen und saugt sich fest (Vgl. Ditfurth, H.v.: Der Geist fiel nicht vom Himmel, a.a.O., S. 174  f.).

Das einzige, was sie in der ganzen Zeit von der übrigen Wirklichkeit wahr­neh­men kann, ist offenbar nur dieses spezifische Signal. Ob es nun regnet oder stürmt, die Bäume ihre Blätter verlieren oder ob die Sonne scheint, interessiert sie nicht nur, sie weiß einfach nichts davon. Sie kann auch kein Zeitempfinden haben, d.h. sie langweilt sich nicht etwa; Buttersäure ist eben da oder nicht da. Der Zeitraum dazwischen existiert für sie nicht.

Anders sieht es aus, wenn wir uns einmal vorstellen, es gäbe ein Wesen, daß statt 50 Ereignisse pro Sekunde 100 Reize verarbeiten könnte. Es dürfte nicht nur doppelt so schnell denken können; es müßte auch in der Lage sein, sich doppelt so schnell zu bewegen. Es würde zweimal so viel erleben wie wir. Und wenn es zehnmal so viele Ereignisse vearbeiten könnte, dann würde es sich zehnmal so schnell bewegen, mit dem Ergebnis, daß wir es kaum noch sehen würden.

H.G. Wells hat einmal diese Idee in einer phantastischen Geschichte eingebaut. Sie nennt sich „Der neue Akzelerator“ und handelt von einem Chemiker, dem es gelingt, eine Substanz zu erfinden, mit dem sich das damit infizierte Wesen mehrere tausendmal schneller bewegen kann als die Umwelt. Zusammen mit einem Freund probiert er die Mixtur aus und erlebt dabei die unglaublichsten Dinge. Obwohl sich beide so normal wie immer fühlen, scheint ihre Umgebung still zu stehen.

„Ein unbeweglicher Radfahrer mit gesenktem Kopf, hinter dem eine gefrorene Staub­wolke schwebt, bemühte sich einen Ausflüglerwagen zu überholen. Die Pferde lagen im Ga­lopp, doch sie rührten sich nicht vom Fleck. Der obere Teil der Räder und einige Beine vor dem Wagen, das Ende der Peitschenschnur und der Unterkiefer des Schaffners – der gerade zu gähnen begann – waren sichtlich in Bewegung, aber sonst schien das ganze schwerfällige Vehikel bewegungslos zu sein. Und das ganz geräuschlos, mit Ausnahme eines schwachen Rasseln, das aus dem Hals eines Mannes kam.

Und Teile dieses gefrorenen Gebäudes waren ein Kutscher, ein Schaff­ner und elf Leute! Der Eindruck, den wir hatten, als wir um das Ding herumgingen, war zuerst rasend komisch, dann peinlich. Das waren Menschen wie wir und doch nicht wie wir, erstarrt in nachlässigen Stellungen, gefesselt inmitten irgendeiner Bewegung. Ein Mädchen und ein Mann lächelten einander zu, was bedrohlich genug aussah, als ob es nie enden würde; ein Mann strich seinen Schnurrbart wie eine Wachs­figur, und ein anderer erhob seine langweilig steife Hand mit ausge­streckten Fingern zu seinem Hut, der schiefgerutscht war. Wir starrten sie an, wir lachten sie aus, wir schnitten ihnen Gesichter, und dann er­griff uns eine Art Grauen vor ihnen, wir wandten uns ab und überholten den Rad­fahrer, der zum Strand fuhr.“ Wells, H.g.: (Das Kristall-Ei, Hamburg 1979, S. 67)

Die Geschichte endet damit, daß die beiden noch einigen Schabernack treiben und schließlich, als das Mittel urplötzlich aufhört zu wirken, zum Erstaunen einiger Strandbesucher mitten auf einer Wiese wie aus dem Nichts auftauchen.

Eine Pistolenkugel können wir im übrigen auch nicht sehen, wenn sie vorbeifliegt; wer weiß, was sonst noch alles um uns herum vorgeht, von dem wir keine Ahnung haben, weil unser Gehirn mit diesen Informationen nichts anfan­gen kann bzw. keine Antenne dafür hat.

Es gibt einfache gleichförmige Reize wie z.B. die Billionen Schwingungen eines Moleküls oder komplexe Reize wie Bilder oder Texte. Die Qualität eines Bewußtseins hängt offensichtlich mit der Bandbreite des Ansprechvermögens zusammen, das sich nach dem Informationsgehalt von Reizen, aber auch nach ihrer Zahl richtet.

Je komplexer und zahlreicher die Wahrnehmungen sind, die ein System vearbeitet, desto höherwertig ist sein Bewußtsein einzustufen und umgekehrt.

Eine Zelle hat eine größere Bandbreite von möglichen Reizen, auf die sie reagieren kann als ein einzelnes Molekül. Ein Säugetier ist aufnahmefähiger als eine Pflanze. Evolution läßt sich aus dieser Perspektive als eine permanente Erhöhung des Ansprechvermögens bezeichnen. Das Ergebnis sind immer komplexere Wesen, deren Bewußtsein immer umfassender und allwissender wird. Es scheint so, als ob mit jeder neuen Bewußtseinsstufe eine neue Karte offengelegt würde und es läßt sich vermuten, daß, wenn alle Karten auf dem Tisch liegen, die Spieler das Einssein mit dem Kosmos, das absolute Bewußtsein, erfahren. Die Frage ist natürlich, wieviele Karten sind noch im Spiel und wer hat was?

Betrachten wir einmal die Entwicklung des Bewußtseins beim kompliziertesten Wesen, daß die Evolution bisher hervorgebracht hat. Millionen Jahre dauerte es, bis sich der Mensch von seinem affenähnlichen Stadium so weit durch die Entwicklung des aufrechten Ganges, der Bearbeitung und dem Gebrauch von Werkzeugen und der Sprache abgegrenzt hatte, daß er als eigenstän­di­ges Wesen charakterisiert werden konnte. Sein Bewußtsein entsprach zunächst noch weitgehend dem tierischen Ansprechvermögen, d.h. es gab keine Vorstellungen über Raum und Zeit und kein Wissen über sich selbst. Die Menschen lebten in der paradiesichen Unschuld des Garten Eden, sie kannten weder gestern noch morgen und ernährten sich von dem, was ihren Weg kreuzte.

Dies änderte sich, als die Menschen vor etwa 100.000 bis 200.000 Jahren begannen, sich selbst als etwas von der Umwelt Abgegrenztes zu erleben. Man kann diese Phase auch als Übergang vom Unterbewußtsein, in dem die ganze Tier- und Pflanzenwelt bis hinunter zum Molekül und Atom sich befindet, zum eigentlichen Bewußtsein beschreiben, nämlich dem Bewußtsein, daß es ein „Ich-hier-drinnen“ gegenüber einer „Welt-da-draußen“ gibt (Wilber, K.: Halbzeit der Evolution, München 1984, S. 59).

Zuerst blieben das sich entwickelnde Ich und die Außenwelt magisch miteinander verbunden, d.h. die erkennenden Vorgänge verwechseln Subjekt und Objekt; es gibt noch keine klare Differenzierung, die die Dinge logisch miteinander verknüpft.

Alles, was der steinzeitliche Mensch erfährt, ob er nun Bilder aus seiner Wirklichkeit sieht oder ob er träumt, hält er für wahr. Obwohl er Trennungen und Unterschiede erlebt, glaubt er daran, daß alles miteinander verbunden ist.

Die Welt der Morgendämmerung des menschlichen Bewußtseins kann deshalb auch als eine Welt des Traums bezeichnet werden. Im Traum hat der Mensch gewöhnlich kein Bewußtsein von sich selbst, Szenen und Visionen tauchen auf und verschwinden wieder. Er sieht sich zwar als handelndes Subjekt, gleichzeitig unterliegt er aber unbekannten Mächten, die ihn wie eine Marionette hin- und herschieben.

Aus diesem Traum, der manchmal auch ein Alptraum sein konnte, erwachte der Mensch erst, als etwa 10.000 v. Chr. die ersten der nomadenähnlich umher­zie­hen­den, frühzeitlichen Jäger und Sammler mit Ackerbau und Viehzucht begannen, bestimmte Positionen in Raum und Zeit einzu­neh­men, d.h. ein kon­ti­nuierliches Verhältnis zwischen sich und ihrer jetzt bestimmbaren Umgebung ent­wickelten. Es wurde plötzlich wichtig, zwischen Gestern und Morgen zu unter­schei­den und ein abgegrenztes Terrain mit dem Bild von sich selbst zu ver­knüpfen. Wie kam es überhaupt zum Ackerbau? Der Übergang zum Bauerntum dürfte sehr eng mit der Entwicklung der Sprache zusammenhängen, die um diese Zeit so weit perfektioniert war, daß sie als Mittel zur zweckrationalen Tätigkeit benutzt werden konnte.

„Nur die Sprache konnte den Menschen bei der Sache seiner zeit­raubenden und den ganzen Tag beanspruchenden Tätigkeit halten. Ein typhonischer Mensch aus dem Mittle­ren Pleistozän hätte vergessen, woran er gerade arbeitete. Der sprechende Mensch jedoch hatte die Sprache, um sich daran zu erinnern. Irgendjemand mußte es über­nehmen, an morgen zu denken. Zu diesem Zweck brauchte er eine mit Zeitformen durch­setzte Sprache, um für die Probleme von Tod und Transzendenz die land­wirt­schaftliche Lösung zu finden.“ (Wilber, K.: a.a.O., S. 116)

Das Gedächtnis hielt aber nicht nur die Begriffe fest, sondern verknüpfte sie gleichzeitig mit den Bildern aus der Außenwelt, so daß sich allmählich eine feste umrissene, wiederholbare Wirklichkeit bildete, in der der Mensch auch zuneh­mend ein Bild von sich selbst entfaltete. Er begann zu denken und erlebte sich selbst als handelndes Subjekt, er wurde seiner selbst bewußt.

Dies ist der Punkt, an dem das System Mensch sein Ansprechvermögen, d.h. also die Qualität seines Bewußtseins auf eine höhere Ebene stellt, die im Grunde ihn erst zum Menschen macht, ihn also vom Tier unterscheiden läßt. Denn mit der Sprache entstand auch die Kultur, so daß erstmalig in der Evolutions­ge­schichte Information nicht genetisch verankert werden mußte, sondern durch den Akt der verbalen Kommunikation von Generation zu Generation weiterge­geben wurde. Welche Bedeutung dieser Fortschritt für den Bewußt­werdungs­prozeß hatte, wissen wir aus der Geschichte.

An dieser Stelle der menschlichen Entwicklung läßt sich erstmals auch das ausmachen, was wir heute als Verstand bezeichnen. Auf einer primitiven Ebene können wir Verstand als die Fähigkeit eines Systems bezeichnen, Symbole zu gebrauchen. In diesem Buch wurde schon darauf hinge­wiesen, daß das Abbild von Wirklichkeit, was wir in unserem Gehirn zusammenbauen, nicht die Reali­tät, sondern nur ihre Unterschiede darstellt, und zwar mit Hilfe von bildhaften, klang­förmi­gen Symbolen, die wir immer dann sehen oder hören, wenn unser Auge oder unser Ohr ent­sprechend gereizt wird. Über diese Fähigkeit verfügen sicherlich auch schon Tiere und zusammen mit dem Traumgeschehen bildeten sie den Erlebnishorizont des vorgeschichtlichen Menschen.

Der Mensch der Ackerbaukulturen ging nun einen entscheidenden Schritt weiter. Dank seines Gedächt­nisses konnte er die Symbole speichern und dank der Sprache, wie wir schon gesagt haben, nicht nur benennen, sondern auch ab­rufen. Er transzendierte sozusagen seine Wirklich­keit, in dem er jedem Ding einen Namen gab und von nun an nur noch seinen Namen nennen brauchte, statt direkt darauf hinzudeuten, wenn er etwas mitteilen wollte. Er konnte sogar in seinem Gehirn gezielt ein geistiges Bild entwerfen, zukünftige Handlungen durchspielen und darauf seine Entscheidungen aufbauen, ohne daß sich die Dinge und Personen materiell zu manifestieren brauchten.

Mit geistigen Vorstellungen, also mit immateriellen Visualisierungen bewußt umzugehen, sie zu benennen, speichern und abzurufen, nennen wir Denken, und wenn wir dieses Denken dazu benutzen, zweckrational zu handeln, nennen wir es Verstand.

Die Fähigkeiten geistige Bilder zu erzeugen, bringt einen Begriff auf den Plan, den wir bisher noch ausgeklammert haben. Geist hat mit Bewußtsein offenbar nur indirekt zu tun. Während auch das primitivste Elementarteilchen nach unse­rer Definition über ein wenn auch einfaches Bewußtsein verfügt, tritt der Geist erst auf einer weitaus höheren Stufe zutage, wenn er dazu dient, scheinbar Unwirkliches zu produzieren.

Geist ist demnach das Ergebnis einer bestimmten Bewußtseinsqualität, wobei diese Be­haup­­tung allerdings nur mit Vorsicht zu genießen ist. Das Bild der Wirklichkeit, das wir durch unserer Beobachtung oder Messung in unserem Gehirn aufbauen, ist ja ebenfalls nur eine geistige Vorstellung, die mit der Realität nur wenig zu tun hat.

Geistiges muß deshalb nicht gleichbedeutend mit Phantasie oder Unwirklichkeit sein, auch unser Verständnis von Wirklichkeit ist letztlich geistiger Natur.

Die Herausbildung eines „Ichs“ aus dem Naturzusammenhang ist verantwortlich für das duale Erle­ben der Welt. Indem wir den Gegensatz zwischen dem Ich und der übrigen Welt hervor­heben, teilen wir die Wirklichkeit in ein Ich und in ein Nicht-Ich, in Mein und Dein, in Gut und Böse, usw. ein. Nur weil wir darauf beharren, eine abgegrenzte Persönlichkeit zu sein, empfinden wir auch die übrigen Objekte als abgegrenzt.

Diese Abspaltung des selbstbewußten Ego aus der mythischen Gruppen­zuge­hö­rig­keit erreichte ihren Kulminationspunkt etwa um die Zeit 1000 v.Chr. Bezeichnenderweise fällt in diese Zeit auch der Beginn der Geschichts­schreibung, d.h. die Aufzählung von Ereignissen, die unmittelbar mit bestimmten Personen oder Dingen verknüpft war. Zuvor wurde die Zeitabfolge nur zyklisch empfunden.

Das Leben drehte sich im Kreise der immer wiederkehrenden Jahreszeiten. Erst die Entwicklung des Ego machte es notwendig, die Jahre zu zählen und das Bewußtsein vom Tode beeinflußte von nun an den Lauf der Geschichte. Erst jetzt geschieht der biblische Sündenfall, der Mensch wird aus dem Paradies vertrieben und findet sich wieder als ein vom Tod gehetztes Ego, das sich nach der ursprünglichen Einheit zurücksehnt, aber aus Angst vor der endgültigen Vernichtung in den Wahn verfällt, mit sogenannten Unsterblichkeits-Projekten sein persönliches Überleben zu retten.

Ruhm und Reichtum, Macht und Sex sind einige dieser Ziele, die der unerfüllbaren Sehnsucht nach der Unsterblichkeit des Egos entspringen und doch nur eine letztlich unbefriedigende Ersatzfunktion erfüllen.

„Nie verliert sich die europäische Seele (das Ego) völlig in Gott. Nie findet der Geist die letzte Wahrheit; nie ist die Macht unerschütterlich; nie befriedigt das Vergnügen voll­kommen. Bezaubert von diesen trüge­ri­schen Zielen, die das Absolute zu versprechen scheinen, läßt sich der Mensch von dem ureigenen Rhythmus des organischen Prozesses abbringen, um nach einer flüchtigen Verzückung zu jagen. Frömmelnde Religiösität, überzüchteter Intellektualismus, raffinierte Sinnlichkeit und kalter Ehrgeiz sind einige Spielarten des Versuchs der dissoziierten Per­sön­lichkeit, ihrer eigenen Spaltung zu entgehen.“ (Wilber, K.: a.a.O., S. 243)

Wilber läßt keine Zweifel daran, daß die Abspaltung des Ego eine notwendige und sinnvolle Phase in der Bewußtseinsentwicklung des Menschen war und ist. Allerdings scheint die Zeit dafür reif zu sein, dieses Stadium zu verlassen und eine höhere Bewußtseinsstufe anzustreben. Dieser Weg wird ähnlich wie auf der Stufe zuvor nur über eine Transzendierung des Vorangegangenen führen. War es damals die Wirklichkeit, die mit Symbolen transzendiert wurde, so wird es heute das Ego und seine symbolhaften Unsterblichkeitsprojekte sein, deren Rolle durchschaut, akzep­tiert und überhöht werden müssen, um auf dem Weg zum kosmischen Bewußtsein voran­zu­kommen.

Abschließend eine kurze Zusammenfassung: Bewußtsein bedeutet Wissen vom Sein. Je größer und qualitativer dieses Wissen ist, desto umfassender ist das Bewußtsein. Evolution ist der Prozeß des Bewußtwerdens oder auch der abnehmenden Illusion, der sich in immer komplexeren Systemen manifestiert. Jedes System hat sein eigenes Bewußtseinsniveau und damit seine eigene Wirklichkeit. Der Mensch verkörpert mit dem Bewußtsein von sich selbst eine höhere Ebene des Ansprechvermögens. Sein Wirklichkeitsspektrum reicht vom Gewahrwerden atomarer Prozesse bis hin zur Verwendung verbaler Symbole, die ihm die Transzendierung des Naturzu­sam­menhangs erlaubten und zu einer Ausdifferenzierung von Ich und Nicht-Ich führten.

Die Überbetonung des Egos seit einigen Jahrtausenden und die daraus resul­tie­rende Angst vor dem Tod verstärkt die Abspaltung des Ichs und führt zu sinnlosen Unsterblichkeitsprojekten, die den Lauf der Geschichte geprägt haben. Die nächste Entwicklungsstufe besteht in der Über­windung des Gegen­satzes zwischen dem Ich-hier-drinnen und der Welt-da-draußen.

 

4.2 Leib und Seele

Der amerikanische Gehirnforscher und Nobelpreisträger John C. Eccles hat jahrzentelang vergeblich versucht, den „selbstbewußten Geist“ im Gehirn zu lokalisieren (Popper, K.R./Eccles,J.C.: a.a.O., S. 436). Er fand keine Stelle, die diese außergewöhnliche Leistungs­fähig­keit beherbergte. Andererseits scheint das Ge­hirn ohne Geist nicht zu funktio­nie­ren. Wo steckt er denn?

Wir haben schon festgestellt, daß man das Bewußtsein als die Fähigkeit eines Systems bezeich­nen kann, auf Reize zu reagieren. Das Ansprechvermögen ist jedoch nicht überall gleich hoch; jedes System kann nur eine bestimmte Menge und Qualität von Reizen verarbeiten. Es muß in seinem Inneren eine Ent­spre­chung für diese Reize haben, damit es sie überhaupt wahrnimmt. Wenn wir keine Augen hätten, würden wir auch das Licht nicht sehen.

Dies gilt ebenso für alle übrigen Sinnesorgane, man kann sogar sagen, daß sämtliche Teile unseres Körpers über je ein Bewußtsein verfügen, wenn sie jeder für sich mit ihrer Umwelt wech­sel­wirken. Trotzdem bestehen wir aber nicht aus tausend verschiedenen Bewußtseins­inhalten, sondern erleben nur ein Be­wußt­sein.

Des Rätsels Lösung besteht darin, daß wir die Teile unseres Körpers (Zellen, Organe, Knochen) als Energiesysteme ansehen müssen, deren wellenförmiges Schwingungsfeld sich mit den ande­ren Systemen überlagert, d.h. ein gemein­sames Interferenzmuster oder Holonom bildet. Dieses Holo­nom entspricht der bereits genannten Eigenfrequenz, läßt sich bildlich als innerer Pulsschlag darstellen und ist das Äquivalent für unser Gesamtbewußtsein.

In dieses Holonom gehen aber nicht nur die Signale bestimmter Körperteile ein, sondern auch seelisches Empfinden wie Angst, Liebe, Wut, Haß, Schmerzen, Lust, etc. Was sind überhaupt seeli­sche Empfindungen bzw. in welchem Ver­hält­nis steht die Psyche zum Körper?

Wir hatten schon vorhin das geistige Vorstellungsvermögen des Menschen er­wähnt, mit dem er sich in seinem Inneren Bilder von anderen Wirklichkeiten verschafft, die „real“ (noch) nicht existieren. Offensichtlich kommen wir nicht umhin, auch nachdem, was wir bisher schon über die Beschaffenheit unserer Wirklichkeit gehört haben, anzunehmen, daß es umfassendere Wahr­neh­mungs­bereiche oder Seinsebenen gibt als die Wirklichkeitsebene, die wir im Moment allein für wahr halten.

Wir sind selbst ein Musterbeispiel dafür, wie wir ständig mit seelischen bzw. geistigen Kräften operie­ren, die aus diesen übergeordneten Bereichen stammen müssen und dabei der materiellen Struktur unseren Stempel aufdrücken.

Beginnen wir mit der Hypnose. Einem hypnotisierten Menschen kann man einreden, daß es ihm zu warm sei und schon zeigen sich die entsprechenden Symptome wie Schweiß, Erröten, usw. Oder man legt ihm eine Münze auf den Nacken und macht ihm weis, daß diese glühend heiß sei. Auf der Haut bilden sich umgehend Brandblasen und er schreit vor Schmerzen auf. Die beiden Arbeiter, die in einem Kühlraum an Erfrierungen starben, obwohl die Temperatur tatsächlich 5 Grad plus und nicht, wie irrtümlich angezeigt, 20 Grad minus betrug, sind schon Legende.

Der Glaube versetzt Berge, wie es in der Magie heißt, d.h. es muß angesichts dieser Phänomene eine Kraft geben, die in autonome physikalische Prozesse eingreifen kann, dabei aber nicht nur einfach stört, sondern formt und gestaltet, wie es sich der Einzelne vorstellt.

Wunderheilungen und Visionen; Kreuzigungsmale Christi, blutendes Holz und alle anderen seltsamen Begebenheiten dieser Art dürften auf derartige geistige Kräfte zurückzuführen sein. Auch diese an und für sich unerklärlichen Vorfälle sind ein weiterer Beleg für die Ansicht der genannten Physiker, die dem Bewußtsein die Rolle des Schöpfers unserer Wirklichkeit zusprechen.

D.h. wenn genügend Leute oder einzelne entsprechend intensiv daran glauben, daß ein Wunder geschieht, dann geschieht auch ein Wunder. Und dieses Wunder ist genauso real wie das tägliche Wunder, das wir Leben nennen, es aus Gewöhnung aber nicht als solches erkennen.

Die geistigen Kräfte, die dabei am Werk sind, lassen sich auch gut am Beispiel des Placebo-Effektes beobachten. Placebos sind, wie vermutlich bekannt, Schein-Präparate ohne spezifisch wirksame Stoffe, die dem Patienten verabreicht werden, um ihn im Glauben zu wiegen, daß er ein wirksames Heilmittel erhält, wenn möglicherweise andere Mittel nicht mehr anschlagen. Bei der Linderung postoperativer Schmerzen, so wurde bewiesen, haben Placebos 77 % der Wirk­sam­keit von Morphium. Arthritis wird mit Placebos ebenso wirksam beseitigt wie mit Aspirin oder Cortison.

„Was noch schwerer wiegt, das Placebo bewirkte in diesen Fällen auch eine Verbesserung des Schlafs, des Appetits, der Ausscheidung und einen Rückgang der Schwellungen. Heroinsüchtige, die eine Salzlösung als Placebo erhielten, wiesen die gleichen Reaktionen auf wie bei der echten Droge; die Entzugserscheinungen beginnen erst, wenn das Place­bo abgesetzt wird.“ (Leonhard, g.: a.a.O., S. 173)

Gegen Schnupfen auslösende Viren wurde kürzlich ein Schnupfen-Killer ent­wickelt. Die amerikanische Firma stellte mit aufwendigen Versuchen die Wirk­sam­keit des Mittels fest. Keiner der Studenten, die die mit dem Virus-Killer ge­tränkten Kleenex-Taschentücher benutzten, erkrank­ten, während die Gruppe mit den normalen Baumwoll-Taschentüchern sich zu 58 % eine Erkältung ein­fing.

So weit, so gut. Als man jedoch einer Kontrollgruppe ebenfalls Kleenex-Tücher gab und sie nicht darüber unterrichtete, daß darin das neue Mittel jetzt nicht enthalten sei, erkrankte trotzdem bei diesem Versuch keiner aus dieser Kontrollgruppe, während aus der Gruppe mit den Baumwoll-Taschentüchern auch diesmal jeder zweite erkrankte (Spiegel 43/84, S. 256).

Die meisten Krankheiten, einige von ihnen sind bereits klar als psycho-somatisch erkannt, so ist zu vermuten, dürften seelische Ursachen haben, die sich im Körper als Störung manifestieren.

Wie eng Leib und Seele miteinander verbunden sind, zeigt sich, wenn ein Mensch z.B. ein Erfolgs­erlebnis hat und fröhlicher Stimmung ist. Dann lächelt oder lacht er, seine Stimme klingt heiter und beschwingt, er hüpft durch die Gegend, schlägt jedem, den er trifft, auf die Schulter, usw. Umgekehrt läßt ein trauriger Mensch die Schultern und das Kinn hängen, er weint mögli­cherweise, seine Stimme klingt rostig, sein Gang ist schwer.

Offensichtlich drückt sich die Stimmung in den körperlichen Reaktionen aus, mehr noch, sie beherrscht den Körper. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß die Seele eines Menschen auch in seiner körperlichen Struktur zum Ausdruck kommt.

Ken Dychtwald, ein amerikanischer Psychotherapeut und Bioenergetiker, stand eines Tages in einem kalifornischen Selbsterfahrungszentrum nackt vor einer Gruppe und wurde von dem Leiter des Kurses begutachtet.

„Nach einem Zeitraum, der mir vorkam wie eine Ewigkeit, fährt John Pierrakos damit fort, über mich mit einer Stimme zu sprechen, die gleichzeitig komisch und unerbittlich ist. Für mich gibt es in diesem Augenblick keine anderen Laute im Universum. Ich höre aufmerksam zu. Er spricht zu mir über meine Mutter und meinen Vater und mein Verhältnis zu beiden. Er beschreibt meine allgemeinen Einstellungen zum Leben, zur Liebe, zu persönlichen Beziehungen, zur Bewegung, zur Veränderung und zur Leis­tungs­fähigkeit. Mit bemerkenswerter Genauigkeit erklärt er die Arten von Beziehungen und Verhaltens­wei­sen, denen ich aufgrund meiner Persönlichkeit nachgehen würde, und beschreibt mir die Art und Weise, wie ich das tue. Zum Schluß beschreibt er die wichtigsten Stärken und Schwächen meiner Persönlichkeit.“ (Dychtwald, K.: Körperbewußtsein, Essen 1981, S. 18)

Was an dem ganzen Erlebnis so erschreckend war, so fährt Ken Dychtwald fort, „war die Tatsache, daß alles, was er sagte, jede Beobachtung, die er machte, jede Beschreibung, die er lieferte, völlig richtig war. Wie machte er das?“

Normalerweise gehen wir davon aus, daß unsere Psyche im Kopf ist und der Körper vor sich hin lebt, allenfalls zeitweise beeinflußt wird. Auch diese dualistische Auffassung ist falsch. Jedes Gramm und jeder Zentimeter unseres Körpers ist holonomisch von den seelischen Empfin­dungen, die unser Leben begleiten, geprägt. Wir haben keinen Körper, wir sind unser Körper.

Beim rolfing, einer intensiven Muskelmassage, läßt sich beobachten, wie ver­schie­dene Körper­teile bei verschiedenen Personen immer wieder ähnliche Gemütsbewegungen zu beherbergen scheinen.

„Das Gefühl und die Erinnerung, alleine gelassen und vernachlässigt zu werden, taucht zum Beispiel dann häufig auf, wenn die Brust des Patien­ten gerolft wird. Im Fall der obe­ren Rückenpartie löst die Muskel­be­hand­lung oft Raserei und Wut aus. Die Be­handlung der Kiefernpartie befreit Trauer, die der Hüften sexuelle Reaktionen, das Rolfen der Schulterpartie ist von Erinnerungen an Sorgen und streßerzeugende Verantwortung begleitet.“ (Dychtwald, K.: a.a.O., S. 28)

Das Rolfen ist allerdings nicht mit normaler Massage zu vergleichen. In jeder Sitzung werden über mindestens eine Stunde nur zwei Muskeln sehr intensiv bearbeitet.

Dychtwald stellt an seinem eigenen Körper fest, daß er, wenn man genauer hinsieht, völlig unsymmetrisch ist, wobei die Symmetrie und das Gleichgewicht des Körpers die Indikatoren für die seelische und körperliche Gesundheit sind.

„Irgendwie ist mein Körper wie der der Erde, der mit all seinen Gebirgen, Tälern, Flußbetten und unebener Topographie ihre Geschichte und Entstehung auf die gleiche Weise erzählt, wie mein Körper der Geschichte der Prüfungen und kreativen Verände­run­gen meines Lebens Ausdruck verleiht.“ (Dychtwald, K.: a.a.O., S. 34)

Man kann auch sagen, daß unser Körper das holografische Abbild all der vielen Wellen ist, die vielleicht von weit her an seiner Küste gestrandet sind oder sich gebrochen haben und nun ein zusammenhängendes Muster von Spuren hinter­las­sen haben, die an jeder Stelle, wenn man sie genau untersucht, Auskunft über ihren Ursprung geben können.

Genausowenig wie seelische Belastungen in der Regel auf ein punktuelles Ereig­nis in der Vergangenheit zurückzuführen sind, läßt sich der Körper auch nicht in ein Raster von exakt abgegrenzten Gebieten unterteilen, in denen je nur eine Emotion oder psychische Erfahrung untergebracht ist.

Meistens lassen sich bei einer genaueren Untersuchung sogenannte Syndrome finden, die eine ganze Reihe von Körperteile in Mitleidenschaft ziehen. So zeigt ein Mensch, dem anzumerken ist, daß er beim Gespräch seine Fersen „in den Boden stemmt“, d.h. sein Körpergewicht auf den Fersen hat und damit leicht umzustoßen ist oder zu Fall gebracht werden kann, Schwierigkeiten sich zu entspannen. Er neigt unbewußt dazu, weil er Angst und Instabilitätsgefühle verspürt, gleichzeitig auch die Kiefern zusammenzupressen und den Bauch zu versteifen. Er hat oft nervöse Magenbeschwerden und klagt über einen eingeschnürten Brustkorb (Dychtwald, K.: a.a.O., S. 71).

Kommen derartige Belastungen öfter vor, können sie sich verstetigen, d.h. das muskuläre Zusam­menspiel verfestigt sich, in dem sich Muskelpartien verkürzen und verdicken, andere werden unbeweglich. Es entsteht ein bestimmtes Haltungsmuster, aus dem sich welchselwirkend wiederum ein Verhaltensmuster bildet, daß nicht durch geistige Überlegungen verändert werden kann, sondern grundlegend ist. Wenn also jemand eine Phase größerer psychischer Belastung durchläuft, z.B. Trauer um einen Verstorbenen, Einsamkeit, Depression, etc. kann sich dieses Syndrom in einer entsprechenden Körperhaltung niederschla­gen einschließlich psycho-soma­ti­scher Krankheiten, die sich, wenn nicht früh­zei­tig dagegengesteuert wird, zu einer Dauerhaltung und zu einem Dauerzustand verfestigen können.

Körper und Seele sind also eng miteinander verbunden. Sie bilden eine Einheit, ein holonomisches Wellenmuster. Wenn man den Berichten der Esoteriker Glauben schenkt, dann ist das nicht immer so. Es gibt Zeiten und Gelegen­heiten, wo sich die Psyche selbständig macht und als Gedanken-, Empfin­dungs- oder Seelenkörper umherzieht. Zurück bleibt nur die materielle Hülle: die Seele geht in einer seltsamen Welt spazieren, in der alles leuchtet und strahlt, Mauern mühelos durchdrungen werden können und die Fortbewegung mittels geistiger Vorstellung geschieht.

Abenteuerliche Erlebnisse, die von fernen Welten, Geistern und Dämonen zeu­gen, werden von Astralreisenden berichtet. Wenn die Seele unabhängig vom Kör­per existieren kann, welche Bedeutung hat sie für den Menschen und wie kann man sie sich vorstellen?

Bioenergetik und Rolfing sind rein pragmatisch ausgerichtet und haben wenig mit Spiritismus und Mystik zu tun. Sie lassen sich eher als eine Form der Psycho­logie und der Psychotherapie, allerdings im ganzheitlichen Sinne, verstehen.

Ohne einen Bezug auf den Körper ist der rein psychische Zusammenhang zwischen aktueller Lebenssituation zum Beispiel in Form von Neurosen, Psycho­sen oder Wahnvorstellungen und vergan­genen psychischen Erlebnissen seit Freud von den Psychoanalytikern erforscht worden. Fast immer wurden sie in den entlegendsten Winkeln der Seele fündig, wenn auch einem Außenstehenden und manchmal sicher auch den Patienten die Verbindung z.B. zwischen frühkindlichen Genitalproblemen und aktuellen Beziehungsschwierigkeiten als weit hergeholt erschien.

Eine bedeutsame Untersuchungsreihe, die von dem Psychiater Stanislav Grof über einen Zeitraum von 17 Jahren mit Hunderten von Patienten durchgeführt wurde, gibt einen hervor­ra­gen­den Aufschluß über die Struktur der Seele und ihrer Mechanismen. Er benutzte bei seinen Untersuchungen als eine Art Katalysator die Droge LSD, die in der CSSR als legales, medizinisch wirksames Mittel angesehen wird, und dort unter ärztlicher Überwachung in der Psychotherapie angewendet werden kann.

 

4.3 Seelentrauma

LSD ist genauso wie beispielsweise Meskalin eine psychoaktive Droge, die schon in geringer Menge (ab 10 millionstel Gramm) zu Bewußtseinsveränderungen führen kann. Je nach Konstitution der Versuchsperson kommt es nach einer An­lauf­zeit, die bis zu 3 Stunden dauern kann, zu Erlebnissen, die von einfachen op­ti­schen Veränderungen wie intensive, dynamische Farberlebnisse bis zu den phan­tastischsten Zeitreisen sowohl in der persönlichen wie auch in der allgemeinen Geschichte reichen.

Bislang werden die Erfahrungen mit Drogen und das heißt mit Drogensüchtigen überwiegend negativ beurteilt. Von Drogenerlebnissen weiß man in der Regel nur, daß sie sowohl in den Himmel wie auch direkt in die Hölle führen können. Kaum jemand hat vor Grof einmal versucht, die Systematik dieser Erlebnisse zu erforschen und sie in einen Zusammenhang mit der Persönlichkeit der jeweiligen Person zu bringen.

Nach dem Studium von über 3000 Protokollen von LSD-Sitzungen, an denen er selbst zum größten Teil als ärztlicher Betreuer teilgenommen hat, kommt Grof zu dem Schluß:

„Die Analyse dieser Aufzeichnungen zeigte deutlich, daß die LSD-Reaktion in hohem Maße spezifisch ist in Bezug auf die Persönlichkeit der Testperson. LSD bewirkt offenbar nicht eine spezifische ‚toxische Psychose‘, es ist vielmehr ein mächtiger Katalysator der psychischen Pro­zesse, die das unbewußte Material aus verschiedenen Tiefenschichten der Persönlichkeit aktivieren.“ (Grof, S.: Topographie des Unbewußten, Stuttgart 1983, S. 39)

Was läuft nun in diesen auch psycholytisch genannten Sitzungen ab? Die Testperson, es muß sich nicht immer um psychiatrische Patienten handeln, kann sich in einem bequemen Sessel nach der Einnahme einer entsprechenden Dosis LSD entspannen, die Augen schließen, Musik hören und auf die kommenden Erlebnisse einstellen.

Diese beginnen meistens damit, daß sich die visuelle Wahrnehmung verändert. Normale Gegenstände, die mit offenen Augen wahrgenommen werden, können auch bei geschlossenen Augen und sogar wesentlich farbintensiver gesehen wer­den. Dieses Phänomen gehört, wenn wir uns daran erinnern (siehe Teil 1), zu den Übungsformen der Magie.

Die Bilder verwandeln sich in exotische Visionen von geheimnisvollen Dschun­geln, sibirischen Taigas oder geometrischen Figuren in Form von gigantischen Tempeln, unglaublich schönen goti­schen Kathedralen, usw. Mit der Zeit verändert sich auch die Umgebung bei geöffneten Augen, wobei die Scharf­ein­stellung allerdings ziemlich schwierig ist.

„Alles scheint in wellenförmiger Bewegung zu sein, und von unbelebten Gegenständen wird häufig gesagt, sie würden lebendig.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 57)

Die Umwelt verwandelt sich in einen seltsamen Zustand der Instabilität, die Gegenstände nehmen zum Teil groteske Formen an; es entpuppt sich eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bildern kubistischer Maler wie Picasso, Braque oder Duchamp.

Aber nicht nur die visuellen, auch die akkustischen Wahrnehmungen trans­zen­die­ren die Wirklichkeit. Die Geräusche überlagern sich, die Wahr­nehmungsfähigkeit wird beträchtlich gestei­gert. Insbesondere die Musik wird häufig erstmals richtig gehört, d.h. Dimensionen der Wahrnehmung von Musik werden entdeckt, die vorher höchstens unterschwellig vorhanden waren.

Diese ästhtischen Erlebnisse scheinen die oberflächliche Schicht der LSD-Erfahrung darzustellen. Von ihr gibt es häufig einen Überhang zu Erleb­nis­inhalten, die in direktem Zusammenhang mit der Geschichte der Testperson stehen. Ein Psychiater, der an einem LSD-Trainingsprogramm teilgenommen hatte, schildert ein derartiges Erlebnis:

„Ich war tief in eine abstrakte Welt wirbelnder geometrischer Formen und prunkender Farben verstrickt, die heller und strahlender waren als alles, was ich je in meinem Leben sah. Ich war fasziniert und gebannt von diesem unglaublichen kaleidoskopischen Schauspiel. Dann wurden die geometrischen Strukturen stabil und ordneten sich zur Gestalt eines ziemlich komplizierten, reich verzierten barocken Spiegelrahmens. Es war ein holzgeschnitztes Labyrinth von Zweigen mit üppigem Blattwerk. Der Spiegel war in fünf oder sechs Abteilungen von unterschiedlicher Größe unterteilt, die durch verzweigte Ausläufer des Rahmens von­einander getrennt waren.

Als ich in diese Abteilungen schaute, begannen sich zu meiner großen Überraschung vor meinen Augen allerlei interessante Szenen zu entfalten. Die an diesen Szenen beteilig­ten Personen waren stark stili­siert und ein bißchen marionettenhaft. Die allgemeine Atmosphäre war recht amüsant und komisch, aber mit einem deutlichen Unterton von Heimlichkeit, Geheimnistuerei und Heuchelei. Mir wurde plötzlich klar, daß ich eine symbolische Satire über meine eigene Kindheit beobach­tete, die ich in einer kleinen Provinzstadt in der Welt des Kleinbürger­tums verbracht hatte. Die Szene war bevölkert von typischen Gestalten, die die „Creme“ der lokalen Gesellschaft repräsentierten. Die Erwachse­nen, die in unterschiedlichen Kombinationen zusammen­kamen, waren höchst inkonsequent in ihrem Verhalten und in ihren Urteilen über an­de­re Menschen; sie ergingen sich in kleinkariertem Tratsch, spielten endlose, lächer­liche, scheinheilige Gesellschaftsspiele und tauschten kleine „Geheimnisse“ sexuellen Charakters aus (damit es die Kinder nicht hören und erfahren).

Ich erlebte mich selbst als Teilnehmer und zugleich Beobachter dieser gro­tesken Szenen, ziemlich neugierig und erregt, aber häufig auch verlegen. Zu meiner Überraschung tauchten alle meine Gefühle aus jener Periode meines Lebens aus dem tiefen Unbewußten empor und wurden wieder real und lebendig.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 64)

Die Erfahrungen dieser Art stehen offensichtlich im Zusammenhang mit bedeutsamen Erinnerungen, emotionalen Problemen, ungelösten Konflikten und verdrängtem Material aus verschiedenen Lebensperioden. Diese psycho­dyna­mi­schen Erlebnisse treten in der Gestalt des tatsächlichen Wiederlebens seelisch hochrelevanter Ereignisse, die traumatisch, also verletzender Art waren oder besonders lustvoll in Erinnerung sind. „Kompliziertere Erscheinungen in dieser Gruppe stellen die bildliche Konkretisierung von Phantasien dar, die Drama­tisierung von Wunsch- und Tagträumen, Deckerinnerungen und komplexe Mischungen von Phantasie und Realität.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 65)

Interessant ist für uns hierbei die Tatsache, daß offensichtlich jede Gefühls­regung und jede Einzelheit, die die Testperson tatsächlich erlebt hat, scheinbar irgendwo gespeichert wurde und nun gesteuert von einem autodynamischen Muster wiederkehrt. Und nicht nur das: Sie erlebt nicht nur ihre eigene Rolle noch einmal, sondern muß beim traumatischen Geschehen in zwischen­menschlichen Situationen offenbar die Rollen „aller beteiligten Personen erleben und durcharbeiten.“

Dies gilt für den Fall, daß die Testperson irgendwann einmal das Opfer einer Vergewaltigung war, indem sie sowohl ihre eigene Rolle als auch die Gefühle und das Erleben des Aggressors nachempfinden muß wie auch für den Fall, daß sie eine derartige Szene nur beobachtet. Dann muß sie alle drei Partien durcharbeiten. Bei der typischen Freud’schen „Urszene“ – das kindliche Miter­le­ben des elterlichen Geschlechtsverkehrs – wird die Testperson ebenfalls ge­zwungen, nicht nur ihre eigene Rolle dabei, sondern auch nacheinander die des aggressiven Vaters und der Mutter als Opfer nachzuerleben.

Woher weiß eigentlich jemand, was ein anderer, mit dem er in der Vergan­gen­heit zu tun hatte, gedacht oder gefühlt hat? Die einzige Erklärung für dieses Phänomen ist, daß die Seele jedes Menschen offenbar auch ein Wellensystem ist, das sich nach allen Seiten ausdehnt und mit den benachbarten Systemen das bekannte Interferenzmuster bildet, d.h. in diesem Holonom sind die Gefühle und Gedanken aller beteiligten Personen enthalten, die unter bestimmten Voraus­setzungen offenbar abgerufen werden können. Natürlich kann als Einwand vor­ge­bracht werden, daß es sich hierbei um reine Phantasiegebilde handelt, die nicht den realen Empfin­dun­gen der Interaktionsteilnehmer entsprechen. Abge­se­hen davon, daß die Trennung zwischen Phan­tasie und Wirklichkeit sehr zweifel­haft ist, belegen die Bewegungsanalysen von Condon eindeutig die Einheit nicht nur von Sprecher und Zuhörer, sondern von Personen innerhalb einer bestimm­ten Situation überhaupt.

Wir können nicht einfach weiter davon ausgehen, und das zeigen die Unter­su­chun­gen von Grof in bemerkenswerter Weise, daß wir uns in einer Welt von abgetrennten Objekten mit klar definierten Oberflächen bewegen, sondern wir sind ein Teil des Ganzen und gleichzeitig das Ganze im Teil.

Alles hängt zusammen und nichts wird vergessen. Jede Ursache erzeugt eine Wirkung und diese wirkt wieder auf die Ursache zurück.

Eine andere Bestätigung für unsere bisherigen Überlegungen finden sich in den LSD-Sitzungen von Grof in Bezug auf die Wahrnehmung von Raum und Zeit. Am häufigsten kommt es vor, daß die Zeit wesentlich verlängert wird, d.h. pro realer Zeiteinheit mehr Ereignisse erlebt werden als es in unserer Wirklichkeit der Fall ist.

„Im Extremfall können Minuten als Jahrhunderte oder Jahrtausende erlebt werden, umgekehrt wird manchmal eine lange Zeitspanne in einer Sitzung als nur ein paar Sekunden dauernd wahrgenommen.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 31)

Die Zeit kann aber auch völlig zum Stillstand kommen, so daß der Abfolge­cha­rak­ter von Ereig­nissen verschwindet; Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden als parallel ablau­fend erfahren.

Auch die Raumwahrnehmung verändert sich. Objekte können größer oder kleiner erscheinen und der Raum wird als horizontal oder vertikal zusammen­ge­preßt erlebt. Die Versuchspersonen „können ferner beliebig viele subjektive Räume und individuele Mikrowelten erschaffen, die autonom und ohne Zusammenhang mit unserem Raum-Zeit-Kontinuum sind. Erfah­rungen der Verschmelzung mit dem Raum, des Sichauflösens in ihm, kommen häufig vor; sie können Ekstasegefühle hervorrufen oder mit der Angst vor Tod und Vernichtung verbunden sein. Eine extreme Veränderung von Zeit und Raum ist das Gewahrwerden von Unendlichkeit oder Ewigkeit.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 32)

Eine andere wichtige Frage ist: Warum erleben die Menschen unter der Einwirkung von LSD diese Regressionen in ihre Vergangenheit? Gibt es einen Sinn dafür, daß sie aus allen möglichen Perspektiven besonders emotional auf­geladene Situationen immer wieder durchspielen, daß sie quasi wie im Mario­nettentheater an Schicksalsfäden gebunden sind, die irgendwer herum­schwenkt?

Zunächst einmal müssen wir nach den Forschungsergebnissen von Grof davon ausgehen, daß die Seele eines Menschen schon im embryonalen Stadium in der Lage ist, die Umwelt wahrzu­nehmen und Eindrücke zu speichern. Diese kön­nen positiver und negativer Art sein; in jedem Fall hinterlassen sie eine Wirkung in der späteren Persönlichkeit in Form von Ängsten, Neurosen oder Zwangs­vorstellungen, die durch das Erleben des Geburtstraumas noch verstärkt wird.

Eine mit jedem mystischen Erlebnis vergleichbare Erfahrung hatte ein Teilnehmer bei einer LSD-Sitzung, der seine Empfindungen im Mutterleib nachvollzog. Seine Darstellung ist so faszinierend, daß sie hier ungekürzt wiedergegeben wird.

„Trotz einer relativ hohen Dosis von LSD (300 Mikrogramm) schien die Latenzzeit ungewöhnlich lang zu sein. Die ersten Manifestationen stellten sich erst mehr als eine Stunde nach der Ein­nahme ein, und selbst dann waren sie noch während mindestens einer weiteren Stunde ganz geringfügig. Ich erlebte keinerlei größere perzeptuelle oder emotionelle Veränderungen, nur einen Komplex kleiner physischer Symptome, ähnlich wie bei dem Beginn einer Grippe: ein Gefühl allgemeinen Unbehagens, Frösteln, ein sonderbarer, unangenehmer Geschmack im Mund, leichte Übelkeit und Unbehagen im Vedauungstrakt. Wellen von leichtem Zittern und Zucken erfaßten verschiedene Körpermuskeln, und meine Haut war von Schweißtröpfchen bedeckt.

Ungefähr zwei Stunden nach Verabreichung der Droge wurde ich ungeduldig; ich konnte nicht glauben, daß eine hohe Dosis LSD, die in meinen früheren Sitzungen erregende Veränderungen bewirkt hatte – so daß ich einige Male Angst hatte, meine geistige Gesundheit oder sogar mein Leben stünden auf dem Spiel -, nur eine so geringfügige Reaktion hervorrufen könne. Ich beschloß, die Augen zuzumachen und sorgfältig zu registrieren, was geschah.

Nun schien sich die Erfahrung zu vertiefen, und ich erkannte, daß das, was mir bei geöffneten Augen als das Erleben einer Viruserkrankung durch einen Erwachsenen erschienen war, sich jetzt in die realistische Situation eines Fötus verwandelte, der an irgendwelchen toxischen Einwir­kun­gen während seiner intrauterinen Existenz, der die absolute Vollkommenheit und Seligkeit eines guten Mutterschoßes erlebt, oder ein neugeborenes Kind, das mit einer nähren­den, lebens­spendenden Brust verschmilzt.

Auf einer anderen Ebene wurde ich zum gesamten Weltall; ich erlebte das Schauspiel des Makro­kosmos mit unzähligen pulsierenden und vibrierenden Milchstraßen und war zugleich dieser Makrokosmos. Diese strahlenden und atemraubenden kosmischen Bilder waren vermischt mit Erlebnissen des ebenso wunderbaren Mikrokosmos – vom Tanz der Atome und Moleküle bis zu den Ursprüngen des Lebens und der biochemischen Welt der einzelnen Zellen.

Zum erstenmal erlebte ich das Universum so, wie es wirklich ist: ein unergründliches Geheimnis, ein göttliches Spiel von Energie. Alles in diesem Universum schien bewußt zu sein. Nach­dem ich die Möglichkeit des fötalen Bewußtseins hatte akzeptieren müssen, stand ich nun einer noch verblüffenderen Erkenntnis gegenüber: daß möglicherweise das Bewußtsein alle Existenz durchdringt. Mein wissenschaftlicher Geist wurde durch diese Möglichkeit hart bedrängt, bis ich erkannte, daß zwar viele dieser Erfahrungen mit unserem gesunden Menschenverstand unver­ein­bar waren, aber nicht notwendigerweise außerhalb des Bereichs der Wissenschaft stan­den. Diese Enthüllungen waren sicherlich nicht verblüffender als die Implikationen von Einsteins Relativi­tätstheorie, der Quantenmechanik, verschiedener astronomischer Konzeptionen und moderner kosmogenetischer Theorien. Die pantheistischen Religionen, die Philosophie Spinozas, die Lehren des Buddha, die hinduistischen Vorstellungen von Atman-Brahman, maya und lila: sie wurden alle plötzlich lebendig und bekamen einen neuen Sinn.

Dieses unglaublich reiche und komplexe Erlebnis dauerte eine Ewigkeit – oder so schien es mir. Ich schwankte zwischen dem Zustand eines bedrängten, sich elend fühlenden Fötus und einer seligen, heiteren intrauterinen Existenz hin und her.

Manchmal nahmen die schädlichen Einflüsse die Gestalt archetypischer Dämo­nen oder bös­willi­ger Geschöpfe aus der Welt der Märchen an. Ich gewann neue Einsichten darüber, warum mythi­sche Geschichten und ihre Gestalten die Psyche des Kindes so faszinieren und gefangennehmen. Manche dieser Einsichten hatten jedoch eine viel umfassendere Relevanz.

Die Sehnsucht nach der Wiederherstellung des Zustandes vollkommener Erfüllung, wie er einst im Mutterleib erfahren wurde, war anscheinend die fundamentale Triebkraft eines jeden Menschen. Dieses Prinzip liegt offenbar dem Ablauf der Märchen zugrunde, die unausweichlich einem glücklichen Ausgang zustreben, wie auch dem Traum des Revolutionärs von einem zukünftigen Utopia; dem Bedürfnis des Künstlers nach Anerkennung, Beifall und Gel­tung; dem ehrgeizigen Wettlauf um Besitz, Rang und Ruhm.

…Ich war winzig klein geworden, und mein Kopf war erheblich größer als Rumpf und Extremitäten zusammen. Ich schwebte in einer Flüssigkeit, und irgendwelche schädlichen Chemikalien drangen durch den Nabelbereich in meinen Körper ein. Mit Hilfe von unbekannten Rezeptoren entdeckte ich diese Einflüsse als schädlich und meinem Organismus feindlich. Ich konnte auch in meinen Geschmacksknospen die verletzende Qualität der eindringlichen Substanz wahrnehmen; in meiner Empfindung schien sich der Geschmack von Jod mit dem von in Zersetzung begriffenem Blut oder schlecht gewordener Fleischbrühe zu verbinden.

Währenddessen wurde ich gewahr, daß diese toxischen Attacken etwas mit dem Zustand und der Aktivität des mütterlichen Organismus zu tun hatten. Gelegentlich konnte ich Einflüsse unter­schei­den, die auf Nahrungsfaktoren zurückzugehen schienen – Alkohol, ungeeignete Speisen oder Rauchen -, und andere, die mir in Form chemischer Prozesse die Gefühle meiner Mutter ver­mit­tel­ten – Ängste, Nervosität, Zorn, widersprüchliche Gefühle in bezug auf die Schwan­ger­schaft und sogar sexuelle Erregung.

Der Gedanke, daß im Fötus ein scharfsinniges Bewußtsein existiert, und die Möglichkeit, daß der Fötus alle Nuancen seiner Interaktion mit der Mutter subjektiv wahrnimmt, standen natür­lich in scharfem Gegensatz zu den Vor­stel­lun­gen, die aufgrund meiner medizinischen Aus­bildung in mir verankert waren. Die Realität und Konkretheit dieser Erfahrungen und ihre starke Überzeugungs­kraft brachten den ‚Wissenschaftler’in mir eine Zeitlang in einen sehr ernsten Konflikt.

Dann tauchte ganz plötzlich die Lösung des Dilemmas auf; es wurde mir klar, daß es wichtiger war, die Notwendigkeit einer Revision der gegenwärtig gültigen wissenschaftlichen Über­zeugungen ins Auge zu fassen – eine solche Revision ist ja im Laufe der Menschheitsgeschichte viele Male erfolgt -. als die Relevanz meiner eigenen Erfahrungen in Frage zu stellen.

Als ich es dann fertigbrachte, mein analytisches Denken aufzugeben und die Erfahrung zu akzeptieren, so wie sie war, veränderte sich das Wesen der Sitzung auf dramatische Weise. Die Gefühle von Übelkeit und gestörter Verdauung verschwanden, und ich erlebte einen immer intensiver werdenden Zustand der Ekstase. Hand in Hand damit wurde mein Gesichtsfeld klarer und heller. Es war, als ob vielfache Schichten dicker, schmutziger Spinnweben auf magische Weise zerrissen und aufgelöst würden, ober wie wenn ein schlechtes Film- oder Fernsehbild von einem unsichtbaren kosmischen Techniker korrigiert und scharf eingestellt würde. Die Szenerie öffnete sich, und eine unglaublich gewaltige Flut von Licht und Energie hüllte mich ein und strömte in leichten Schwingungen durch mein ganzes Sein.

…Ich wußte, daß hier die Antwort lag auf das fundamentale Dilemma der Menschheit: Diese unersättliche Sehnsucht, dieses unstillbare Verlangen kann durch keine Errungenschaft und keinen Erfolg in der äußeren Welt, wie groß sie auch seien, befiedigt werden. Die einzige Antwort ist die Wiederherstellung der Verbindung mit diesem Ort im eigenen Geist, im eigenen Unbe­wuß­ten. Ich verstand plötzlich die Botschaft so vieler geistiger Lehrer, daß die einzi­ge Revolution, die funktionieren kann, die innere Umwandlung aller Menschen ist.

Während der Perioden des anscheinenden Wiedererlebens positiver Erinne­run­gen an die fötale Existenz erfuhr ich Gefühle der fundamentalen Identität, des Einsseins mit dem Weltganzen; es war das „Tao“, das Jenseits, das im Innern ist, das Tat tvam asi (Das bist du) der Upanischaden. Ich verlor mein Individuali­täts­bewußtsein; mein Ich löste sich auf, und ich umfaßte in mir die Gesamtheit aller Existenz. Manchmal war diese Erfahrung immateriell und inhaltslos, manchmal war sie von vielen schönen Visionen begleitet – archetypischen Bildern des Para­dieses, der höchsten Fülle, des Goldenden Zeitalters, der jungfräulichen Natur.

Ich wurde zu Fischen, die in kristallklaren Wassern schwimmen, Schmetter­lingen, die über Bergwiesen gaukeln, Möwen, die übers Meer hingleiten. Ich war das Meer, die Tiere, Pflanzen, Wolken – manchmal alle diese Dinge gleichzeitig.

Bei einer Gelegenheit schien sich die Erfahrung des guten Mutterschoßes ins Zeitliche, anstatt ins Räumliche zu öffnen. Zu meinem äußersten Erstaunen erlebte ich meine eigene Empfängnis und verschiedene Stadien meiner embryologischen Entwicklung wieder. Während ich all die Komple­xitäten der Embryogenese erlebte, in Einzelheiten, welche die besten medizinischen Hand­bücher übertrafen, bewegte ich mich blitzartig in eine noch fernere Vergangenheit zurück und erblickte einige phylogenetische Spuren aus dem Leben meiner tierischen Ahnen. Der Wissen­schaftler in mir stieß auf ein weiteres Rätsel: Kann es sein, daß der genetische Code unter bestimmten Umständen in eine bewußte Erfahrung übersetzt wird? Ich beschloß, über diese Pro­ble­me später nachzudenken, und überließ mich ganz der verlockenden Entfaltung der Geheim­nisse der Natur.

Später an diesem Nachmittag geschah nichts Konkretes mehr, und in den Abendstunden verbrachte ich die meiste Zeit damit, mich eins mit der Natur und dem Weltall zu fühlen, und badete in dem goldenen Licht, das langsam schwä­cher wurde. Nur widerwillig gab ich dieses Erlebnis auf und kehrte zu meinem gewöhnlichen Bewußtsein zurück. Ich fühlte jedoch, daß an diesem Sitzungstag etwas zutiefst Bedeutsames mit mir geschehen war und daß ich nie wieder der gleiche Mensch wie vorher sein würde. Ich gewann ein neues Gefühl der Har­mo­nie und der Selbstbejahung und ein umfassendes Verständnis des Seins, das schwer zu definieren ist. Lange Zeit hindurch fühlte ich mich, als sei ich aus rei­ner Energie und reinen geistigen Schwingungen zusammengesetzt, ohne meiner physi­schen Existenz gewahr zu sein. Spät am Abend kehrte mein Bewußtsein allmählich in einen – wie mir schien – geheilten, gekräftigten und perfekt funktio­nie­ren­den Körper zurück (Grof, S.: a.a.O., S. 133 f.).

Diesem Erlebnis gibt es wohl nichts hinzuzufügen. Wer möchte davon nicht wenigstens einen Hauch an sich selbst verspüren?

Der Aufenthalt im Mutterleib ist jedoch nur von beschränkter Dauer, zumindest nach unserem nor­malen Zeitempfinden und die kosmische Einheit wird in dem Moment gestört, wenn der Geburts­vorgang eingeleitet und der Fötus unsanft aus seinen Träumen gerissen wird. Die Ver­suchs­personen, die diese Phase nacherle­ben, empfinden das Gefühl einer zunehmenden lebens­bedrohlichen Gefahr, das mit einer heftigen Angst verbunden ist. Sie erleben oft die Vision eines gigantischen, unwiderstehlichen Strudels, der sie erbarmungslos in sich einsaugt.

Wenn der Muttermund geöffnet ist, beginnt für den Fötus der Kampf ums Über­leben, der mit gewaltsamen mechanischen Druck und häufig mit hoch­gradigem Erstickungszustand verbunden ist. Wenn die Testperson diese Phase durchlebt, steigert sich die Atmosphäre zu einem titanischen Kampf, der katastrophale Dimensionen erreicht. Die Visionen reichen von Vulkanaus­brüchen, verheeren­den Erdbeben, Wirbelstürmen über Atombomben­explosionen, Luftangriffen, riesige Kometen bis zu Erlebnissen des Unterganges von Atlantis, dem Ende von Pompej oder der Vernichtung von Sodom und Gomorrha.

Die Gefühlspalette ist sowohl durch Schmerz, sengender Hitze, mörderischer Aggression wie auch durch leidenschaftliche Liebe, äußerste Lust und religiöser Verzückung und Ekstase gekenn­zeich­net. Sadomasochistische Elemente, die in Form von Orgien erlebt werden z.B. als Folterun­gen und Grausamkeiten aller Art, bestialische Morde und Massenexekutionen, beherr­schen teil­wei­se die Szenen. Manche Personen identifizieren sich mit rücksichtslosen Diktatoren, Tyrannen und grausamen militärischen Führern wie Nero, Dischingis Khan, Cortez, Hitler oder Stalin. Andere mit sadistischen Persönlichkeiten und berüch­tig­ten Massenmördern.

Weiterhin wird in diesem Zusammenhang eine übermäßig starke sexuelle Erregung festgestellt, die sich in Bildern wilder Orgien mit allen nur denkbaren sexuellen Varianten entlädt. Die Testpersonen identifizieren sich mit Harems­be­sitzern, mit Teilnehmern an Phalluskulten oder Gestalten aus der Literatur wie Casanova, Rasputin, Maria Magdalena. Sie erleben Szenen aus Soho, von der Place Pigalle oder nehmen an den raffiniertesten Striptease-Shows oder an willl­den, primitiven Riten mit sinnlichen, rhythmischen Tänzen teil.

Rein physisch sind diese Erlebnisse von einem ungeheuren starken Druck auf Kopf und Körper begleitet, von qualvollen Schmerzen, Herzbeklemmung, Schweißausbrüche, Übelkeit und stoßweisen Erbrechen, Urindrank sowie von einer allgemeinen Muskelspannung, die sich in Zittern, Zuckungen, Schütteln, Krämpfen und komplizierten Verrenkungen entlädt. Häufig wird die gesamte Abfolge dieses Stadiums auch als Hölle erlebt, wie sie wohl kein katholischer Geistlicher seinen Brüdern und Schwestern schwärzer ausmalen könnte. Auch zu diesem Komplex ein Ausschnitt aus einem Versuchsprotokoll:

Das Erlebnis des Geborenwerdens war sehr, sehr verworren. Ich sah den Geburtskanal nie wirklich deutlich oder den Geburtsvorgang oder die glücklich vollzogene Geburt. Ich wußte nur, daß ich geschoben und zusammengezwängt und völlig durcheinandergebracht wurde. Die deutlichste Empfindung meiner Rolle als Kind war, daß ich in etwas eingetaucht war, das mir wie Schmutz und Schleim erschien, das mich überall bedeckte und auch in meinem Mund war und mich zu ersticken drohte. Ich versuchte immer wieder, es auszuspucken, es lozuwerden, und schließlich gelang es mir, mit einem gewaltigen Schreib Mund und Hals frei zu bekommen, und ich begann zu atemen. Das war einer der Hauptmomente erlösender Befreiung in der Sitzung.

Ein anderer Aspekt des Geburtserlebnisses war die Verwirrung, die aus der Tatsache resultierte, daß Genitalien und Schenkel der Frau der Ort von Sexualität und Liebe waren und zugleich auch der Ort, wo dieser Alptraum von Geburt und Dreck und Kot stattgefunden hatte.

Ich erlebte zahlreiche Bilder, in denen Folterer und Gefolterter die gleiche Person waren, ganz ähnlich wie die Mutter und das Kind die gleiche Person waren. Es gab einen Zeitpunkt, wo ich die Schrecken von Buchenwald erlebte und in Stan einen Nazi sah. Ich empfand keinen Haß gegen ihn, sondern fühlte nur zutiefst, daß er, der Nazi, und ich, der Jude, die gleiche Person waren und daß ich ebensosehr der Folterer und der Mörder war, wie ich das Opfer war; ich konnte mich sowohl als Nazi wie auch als Jude fühlen.

Es gab einen Punkt, wo ich mich selbst als gefährlich empfand und Jan warnte, vor mir auf der Hut zu sein. Ich hatte das Gefühl, daß meine Zähne zu gefährlichen, giftigen Fängen wurden, und wußte, daß ich mich in einen Vampir verwandelte. Ich schwebte in der Luft in einer dunklen Nacht auf großen Fledermausschwingen, die dräuenden Fänge entblößt, die giftigen Krallen ausgestreckt. Ich fühle mich als eine Hexe, aus einer Gruppe von Hexen, einer Hexenbrut, die durch die Nachtlüfte ritt. Als Tod, der durch die von Sternen funkelnde Nacht ritt, aber kein Mond stand am Himmel – als gefährliches, böses Wesen, das erfüllt war von der Macht der Hexe.

Irgend etwas setzte dem ein Ende; ich glaube, es war der Wechsel in der Musik. Die Szene verging, und ich fiel in einen  ekstatischen, schwebenden, schimmern­den Glanz (Grof, S.: a.a.O., S. 159).

Im Augenblick der Geburt hat die Versuchsperson das Gefühl, diesen Abgrund von Abfall, Schuld und Aggression durchgelebt zu haben und nach der ausge­stan­denen Todesangst nun geistig wiedergeboren zu werden. Der betreffende Mensch fühlt sich gereinigt und geläutert, er empfindet eine überwältigende Liebe zu seinen Mitmenschen sowie eine Hochschätzung warm­herziger mensch­licher Beziehungen. Irrationaler und übertriebener Ehrgeiz, Streben nach Geld, Stellung, Ansehen oder Macht erscheinen ihm in diesem Zustand als kindisch und absurd.

Die Sinneseindrücke und -wahrnehmungen besitzen eine überwirkliche, trans­zen­dierende Quali­tät, die einen überwältigenden Genuß von Düften, Klängen und visuellen Eindrücken ermög­li­chen. Gefühle der Freude und Erleichterung werden begleitet von tiefer emotioneller und physi­scher Entspannung, Heiterkeit und Gelassenheit. Die Bilder, die in diesem Zusammenhang auf­tau­chen, sind Visionen von Sagengestalten wie Herkules, Theseus, Mithras, die mit über­mensch­lichen Kräften myhtologische Ungeheuer besiegt haben. Vor allem zeigt sich aber ein strahlen­des, blendendes Licht, das „etwas Übernatürliches hat und von einer göttlichen Quelle auszugehen scheint“. Selbst nichtgegenständliche Bilder Gottes in Form reiner geistiger Energie sowie eine Verschmelzung der scheinbar getrennten Identität mit dem universalen Selbst werden wahrge­nom­men und erlebt.

Das Geburtstrauma ist keineswegs das beherrschende Erlebnis, das ständig im Vordergrund der Wahrnehmungen der Versuchspersonen steht. Eher gehören diese Visionen und Empfindungen zunächst in den Hintergrund der LSD-Sitzung und schälen sich erst langsam aus dem Wust der jüngeren Vergangenheit heraus. Es scheint so zu sein, als ob sich Erinnerung auf Erinne­rung legen würde wie die Schalen einer Zwiebel, wobei offensichtlich besonders tief­gehen­de Erlebnisse früher wieder auftauchen als andere. Außerdem sind manche Erleb­nisse miteinander gekoppelt und erweisen sich in der Retrospektive als ursächlich mitein­ander verknüpft.

Ganze Syndrome von Ereignissen tauchen in allen möglichen Varationen immer wieder auf, bis es zu einer Transzendierung und Lösung von dem eigentlichen Primärerlebnis kommt.

Renata, eine zweiundreißigjährige Hausfrau, litt seit der frühen Kindheit an neurotischen Pro­ble­men und war wiederholt wegen schwerer Krebsangst, die zur Selbstverstümmelung führte, sowie wegen zwanghafter Ideenbildung und schwe­rer Depression mit Suizidneigung psychiatrisch stationär behandelt wor­den. Sie hatte außerdem beträchtliche Probleme in ihrem Sexualleben, d.h. es fiel ihr schwer, intime Beziehungen aufzunehmen und ihre Erfahrungen mit Männern waren ziemlich traumatisch und bestürzend für sie. Brutale sexuelle Annähe­run­gen und versuchte Vergewaltigungen waren das vorherrschende Muster. Selbst in ihrer Ehe kam es zu derartigen Szenen und auf ihrem Arbeits­platz versuchten mehrere Männer unabhängig voneinander sie sexuell zu at­tackie­ren.

In ihren LSD-Sitzungen erlebte sie zunächst noch einmal diese Ereignisse und kam dann langsam an Erfahrungen in ihrer Jugendzeit heran, wo schon der harmloseste Kuß schreckliche Angstgefühle in ihr hervorriefen und wo sich der jeweilige Freund im Nacherleben in eine schreckenerregende Tiergestalt verwandelte. Nach langer Zeit und vielen Kämpfen und Seelenqualen, in denen sie immer wieder diese Situationen durcherleben mußte, gelan es ihr mit der Primärerfahrung konfrontiert zu werden. Diese tauchte allerdings nicht komplett auf, sondern wurde in zahlreichen Sitzungen mosaikartig wiedererlebt und lassen sich in der abschließenden Rekonstruktion wie folgt darstellen:

Als Renata 8 Jahre alt war, schlachtete ihr Stiefvater im Badezimmer eine Gans und wurde dabei offenbar von sadistischen und sexuellen Erregungen erfaßt. Er entkleidete Renata, deflorierte sie mit dem Finger und steckte ihr seinen Penis in den Mund, mit der Aufforderung, an ihm zu saugen und zu lecken. Besonders schrecklich war für Renata das veränderte Aussehen des Stiefvaters, der ein seltsames, hektisches Glitzern in den Augen hatte und tierische Züge annahm. Anschließend brachte der Stiefvater Renate in den Keller und zwang sie zu schwören, daß sie niemandem davon etwas erzählte, sonst würde er ihr die Zunge abschneiden.

Die Grundthemen dieser Primärerfahrung waren in den Sitzungen davor in einer Vielzahl symbolischer Metaphern repräsentiert, in Anspielungen auf Bücher, Filme, Gemälde, die mit Gewalt­tätigkeiten, Vergewaltigungen, Sexua­li­tät, Tod, Mord, Geschlechtskrankheiten zusammen­hingen. Alle ihre neuroti­schen Zwangsvorstellungen, ihre tatsächlichen Erlebnisse mit anderen Männern, ihr sexuelles Fehlverhalten konnten im Nachhinein als Wiederholung und Folge ihrer Primärerfahrung gedeutet werden.

Verallgemeinert ausgedrückt sieht es so aus, daß wir alle, Renata ist natürlich nur ein besonders prägnanter Einzelfall, häufig Ereignisse erleben, die im Zusammenhang mit früheren Begeben­heiten stehen, und nicht nur das, die sogar von ihnen diktiert werden. Geradezu zwanghaft drängen sich die Wie­der­holungen der Primärerfahrung im späteren Leben auf und manifestieren sich als scheinbar zufällige Ereignisse unterschiedlichster Art, deren Zusammenhang erst in der Retropsektive deutlich wird.

Krankheiten, Unfälle, Ängste, Leiden, Probleme, aber auch Freuden, Lust, Liebe, Erfolge: alle diese Empfindungen und Begebenheiten können die Folge von Primärerfahrungen sein, die sich in die Seele des Einzelnen wie ein Stempel eingeprägt haben und die Matrix für weitere Erlebnisse dieser Art bilden.

Wie bei Renata, aber auch in vielen anderen Fällen zeigte sich beim Fortgang der LSD-Untersuchungen, daß es noch eine tiefergehende Quelle ihrer Ängste gabe, und zwar das Geburtstrauma. Panische Angst, Erlebnis physischer Bedrohung, Agression, Verbindung von Sexualität und Tod sind wesentliche Bestandteile des Geburtserlebnisses, die bei Renata ihre Fortsetzung in ihrem Erlebnis mit dem Stiefvater fand. Erst als sie diese Ereignisse physisch und psychisch durchgearbeitet hatte, ihr die Zusammenhänge klar geworden waren, verschwanden ihre krankhaften Symptome völlig, und sie konnte als normaler Mensch weiterleben.

Eine in letzter Zeit häufig praktizierte Methode, Vergangenes aus unbewußten Schichten einer Person hervorzuholen und noch einmal durcherleben zu lassen, ist die Hypnose. Auf den suggestiven Befehl des Arztes regrediert der Patient in vergangene Perioden und erlebt bestimmte Stituationen wieder, wobei im Gegensatz zu den LSD-Sitzungen die Erlebnisintensität und vor allem die Dauer von den leitenden Suggestionen des Therapeuten gesteuert werden. So kommt es zwar auch beim Erleben der Geburt zu körperlichen Empfindungen wie Atemnot, Druck auf den Kopf, Schmerzen, usw. aber diese Erlebnisse verblassen angesichts der eben gehörten Schilderungen.

In der Hypnose scheint es auch besonders leicht zu sein, die Versuchsperson über den Zeitpunkt der Geburt zum Durchleben der embryonalen Phase zu bringen, deren Beschreibung ebenfalls den Erlebnissen der psycholytischen Sitzungen entspricht.

Beide Regressions-Methoden haben im therapeutischen Sinne das Ziel, den Patienten mit Hilfe des nochmaligen Durchlebens belastender Situationen von aktuellen neurotischen Zwängen zu befreien. In dem Maße wie sich der Patient des verdrängten Komplexes bewußt wird, scheint er dessen Energie abzubauen. Im Prinzip läßt sich dieses psychotische Syndrom, das sich im Laufe der Zeit um das Primärerlebnis aufbaut, auch als Energiesystem ansehen. Wie ein schwarzes Loch saugt es immer mehr psychische Energie an, die dann an anderer Stelle fehlt und bläst sich dabei krebsartig auf.

C.G. Jung beschreibt in seiner Abhandlung „Der gefühlsbetonte Komplex“ wie sich derartige Komplexe molekülartig aufbauen und dabei das Bestreben haben, auf Kosten der anderen an eigener Intensität zuzunehmen.  Thorwald Dethlefsen (Dethlefsen, T.: Das Erlebnis der Wiedergeburt, München 1982, S. 138), ein bekannter Hypnosetherapeut und Psychologe, schreibt dazu:

„Einen solchen Komplex können wir uns etwa wie einen ständig wach­sen­den Kristall vorstellen. Irgendein affektives Erlebnis sammelt in der Fol­gezeit alle gefühlsmäßig passenden Begebenheiten um sich he­rum und lädt sie immer stärker mit Energie auf. Dieses energetische Wachs­tum kann so weit gehen, daß es an Stärke den normaler­weise über­geord­neten Ich-Komplex erreicht oder sogar zu übertreffen droht.“ (Dethlefsen, T.: Das Erlebnis der Wiedergeburt, a.a.O., S. 83)

Er spricht in diesem Zusammenhang von „Ladung“ eines Systems und meint damit dessen Ener­gie­niveau. Von Jung sind sogar Versuche gemacht worden, diese Ladung bzw. die Affektstärke zu messen. In seinen Assoziations­experi­men­ten bekommt die Versuchsperson ein sogenanntes Reizwort gesagt, auf das sie ein ihr gerade einfallendes Assoziationswort sagen soll, z.B. Baum – Ast, dick – dünn, usw. Aus der Art des Reaktionswortes und aus der Reaktionszeit kann man auf den Zusammenhang mit einem Komplex schließen, wobei das Ergebnis zusätzlich noch durch die psychogalvanische Messung des Hautwiderstandes konkretisiert werden kann.

Es zeigt sich dabei folgende Gesetzmäßigkeit: Je größer die Ladung eines Komplexes ist, desto weniger kann er bewußt gemacht werden (Dethlefsen, T.: Das Erlebnis der Wiedergeburt, a.a.O., S. 83).

Das Bewußtsein spielt offenbar die Rolle eines Blitzableiters, in dem es durch das nochmalige „Anschauen“ des unangenehmen, angsterfüllten und damit affekt­ge­ladenen Problems, was natürlich auch ein Nachempfinden mit sich bringt, die ge­speicherte Energie oder den Energie­knoten abbaut. Da es jedoch naturgemäß vor dem nochmaligen Erleben einer traumatischen Situation Angst hat, ver­drängt es dieses Wissen so weit wie möglich, so daß der Einzelne bei Normal-Bewußtsein lediglich die Auswirkungen des immer stärker werdenden Molochs zu spüren bekommt, ohne das eigentliche Problem in den Griff zu bekommen.

Die Neutralitätsfunktion des Bewußtseins kann man sich auch so vorstellen, daß es durch Nacherleben der verschiedenen aufeinander aufbauenden Schich­ten den Komplex in Moleküle zerlegt und damit ihn seiner Wirk­sam­keit beraubt. Wenn alles zersetzt ist, bleibt der saubere Mensch oder wie ihn die Dianetik, eine weitere Methode zur psychischen Reinigung, der „Clear“, übrig.

Die Dianetik kommt ohne Hypnose und Drogen aus, der Patient bleibt während der gesamten Therapie hellwach, das Ergebnis scheint das gleiche zu sein. Ein Clear ist nicht nur frei von Neurosen und Verdrängungen, er ist auch in der Regel organisch gesund, hochintelligent, fühlt sich stets glücklich, und besitzt die fantastische Fähigkeit, sich jederzeit sämtliche Begebenheiten seiner Vergangen­heit mit allen Empfindungen zu vergegenwärtigen (Dethlefsen, T.: Das Erlebnis der Wiedergeburt, a.a.O., S. 84).

Wenn wir noch einmal an die Definition des Bewußtseins zurückdenken, dann können wir sagen, daß der Clear durch das Gewahrwerden des Zusammen­hanges zwischen psychischen Komple­xen und seiner augen­blicklichen Lebens­situation einerseits (Reizwahrnehmung) und dem bewuß­ten Nach­erleben dieser unbequemen Ereignisse andererseits (Verarbeitung) die Quali­tät seines Bewußtseins erhöht hat.

Er hat ein höheres Niveau des Ansprechvermögens erreicht, was hier gleich­be­deu­tend ist, mit ei­nem angenehmeren Leben im Sinne von angstfrei, sorgenlos, schmerz­frei, lustvoll, reichhaltig, usw.

Gefühle und Empfindungen sind offenbar auch energetischer Natur. Sie schei­nen sich zu ähnlichen Systemen aufzubauen wie der materielle Körper, verbin­den, lösen und überlagern sich und tragen damit zur holonomischen Struktur der Wirklichkeit bei.

In der Esoterik ist diese Sicht der Wirklichkeit wie gehört schon längst selbst­ver­ständ­lich. Sie geht noch einen Schritt weiter und glaubt, daß in diesem Holonom nicht nur die Informationen einge­zeichnet sind, die ein Mensch während seines Lebens erhält, sondern auch Erlebnisse und Ereignisse, die diese Person während eines früheren Lebens durchgemacht hat. Sozusagen ein psychischer Komplex, der über Jahrhunderte und Jahrtausende aufgebaut bzw. abgebaut wird. Dieses Karma, das im Tibetanischen Totenbuch eine zentrale Rolle spielt, ist verantwortlich für die soziale Situation, in die ein Mensch hineingeboren wird und für die Erlebnisse, die er während seines Lebens und nach dem Tod hat.

Wir wollen uns dem Problemkreis Tod und Wiedergeburt nähern, in dem wir zunächst die sogenannten Sterbeerlebnisse näher untersuchen. Hierzu gibt es mittlerweile auch mit wissenschaftlichen Methoden erstellte Forschungs­ergeb­nisse, die nicht nur diese Berichte, sondern die Existenz einer außerkörperlichen Seele, in welcher Form auch immer, unterstützen.

 

4.4. Dem Tode nahe

Bevor wir uns mit dem Tod oder besser gesagt mit Menschen, die an den Rand des Todes gerieten, beschäftigen, noch ein paar Gedanken über die Seele.

Unter Seele haben wir bisher alles eingeordnet, was in die Kategorie Emotion, Empfindung, Psyche und im gewissen Sinne Bewußtsein paßte. Wir haben damit die Seele individualisiert, was sich auch in Begriffen wie Selbstbewußt­sein, psy­chi­scher Komplex oder Astralkörper ausdrückte. Anderer­seits zeigen die Untersuchungsergebnisse der Psychotherapie, das sie mehr enthält als die kleinkarierten Ängste und Empfindungen des Einzelnen.

Die Seele ist Ausdruck unserer Individualität, wenn wir damit aus dem holono­mi­schen Universum jenen Bezirk meinen, der unsere persönliche Existenz darstellt, also unser Selbstbewußtsein, unsere Erinnerungen, unsere Emotionen – zugleich ist sie aber auch ein Teil des Ganzen und damit untrennbar verbunden.

Es gibt nicht die Seele, die als unser Eigentum unser Leben begleitet und uns womöglich in die Wiedergeburt führt. Das ist genauso wie mit unserem Körper. Wir haben keine Seele, sondern wir sind die Seele, zu der auch unser Körper gehört und im weiteren Sinne alle übrigen Systeme.

Der Tod und was danach kommt, ist ein Thema, mit dem sich die Menschen natur­gemäß schon immer beschäftigt haben. Eigentlich gibt es nur zwei Kategorien, in die sich die jeweiligen Vorstellungen aufteilen lassen. Entweder glauben die Menschen, daß nach dem Tod das persönliche Leben in irgendeiner Form weitergeht (Esoteriker im weitesten Sinne) oder sie sind so materiali­stisch eingestellt, daß für sie mit dem Herzstillstand und der Auflösung des Körpers jegliches Leben in individualisierter menschlicher Form beendet ist.

Für die erste Gruppe war Ende der 70er Jahre eine Art Hoch-Zeit, als eine Welle von Berichten über Nah-Todes- und Sterbeerlebnisse den Glauben an ein Leben nach dem Tod nährte und für viele sogar zur Gewißheit verdichtete. Auch die zweite Gruppe blieb davon nicht unbeeinflußt. Einer von ihnen war so beeindruckt, daß er es ganz genau wissen wollte und von seinen Unter­su­chungs­ergebnissen werden wir jetzt das wichtigste hören.

Als Kardiologe im medizinischen Fachbereich der University of Florida hatte Dr. Michael B. Sabom reichlich Gelegenheit mit Patienten zusammenzukommen, die dem Tod sehr nahe waren und dabei einen Blick nach drüben werfen konnten, wenn dies möglich war.

Als gestandener Naturwissenschaftler interessierte sich Dr. Sabom allerdings eigentlich überhaupt nicht für dieses Thema, sondern kam damit nur zufällig nach Erscheinen des Buches „Leben nach dem Tod“ von R. Moody in Berührung. Seine damalige Einstellung charakterisiert er wie folgt:

„Damals und auch noch einige Jahre später war ich viel zu sehr mit Routine­anforderungen meiner ärztlichen Ausbildung beschäftigt, um mir groß Gedan­ken über den Tod zu machen. Mir wurde beigebracht, wie man Menschen am Leben erhält; ich kam dabei gar nicht auf die Idee, über das Schicksal derjenigen nachzudenken, die nicht durchkamen. Hätte mich jemand gefragt, was ich vom Tod halte, so hätte ich ihm wahrscheinlich geantwortet, daß für mich der Tod ganz einfach das Ende des Lebens sei. Obwohl ich in einer religiösen Familie groß geworden war, hatte ich immer versucht, Religion und Wissenschaft auseinanderzuhalten. Für mich diente damals der christliche Glaube an ein Fortleben nach dem Tod lediglich dem Zweck, irdisches Verhalten in richtige Bahnen zu lenken und den Menschen die Angst vor dem Sterben und dem Tod zu nehmen; derartige Lehren waren für mich subjektiv und damit unwissenschaftlich. Und ich hatte mir fest vorgenommen, niemals un­wissenschaftlich zu sein. Meine jahrelange medizinische Ausbildung hatte mich zu der Überzeugung gebracht, daß man früher oder später eine Antwort auf die meisten, wenn nicht sogar auf alle offenen Fragen des Universums finden werde, wenn man wissenschaftlich vorgehen, sich also der Laborforschung bediene. Es gab so keine unerklärbaren Phänomene, sondern lediglich ‚wissenschaftliche Fakten‘, die erst noch entdeckt werden mußten. Man mußte lediglich den richtigen wissenschaftlichen Weg finden, dann würde man auch eine Antwort bekommen.“ (Sabom, M.B.: Erinnerung an den Tod, München 1982, S. 14)

Mit dem Vorsatz, die Sterbeerlebnisse im Moody-Buch als Farce zu entlarven, nahm sich Dr. Sabom einige Patienten vor, die einen Herzstillstand überlebt hat­ten, um sie nach besonderen Ereignissen während ihres Komas zu befragen. Nach gewissem Zögern berichtete schon die dritte Patientin glaubwürdig über ein typisches Sterbeerlebnis, so daß sich bei Dr. Sabom erste Zweifel an seiner eigenen Einstellung regten. Zusammen mit einer Kollegin nahm er sich nun vor, diesem Phänomen mit wissenschaftlicher Gründlichkeit auf die Spur zu kommen.

Zunächst standardisierten sie ihre Interviewmethoden, um sicherzustellen, daß alle Patienten in der gleichen Weise befragt wurden. Es wurde bei keinem der Interviewten von vornherein der Eindruck erweckt, daß es bei dem Gespräch um mögliche Sterbeerlebnisse ging, sondern die Frage danach tauchte unter einer ganzen Reihe anderer Fragen mehr beiläufig auf. Alle Gesprä­che wurden mit Tonband aufgezeichnet und hinterher eingehend analysiert.

Von den 78 interviewten Personen waren 66 durch einen Herzstillstand dem Tode nahe gewesen, acht lagen für eine bestimmte Zeit im Koma und vier hatten einen lebensgefährlichen Unfall. 43 %,. d.h. 33 Personen berichteten von einem Sterbeerlebnis, das die meisten allerdings erst nach längerem Zögern und nach einer zufriedenstellenden Antwort auf ihre Frage „Warum wollen Sie das wissen?“ preisgaben. Kaum jemand hatte dieses Erlebnis bisher einem anderen anvertraut, da sie fürchteten, für verrückt erklärt zu werden. Die meisten hatten ihr Nah-Todes-Erlebnis im Krankenhaus, der Mann im folgenden Fallbeispiel auf einem Kriegsschauplatz:

Es war am Morgen des 6. Juni 1966 etwas um 5 Uhr… Wir konnten in einer Entfernung von etwas 300 Fuß die Vietcong recht gut ausmachen. Wir waren damals an die 35 Mann. Sie beschossen uns mit Granatwerfern und mit Maschinengewehren. Wir konnten ein paar von den Maschinengewehren sehen, und der Kamerad drei Mann weiter links von mir hatte eine leichte Panzerabwehrwaffe, die man wie eine Bazooka auf die Schulter nimmt. Er bekam den Befehl, zu versuchen, eines der Maschinengewehre außer Gefecht zu setzen. Als er in Stellung ging, erwischte es ihn… Ich wollte ihn herumreißen, um die Richtung des Geschosses zu verändern, doch da wurde ich zwischen Daumen und restlicher Hand getroffen. Als ich zurückspringen wollte, explodierte das Geschoß, und ich machte durch die Druckwelle einen Salto rückwärts… Gerade, als ich am Boden aufkam, explodierte hinter mir eine Granate, und ich machte einen Salto vorwärts. Dann fehlen mir in der Erinnerung offensichtlich ein paar Stunden…

Ich konnte die Vietcong sehen. Ich konnte den Kerl sehen, der mir die Stiefel von den Füßen zog. Ich konnte sehen, wie sie im Kreis herumliefen und verschiedene Sachen aufsammelten… Ich hatte das Gefühl, von oben hinunterzuschauen. Ich konnte mich sehen… Ich hatte das Gefühl, auf eine Puppe hinunterzuschauen, die dort unten lag…Ich konnte mein Gesicht sehen und ich konnte meinen Arm sehen. Ich war ziemlich verbrannt, und überall war Blut… Ich konnte eine M-14 (Gewehr) in drei oder vier Fuß Entfernung sehen und ich versuchte ran­zu­kom­men, ich konnte mich aber nicht bewegen… Es war so, wie in einem tiefen Traum… Ich sah, wie sich der Kerl an meinen Stiefeln zu schaffen machte, und ich wartete darauf, daß er endlich wegging, damit ich an das Gewehr rankam, ich konnte jedoch meinen Körper nicht bewegen …

Ich spürte keinerlei körperliche Schmerzen, ich konnte lediglich die Puppe nicht dazu bringen, sich zu dem Gewehr zu bewegen… Ich versuchte, diese Glieder­pup­pe dazu zu bringen, sich zu dem Gewehr zu bewegen. Ich war eine Art Zu­schau­er… das Ganze war so, als ob es jemand anderem passierte… Um 16 oder 17 Uhr kamen unsere eigenen Truppen. Ich konnte sie hören und auch se­hen… Ich war ganz offensichtlich hinüber, verbrannt. Auch meine Uniform war völ­lig verbrannt. Ich sah tot aus… Sie steckten mich in einen Sack… Wir wurden auf einen Karren geschichtet… Wenn ich jemanden von ihnen (den Soldaten) hinter­her gesehen hätte, hätte ich ihn identifizieren können… Wir wurden zu einem Lkw geschafft und in die Leichenhalle gebracht. Ich erinnere mich daran, daß ich auf dem Tisch lag und daß der Kerl Witze über die Truppenbetreue­rin­nen erzählte…

Alles, war ich damals anhatte, war meine blutige Unterhose. Ich beobachtete, wie er mir die mit einem Griff herunterriß, wie er mir das Bein abspreizte und wie er mich (in die linke Leiste) schnitt (um zur Einspritzung von Einbalsamie­rungs­flüssigkeit die Oberschenkelvene freizulegen)… Er hatte bereits einen leich­ten Einschnitt gemacht, als er plötzlich zu lachen aufhörte, er war erstaunt darü­ber, daß die Wunde noch so stark blutete. Er prüfte noch einmal meinen Puls und meinen Herzschlag, ich konnte das alles so sehen, wie man einen dritten sieht… Er prüfte den Puls und da er sich nicht sicher war, fragte er jemand anders.

Etwa an diesem Punkt setzte meine Wahrnehmung aus… Sie schafften mich offen­sichtlich in einen anderen Raum und amputierten mir die Hand, und vielleicht ein paar Minuten nach der Operation war der Kaplan bei mir und sagte, alles werde in Ordnung kommen… Ich sah die Dinge nicht mehr von außerhalb meines Körpers, ich bildete wieder eine Einheit.“ (Sabom, M.B.: a.a.O., S. 111 f.)

Kennzeichnend für fast alle Sterbeerlebnisse war das Gefühl, außerhalb des eigenen Körpers zu sein und die vertraute Wirklichkeit von oben oder sich selbst von der Seite aus zu sehen. Diese out-of-body-Erfahrung wird in der Esoterik oft beschrieben, ob sie nun als Astralreisen, Zweitkörperabspaltung oder Seelen­wanderung bezeichnet wird. Im übrigen spielte das Wissen um derartige in der Literatur beschriebenen Phänomene statistisch gesehen in der Untersuchung von Dr. Sabom keine Rolle, d.h. es war gleichgültig, ob jemand schon etwas über ein Leben nach dem Tode gehört hatte bzw. daran glaubte oder nicht; das Sterbe­erlebnis trat unabhängig davon auf. Wie die nachstehende Tabelle zeigt, weisen auch andere biographische Daten keine signifikante Korrelation zu diesem für fast alle Interviewten sehr einschneidenen Erlebnis auf, das ihr Verhältnis zum Tod und ihre Todesfurcht im Anschluß daran jedoch sehr stark beeinflußte (Sabom, M.B.: a.a.O., S. 258).

Bei dem Versuch, Sterbeerlebnisse nicht einfach nur darzustellen oder sie sogar zu glorifizieren, wie es die meisten anderen Autoren dieses Genre gemacht haben, sondern sie kritisch zu hinterfragen, stellten für Dr. Sabom Erlebnisse bei Operationen ein besonders geeignetes Betätigungsfeld dar. Hier konnten die Beschreibungen von Vorgängen, wie sie sonst auf der Straße oder im Krankenzimmer bei akuten Krisen abliefen, nicht nur einfach hingenommen, sondern durch die Operationsprotokolle in gewissem Maße überprüft werden.

Biographische Daten von 61 nicht operierten Personen mit Sterbeerlebnissen

Eine 42jährige Frau berichtete über folgendes Operationserlebnis, während sie in tiefer „Bewußt­losigkeit“ auf dem Operationstisch lag:

„Sie hatten mir ‚am Morgen des Operationstages‘ eine Spritze gegeben, und ich war so richtig schläfrig. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß ich aus meinem Zimmer in den Operations­saal geschafft wurde… Ich erinnere mich erst wieder daran, daß ich im Operationssaal das Ge­fühl hatte, oben an der Decke zu schweben. Über meiner Schulter schien ein Licht zu sein, weil es so warm war. Ich glaube, es war die Operationslampe oder so etwas Ähnliches. Ich fühlte mich wirklich prima und ich war richtig aufgeregt, weil ich zusehen konnte, wie sie arbeiteten… Es war schon ein komisches Gefühl, ich war oben an der Decke, und mein Körper war dort unten…

Es war ein grüner Raum. Mir fiel auf, daß der Operationstisch nicht parallel zu den ganzen Instrumenten stand, das war richtig interessant für mich… Sie tru­gen Operationskleidung… Ich konnte sehen, wie sie mich am Rücken operierten. Ich schwebte oben an der Decke und sah zu.

Komisch, jetzt fällt mir ein, daß mir beim Zuschauen gar nicht schlecht wurde. Ich erinnere mich noch daran, daß ein Arzt auf der einen Seite des Tisches stand und der andere, der Oberarzt der neurochirurgischen Abteilung, wie ich später erfuhr, auf der anderen Tischseite. Der Oberarzt schien einen Großteil der Ope­ra­­tion durchzuführen. Er gab auch Dr. D. Anweisungen. Das war interes­sant, denn eigentlich hätte mich Dr. D. operieren sollen. Dann hörte ich Dr. D sagen: ‚Das ist der Diskus! Da ist er!‘ Ich bewegte mich daraufhin nach unten, um aus der Nähe zu sehen, was vor sich ging. Ich war erstaunt, wie tief meine Wir­bel­säu­le in meinem Rücken lag, unter wie vielen Schichten. Es war wirklich un­glaub­lich, wie tief die Wirbelsäule lag. Ich hatte immer geglaubt, sie sei ganz oben.

Dann sah ich, wie sie hineinlangten, ich glaube, es war auf der linken Seite, und die Bandscheibe herausholten… Sie benutzten dazu eine lange Pinzette, die vorne abgebogen war… Mir kam das absolut phantastisch vor. Ich sagte mir immer wieder: ‚Das ist einfach unglaublich! Das ich einfach phantastisch!‘ Ich konnte gar nicht begreifen, daß schon alles vorüber war. Plötzlich sagte irgend jemand hinter meinem Kopf – äh – ich weiß nicht mehr genau, was er sagte – doch, jetzt weiß ich es wieder, er sagte ‘Stillstand!’… Er sagte ‘verschließen!’, und sie nahmen mir in Windeseile die Klammern heraus und begannen mich zuzunähen. Sie fingen unten an, und sie nähten so schnell, daß oben noch ein Stück Haut wegstand, als sie fertig waren. Ich war verärgert, weil sie offensichtlich irgendwo zu fest angezogen hatten. Ich dachte mir: Das hätte ich besser gekonnt. Ich hätte es aber wahrscheinlich nicht so schnell gekonnt.

Das Ganze war für mich nun nicht mehr übermäßig interessant, ich schwebte deshalb wieder zur Decke hoch, zur Tür hinaus und den Korridor hinunter. Ich war ganz oben an der Decke, denn die Neonleuchten waren richtig grell. Danach erinnere ich mich an nichts mehr, erst wieder daran, daß ich in einem anderen Raum aufwachte (Sabom, M.B.: a.a.O., S. 95f.).

Sämtliche Hinweise dieser Frau auf operationsspezifische Details, konnten nach­träg­lich anhand des Operationsberichtes verifiziert werden. Dies gilt auch für eini­ge weitere Fälle, wobei sich natürlich die laienhafte Beschreibung dem eigentlichen Sachverhalt meistens nur grob annäherte. Auf jeden Fall gab es keinen groben Schnitzer, der davon herrühren konnte, daß sich jemand die Geschichte ausgedacht hatte. Die Krankenunterlagen waren jedesmal unter Verschluß gehalten worden, so daß davon ausgegangen werden muß, daß die Bewußtlosen tatsächlich Informa­tionen, auch visueller Art, erhalten hatten, die keine andere Erklärung als ihr Erlebnis zuließen.

Mit den Operationserlebnissen, die insgesamt 13 mal vorkamen, zeigte sich noch ein anderes Phänomen, das über das reine Sterbeerlebnis hinaus, dem in der Regel eine lebensbedrohende Krise vorausging, zu außerkörperlichen Ereignissen führte, die nicht durch eine Nah-Todes-Erfahrung, sondern nur durch eine mehr oder weniger tiefe Bewußtlosigkeit während einer Operation zustande kamen. Diese Feststellung erinnert an die Beschreibungen von Zweitkörperabspaltungen, wie sie Zur-Fluh, Waeltli, usw. erlebt haben, als sie im Schlaf in die andere Wirklichkeit rollten.

Offensichtlich besteht die Möglichkeit, das geistige Doppel abzustreifen, ohne einem besonde­ren Streß ausgesetzt zu sein. Zumindest scheint dies für Personen manchmal ein direkt leichtes Spiel zu sein, denen eine derartige Trennung einmal unfreiwillig gelungen ist. Mehrere Interviewte berichteten von außer­körper­lichen Erlebnissen nach ihrem ersten Sterbeerlebnis, als ob sie dabei einen Spaziergang unternahmen.

Eine Dame, so berichtet Dr. Sabom, hatte sogar die Möglichkeit, sich im Wach­zu­stand von ihrem Körper abzulösen und buchstäblich neben sich selbst herzugehen:

„… Ich habe schon ein paar Bücher über Astralreisen gelesen, aber die waren alle so okkultistisch, daß ich sie nicht ernst nahm. An meinen Erlebnissen war nichts Okkultistisches. Einige hatte ich im Wachzustand. Ich wollte mich davon überzeugen, daß ich nicht träumte. Ich wollte wissen, ob ich meinen Körper im Wachzustand verlassen konnte, und ich konnte es tatsächlich. Ich konnte meinen Körper verlassen und gleichzeitig auf der Straße gehen. Ich blieb aber immer in seiner Nähe. Ich dachte mir damals: Da ich nicht träume, ist das entweder real oder ich bin verrückt…“ (Sabom, M.B.: a.a.O., S. 157)

Die Untersuchung von Dr. Sabom ist mit wissenschaftlicher Gründlichkeit durch­ge­führt worden und hat deshalb auch Anerkennung in medizinischen Fach­zeit­schrif­ten wie z.B. im „Journal of the American Medical Association“ gefunden. Für einen Wissenschaftler erhebt sich aber auch die Frage nach einer Erklärung für die beobachteten Phänomene. Die Palette möglicher Begründungen reicht von bewußter oder unbewußter Erfindung über Halluzinationen und Träume bis zu Schläfenlappenanfällen und Endorphinausschüttung. Keine dieser Erklärun­gen, die von anderen Wissenschaftlern ins Feld geführt wurden, sind nach Mei­nung von Dr. Sabom ausreichend, um sämtliche Begleitumstände des Sterbe­erleb­nis­ses, das im übrigen wie bei den LSD-Erlebnissen neben der Ich-Abspaltung auch Reisen in jenseitige Welten und Kontakte zu Geistern u.ä. enthält, plausibel zu machen.

Nachdem er selbst anfangs sehr kritisch diesen Berichten gegenübergestanden hat, kommt er am vorläufigen Ende seiner diesbezüglichen Forschungen zu dem Schluß, daß lediglich die Hypothese vom Dualismus Geist und Gehirn eine befriedigende Erklärung liefern kann. Er zitiert in diesem Zusammenhang den britischen Wissenschaftler Sir Charles Sherrington, der in den dreißiger Jahren den Nobelpreis für Medizin bekam:

„Wir müssen davon ausgehen, daß die Frage der Beziehung des Geistes zum Gehirn nicht nur noch nicht beantwortet ist, sondern daß es noch nicht einmal eine Basis für die Beantwortung gibt … Die Annahme, daß unser Wesen aus zwei fundamentalen Elementen (Geist und Gehirn) besteht, ist nicht unwahrscheinlicher als die, daß es nur aus einem (dem Gehirn) besteht.“ (Sabom, M.B.: a.a.O., S. 242)

John C. Eccles, der bereits genannte Gehirnforscher und Nobelpreisträger, kommt in seinem Buch „Das Ich und sein Gehirn“ (Popper, K.R. /Eccles, J.C.: a.a.O.), das er zusammen mit dem Philosophen R. Popper heraus­brachte, zu dem gleichen Ergebnis. Der Leib oder allgemein die Materie mitsamt der bekannten physischen Welt können nicht länger als die einzige Realität angesehen werden. „Daneben“ scheint es noch etwas zu geben, was möglicherweise einen umfassenderen Anspruch auf Reali­tät erhebt und das wir bereits u.a. als Seele gekennzeichnet haben.

Die Sterbeerlebnisse, aber auch harmlosere Situationen, lockt sie offensichtlich hervor, d.h. die Bindungen an ihr materielles Abbild lockern sich und es zeigt sich, daß das eigentliche Ich unabhängig vom Körper existieren kann. Sterbeerlebnisse sind aber nur Nach-Todes-Erlebnisse. Die Menschen kommen aus dem Jenseits wieder zurück. Sie haben mehr oder weniger nur einen Zipfel aufgedeckt. Was passiert aber, wenn wir wirklich sterben?

 

4.5. Karma, Tod und Wiedergeburt

Schauen wir uns doch einmal an, was das Tibetanische Totenbuch zu dem Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt, dem Bardo, sagt (Näheres siehe Ulrich, Hans E.: Von Meister Eckhardt bis Carlos Castaneda).

Der Bardo-Körper, also der Astral- oder Seelenkörper, entweicht, wenn es gut geht, im Augenblick des Todes aus dem Scheitelchakra und erlebt bei entsprechendem Karma das „Klare Urlicht“.

Wenn er dieses erkennt, wird er vom Rad der Wiedergeburt befreit. Wenn nicht, tritt das sekundäre „Klare Licht“ auf und nach ihm friedliche und zornige Gott­heiten bis hin zum Erleben von Himmel und Hölle und der Einstieg in die Wieder­geburt.

Versucht man den dynamischen Aspekt dabei mit physikalischen Begriffen zu beschreiben, wie es der Übersetzer des Tibetanischen Totenbuches getan hat, kommt man zur folgenden Analogie:

„Ein aufspringender Ball erreicht seine größte Höhe beim ersten Rück­sprung; der zweite Rücksprung ist niedriger, und jeder folgende Rück­sprung ist noch niedriger, bis der Ball zur Ruhe kommt. Ähnlich verhält es sich mit dem Bewußtseinsprinzip beim Tod eines menschlichen Kör­pers. Sein erster geistiger Absprung unmittelbar nach dem Verlassen des irdischen Körpers ist der höchste; der nächste ist niedriger. Schließlich, wenn die Kraft des Karmas sich im Nach-Tod-Zustand ausgegeben hat, kommt das Bewußtseins­prinzip zur Ruhe, ein Schoß wird aufgesucht, und dann erfolgt die Wiedergeburt in dieser Welt.“ (Das Tibetanische Totenbuch, a.a.O., S. 173)

Die Berichterstatter von Zweitkörper-Abspaltungen im selbstbewußten Traum sprechen auch davon, daß sich ihr Astralkörper manchmal ruckartig wie von einem Magneten angezogen in die irdische Hülle zurückkatapultiert (Vgl. z.B. Zurfluth, W.: a.a.O.).

Offensichtlich spielen beim Austritt der Seele aus dem Körper vertraute physikalische Gesetzmäßigkeiten eine Rolle, was nicht weiter verwundert, da die Seele ja normalerweise aufs engste mit dem materiellen Körper verbunden ist. Aber selbst im Nach-Tod-Zustand und der durch das Karma verursachten Wiedergeburt hat es den Anschein, als ob hier Kräfte einwirken würden, die nicht willkürlich aufgrund irgendeiner launigen Schicksalsmacht zustande kom­men, sondern daß sich eine mehr automatenhafte Verkettung von Ursache und Wirkung abspielt, die einzig allein daran orientiert ist, welches Maß an karmischer Verwirrung der Einzelne aus der Vergangenheit mitbringt. Was ist Karma?

Noch einmal ein Kommentar zum Tibetanischen Tobenbuch: Der schrittweise Abstieg zur Wiedergeburt wird von den tibetanischen Lamas mit einem Gleichnis erklärt, das von einer Nadel spricht, die auf einem Faden balanciert wird und dann ins Rutschen gerät.

„Solange die Nadel ihre Balance hält, bleibt sie auf dem Faden. Schließlich jedoch wird das Gesetz der Schwerkraft wirken, und sie fällt. Und in ähnlicher Weise genießt die Geistesverfas­sung eines Sterbenden im Bereich des Klaren Lichtes für Augenblicke einen Zustand der Balance, des vollkommenen Gleichgewichtes und des Eins-Sein. Wegen der Fremdheit eines solchen Zustandes, der ein ekstatischer Zustand des Nicht-Ich ist, fehlt dem Bewußt­seins­­prinzip des durchschnittlichen Menschenwesens die Kraft, nun in Funktion zu treten. Karmische Neigungen bewölken das Bewußtseinsprinzip mit Gedanken von Persönlichkeit, von individualisiertem Sein, von Dualismus und, das Gleichgewicht verlierend, fällt das Bewußt­seinsprinzip ab vom Klaren Licht. Es ist die Gedankenbildung eines Ich, eines Selbst, das die Realisation von Nirwana verhindert (welches das Ausblasen der Flamme egoistischer Sehnsucht ist); und so fährt das Rad des Lebens fort, sich zu drehen.“ (Das Tibetanische Totenbuch, a.a.O., S. 172)

Das Klare Licht steht hier offensichtlich für den Zustand der buddhistischen Er­leuch­tung, des Bewußtseins universaler Einheit, das durch das Festhalten am per­sönlichen Selbst, an Wünschen, Neigungen, etc. verdunkelt wird und das Ego dadurch erneut in den Abgrund stürzen läßt. Hieraus ist zu schließen, daß Kar­ma eigentlich alles ist, was außerhalb dieser kosmischen Einheit steht, bzw. glaubt zu stehen.

Jede Trennung, jede Abspaltung, jeder Unterschied, die wir vornehmen oder den wir machen, entfernt uns ganz im Sinne von Meister Eckhardt von Gott, vom Klaren Urlicht, vom Nirvana, usw. All unsere Wünsche und Hoffnungen, unsere Triebe und Bedürfnisse, die der Verbesserung unserer persönlichen Wohl­fahrt dienen, sind eine Belastung für die göttliche Erkenntnis, dann nämlich, wenn sie als allein seligmachend angesehen und bewertet werden.

Im weitesten Sinne kann man sogar das Erleben dieser Welt, nämlich die in Raum und Zeit gebundene Wahrnehmung von Objekten mit abgegrenz­ten Oberflächen als Karma, als beschränktes Bewußtsein oder als Unwissen­heit bezeichnen. Und das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern für Tiere, Pflan­zen, sogar für jedes Stück Materie im gleichen Maße. Karma ist nicht ein irgendwo zusammengebrautes Schicksal, sondern existiert hautnah in der spezifischen Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Der Prozeß der Evolution ist deshalb ein Prozeß des Erkennens, der Ausweitung des Bewußtseins und damit der Beseitung des Karmas und seiner Illusionen. In dem wir uns davon lösen, die Welt als abgesondert von uns selbst zu sehen und dementsprechend zu handeln, nähern wir uns dem Zustand der zeit- und raumlosen Erleuchtung, wie sie der gerade Verstorbene nach dem Tibetanischen Totenbuch zu schließen, kurzfristig erreicht. Lassen wir uns jedoch in unserem Denken, Fühlen und Handeln davon leiten, uns als abgetrennt, als um unser persönliches Wohlergehen besorgtes Wesen zu empfinden, dreht sich das Lebensrad weiter.

Dies gilt nicht nur für den Augenblick des Todes, sondern für jede Minute des Lebens. Es besteht jederzeit die Möglichkeit, wie es die Berichte besonders der Mystiker belegen, das Klare Urlicht zu erkennen und sich vom sansara zu befrei­en. Dazu bedarf es allerdings einer Bewußtseinserwei­terung und vor allem Be­frei­ung von irdischen Bindungen, die kaum jemand auf Anhieb erreicht.

Im Zusammenhang mit dem Karma wird von Esoterikern gern auch die Behaup­tung aufgestellt, daß z.B. besonders schwere Schicksale, die Einzelne auf der Erde erleben, in einer Schuld begründet liegt, die derjenige in einem voran­ge­gan­genen Leben auf sich geladen hat. Wenn also jemand permanent Schwie­rigkeiten hat, ein zufriedenes Leben zu führen, unter schwerer Jugend, Krank­heit, Erfolgslosigkeit, usw. zu leiden hat, dann hat er möglicherweise früher in besonderem Maße sich über die Interessen anderer Leute hinweggesetzt, geraubt, gemordet, vergewaltigt. Umgekehrt wird jemand, der klaglos ein hartes und entbehrungsreiches Leben vielleicht sogar mit großen Opfern hinter sich gebracht hat, im nächsten Leben belohnt.

Bevor wir uns damit auseinandersetzen, ob derartige Hypotheken tatsächlich von einem Leben zum anderen mitgetragen werden, stellt sich zunächst die grund­sätzliche Frage, was überhaupt für die Reinkarnation spricht. Schließlich gibt es nur wenige, die behaupten, sie hätten schon vor Jahrhunderten in diversen Rollen gelebt. Die meisten Menschen haben jedenfalls kein Bewußtsein von einem früheren Leben oder können sich zumindest nicht daran, genauso wie auch an ihre eigene Geburt, erinnern.

Um Erinnerungslücken insbesondere der frühen Kindheit aufzudecken hat sich, wie gehört, die Hypnose bewährt. In diesem entspannten Zustand gelingt es offen­­sichtlich, unbewußtes Material an die Oberfläche zu transportieren, was sonst durch den Krach, den das Bewußtsein macht, verdeckt wird. 1977 wurde in der führenden psychiatrischen Zeitschrift „Journal of Nervous und Mental Disease“ ein längerer Artikel eines Dr. Stevenson veröffentlicht, der in mittler­wei­le über 2000 Fällen Hinweise auf die Existenz einer Wiederverkörperung gefun­den zu haben glaubt.

Seine Methode beruht darauf, die Patienten unter Hypnose über das Geburts­stadium hinaus in bislang unbekannte Erfahrungshorizonte zu führen. 90 % der hierbei gemachten Angaben konnten bei einigen hundert Personen im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung verifiziert werden (Andreas, P.: a.a.O., S. 112).

Interessant ist auch, daß bestimmte Geburtsmale wie beispielsweise große Narben in mindestens 17 Fällen als Todeswunden in einem früheren Leben identifiziert werden konnten (Trautmann, W.: Naturwissenschaftler bestätigen Re-Inkarnation, Olten 1983, S. 23).

Rebirthing unter Hypnose ist in Amerika der letzte Schrei. Auch in der Bundesrepublik grassiert diese Welle. Thorwald Dethlefsen gehört zu den Psychologen, die das Instrument der Hypnose in Verbindung mit Reinkarnations-Erleb­nissen dazu benutzen, eine regelrechte Therapie zur Behandlung von karmischen Psychosen und Neurosen zu entwickeln. Ein Auszug aus einem Rebirthing-Protokoll kann vielleicht dazu dienen, die Atmosphäre und die therapeutische Bedeutung dieser Hypnose-Experimente zu würdigen.

Eine junge Frau ist gerade dabei, sich an ihr Leben im Jahre 1683 zu erinnern, in dem sie aufgrund schicksalshafter Umstände in ein Verlies eingesperrt wird.

VP: Na, i werd jetzt gschlage – aber wie – und die wollet wisse, wo der Mann isch – aber – (stöhnt) – aber i sag’s dene net – (stöhnt) – und dann schmeißet se mi in de Turm, wo die Ratte sind – I krieg nix zum Fresse, und je schwächer daß i werd, deschto näher kommet die – i kann’s nimmer verscheuche – jetzt – eh – (stöhnt).

H: Komm, erzähl, was ist?

VP: Die sollet weg.

H: Bitte?

VP: Die sollet weg – die Ratte – eh, die fresse an mir rum, die fresse an meine Füß rum – äh – pfui Teufel –

H: Beschreib, was Du siehst.

VP: Ah, das – (stöhnt).

H: Genau hinschauen.

VP: Da soll i noch naschaue (stöhnt).

H: Hinschauen.

VP: I kann’s net sehe.

H: Beschreib die Farbwahrnehmungen.

VP: Die sind schwarz – schwarz – oh –

H: Weiter

VP: Äh (Ekel wird ausgedrückt)

H: Nicht riechen, hinschauen!

VP: Ah, mei.

H: Beschreib, was geschieht.

VP: Die fresset an mir rum –

H: Genau hinschauen.

VP: Buh –

H: Genau hinschauen.

VP: Aber das isch – Du verlangst fei viel von mir – da soll i zuschaue, wenn die mi auffresse tun, aber wie …

H: Nicht ekeln – hinschauen, hast Du’s Dir angeschaut?

VP: Ja.

H: Gut, dann gehen wir weiter – was geschieht mir Dir weiter? Komm, erzähl, was geschieht mit Dir weiter? Was geschieht weiter –

VP: I werd ohnmächtig –

H: Was ist das für ein Gefühl?

VP: Schön – da spär i das nimmer.

H: Kannst Du’s noch sehen?

VP: Ja, sehe scho – aber i bin des net – das isch – das bin scho i, aber – aber, i seh mi selber.

H: Was ist das – wie gibt’s das?

VP: Ah, i bin tot -. hah (Erleichterung).

H: Na. komm, erzähl, wie ist das jetzt?

VP: Sie habet mi verhungere lasse – jetzt kommet se d‘ Trepp runter – einer tritt mi mit ‚em Fuß – nei, net mi, aber – aber mein Körper, der da liegt – er tritt mit ‚em Fuß in die Seite und sagt, i soll aufstehe und mitkomme, aber des geht ja überhaupt net – i bin ja tot – dann sagt einer: „I glaub die isch verreckt“, oder so was, und die fette Ratte, die fresset an meim Körper rum.

H: Wenn Du Dir das jetzt anschaust, wie diese Ratten da fressen, was empfindest Du dabei?

VP: Nichts, das ist ja nur das Äußere – die fresset ja nur das Äußere – das macht mir ja nichts. Wenn die da immer unten sind – die müssen doch Hunger haben – die kriegen ja nichts zu fressen, und dann sollen die ruhig da rumfressen – ich spür das nicht mehr.

H: Was machst Du jetzt?

VP: Ja, ich werd mal mein Mann suche – der, der ist noch bei dem Freund in der Hütte und hat ein Mädchen oder eine Frau, ich weiß es nicht genau, die hat der im Arm, und sie lachen und scheinen sehr lustig zu sein – keine Rede mehr vom Herzog umbringen und Aufstand machen – die sind bloß lustig und trinken und lachen.

H: Was empfindest Du dabei?

VP: Nichts – überhaupt nichts – wenn ihm das Spaß macht – wenn er so zufrieden ist und glücklich, dann lassen wir ihm das.

H: Was machst Du noch?

VP: Ja, ich geh nach – ich muß zu meinen Kindern, ich muß sehen, was die tun – der Kleine weint – und ich, ich streiche ihm übers Haar und versuche, ihn in den Arm zu nehmen – aber ich glaub nicht, daß er das spürt – und der Große, der Gregor, redet immer auf ihn ein –

H: Was sagt er denn?

VP: Er sagt: „Paß nur auf, Mama kommt bald wieder“, und der Tami sagt: „Aber sie ist doch schon so lange weg, und ich habe so Hunger“.

H: Was empfindest Du dabei?

VP: Ich weiß nicht, ich weiß nicht, was das ist – empfinden – äh, empfinden – es sind meine Kinder, aber ich, ich hab keine Beziehung mehr dazu.

H: Gut – wie geht es weiter?

VP: Ja, ich kann alles sehen und wahrnehmen, aber ich bin überall und nirgends – weißt Du, das ist ein Zustand – wie soll ich das erklären – so, so – alles ausgeglichen und ruhig und Du kannst Dir wünschen, wo Du sein willst, und dann bist Du auf einmal, Du bist auf einmal dort – einfach nur durch die Gedanken – denn Du hast ja keinen Körper mehr.

H: Möchtest Du wieder einen haben? Einen Körper?

VP: Nee, wenn das noch mal so geht, nee, ich glaub nicht, wenn dann noch mal so was passieren würde wie das, was vorbei ist, nee, nein, ich will keinen Körper mehr haben.

H: Möchtest Du immer in diesem Zustand bleiben?

VP: Ich weiß es nicht.

H: Wie wird es weitergehen?

VP: Ich denke – ich denke, ich bekomme sicher wieder einen Körper –

H: Wann wird das sein?

VP: Ja, hm – für Menschen ist es lang – aber für uns ist es nicht lang.

H: Wer seid Ihr?

VP: Ja, wir sind, wir sind – was sind wir – wir, ja, ich weiß nicht, was wir sind – wir haben Gedanken – wir sind, wir sind Gedanken – ich glaube, wir sind nur Gedanken – ohne Körper, aber genau sagen kann ich Dir das nicht.

H: Ist es schön hier? Dieser Zustand?

VP: Jaaaaa, ja. aber schön, schön – weißt Du, das, was man Leben nennt und was während dieses Lebens passiert- das ist – wie soll ich das sagen – jetzt ist es zwar harmonisch und ausgeglichen und ruhig, aber es gibt keine Höhen und keine Tiefen – weißt Du, Du würdest sagen, es ist langweilig – glaube ich – Du bist ein Mensch, und Menschen in dem Zustand – das – ich weiß es nicht, ich glaube, ich glaube sicher, Du würdest es sehr langweilig finden.

H: Findest Du es langweilig?

VP: Ja, ich, hm, ich weiß nicht, wie ich Dir das erklären soll, es ist schön und – aber ich, ich muß mal, ich glaube ich muß noch mal hier raus – weißt Du, es gibt andere bei uns, die wollen nicht mehr raus und die müssen auch nicht mehr raus, die können hier bleiben – weil sie sind, sie haben sich mit dem Zustand abgefunden – weißt Du – sie wissen, daß es immer so sein wird und – sie sind zufrieden damit und glücklich – ja, richtig glücklich, die wollen das nicht mehr anders – aber ich, ich weiß nicht – also, ich glaube, nach so’n paar hundert Jahren würde es mir schon langweilig werden – glaub ich – ich muß hier wieder raus – ich bin noch nicht fertig – ich bin noch nicht soweit wie die, die sagen: „Hier bleiben wir“, weißst Du, versteht Du das? Verstehst Du das wirklich? Du bist ein Mensch.

H: Ich versuche, Dich zu verstehen.

VP: Ja, aber, weißst Du, ich kann das nicht so gut erklären, ich – wenn ich jetzt einen Körper hätte, dann könnte ich Dir das vielleicht besser erklären – weißt Du – aber, aber ich bin ja jetzt nichts – ich bin nur – was bin ich denn? Weißst Du, was ich bin?

H: Was bist Du?

VP: Weißt Du, was ich bin? Kannst Du mir das sagen, was ich jetzt bin?

H: Bist Du nicht einfach Dein Ich?

VP: Ja, aber – ich bin schon ich – aber aus was besteh ich? Aus – hm, ich weiß es nicht – aus Luft oder, hm …

H: Wie könnte man das nennen, aus was Du bestehst?

VP: Energie vielleicht, ich weiß nicht, ob Du das begreifst – es kann Energie sein – aber ich weiß es nicht genau – ich…

H: Gut, dann willst Du also noch einmal auf die Erde?

VP: Ja, schon, aber ich will keinen Körper mehr haben, der so viel, der so viel leiden muß –

H: Kannst Du Dir das aussuchen?

VP: Nein, das kann ich nicht.

H: Wie wird das neue Leben verlaufen?

VP: Kurz, sehr, sehr kurz.

H: Warum kurz?

VP: Ja, ich muß wieder leiden – gerade was ich nicht wollte, der Körper wird wieder leiden müssen, aber die Seele nicht – nur der Körper – aber die Seele, die wird – ich glaube, ziemlich ausgeglichen sein – oder ich, weißt Du das, was ich bin – das, was ich jetzt im Moment bin – das, wenn das im Körper drin ist- der Körper leidet – aber das, was ich bin, das leidet nicht – das bleibt ruhig und …

H: Ist das ein Fortschritt?

VP: Ja, sehr.

H: Gut – dann gehen wir zu dieser Veränderung – gehen wir zu diesem Zeitpunkt, in dem Du Dich wieder mit Deinem Körper verbindest – was ist das für ein Gefühl?

VP: Na, so’n, hm – Gefühl – das ist – es gibt kein Gefühl – das ist nur – man kann das nicht Gefühl nennen – wenn Du mich, wenn ich einen Körper hab, und Du zwickst mich, dann fühl ich das – aber das, was jetzt los ist, ist, hm, ist kein Gefühl, ist – hm, na – ich weiß nicht, wie ich Dir das erklären soll.

H: Bist Du schon wieder zusammen mit Materie?

VP: Noch nicht, nee.

H: Wo bist Du?

VP: Ja, ich bin noch, ja, wo bin ich denn – überall und nirgends.

H: Gut, wir gehen zu diesem Zeitpunkt, wo Du Dich wieder mit Materie verbindest.

VP: Das ist – ich muß da, ich muß da rein –

H: Wo rein?

VP: Ich weiß – in diese Verbindung

H: Ist das schwer?

VP: Nee, schwierig nicht, aber – es tut auch nicht weh, oder es ist auch nicht unangenehm – aber ich weiß nicht, wie ich Dir das erklären soll – stell Dir mal – stell Dir mal einen riesigen Staubsauger vor, ja, und der zieht Dich da rein oder so was Ähnliches – so ungefähr, ja, aber es tut nicht weh – es ist auch nicht unangenehm, wirklich nicht.

H: Wie geht es weiter mit Dir?

VP: Ja, jetzt bin ich da drin, in der Verbindung.

H: Wie geht es weiter?

VP: Ich hab noch keinen Körper, hm das Ding, wo ich drin bin, das wächst – aber es geht ziemlich langsam eigentlich – das ist, als wenn der – weißt Du, als wenn Dir jemand ganz, ganz langsam alle Glieder langziehen würde, so ganz langsam, und auf einmal – aber ich würde nicht sagen, daß das unangenehm ist – man bekommt eben – man bekommt wieder Gestalt. (Dethlefsen, T.: Das Erlebnis der Wiedergeburt, a.a.O., S 164 ff.)

 

Zu erwähnen ist, das Dethlefsen trotz intensiver Bemühungen im Gegensatz zu STEVENSON keine Beweise für die tatsächliche Existenz vergangener Lebens­ab­läu­fe gefunden hat. Der Grund hierfür kann darin liegen, daß die in der Hyp­nose regredierten Personen lediglich phantasieren, die Reinkarnations-Lehre nicht stimmt oder aber, daß die Methode selbst nicht geeignet ist, ein voran­ge­gan­genes Leben zu beweisen.

Wenn wir an die Untersuchungen von Grof zurückdenken, dann zeigte sich dort, daß die Erlebnisse der Versuchspersonen keineswegs so einfach zeitlich und per­so­nenbezogen geordnet waren, wie sie sich offensichtlich in der Hypnose dar­stel­len. Bei Grof erlebten die Testpersonen häufig nur Sequenzen ihrer Primär­erlebnisse, und zwar in allen möglichen Variationen und in den Rollen aller Beteiligten. Erst nach einer Vielzahl von Sitzungen ließ sich anhand der Sitzungs­pro­tokolle das eigentliche Erlebnis rekonstruieren.

Erleb­nisse unter Hyponose aus früheren Leben in einem durch den Therapeuten gelenk­ten Frage- und Antwort-Spiel können deshalb nur Fragmente von Situa­tio­nen wiedergeben, deren Realitätsgehalt aufgrund der bruchstückhaften Infor­mation kaum überprüft werden können. Wie Stevenson trotzdem zu eindeutigen Beweisen kam, ist deshalb schwer nachzuvollziehen.

Stevenson und Dethlefsen sind allerdings nicht die einzigen, die Hinweise auf die Richtigkeit der Reinkarnationstheorie gefunden zu haben glauben. Auch bei den LSD-Sitzungen von Grof ergießt sich bei den Testpersonen, wenn sie die Phase des Geburtstraumas durchgearbeitet haben, eine Sturzflut von Ereignissen, in denen sie bis zur grauen Vorzeit zurückkehren und sich teilweise mit dem Bewußtsein der Menschheit und sogar des ganzen Planeten identifizieren. Grof klassifiziert diese transpersonalen Erfahrungen zunächst in Ahnenerfahrungen, wo sich die Testpersonen mit Erinnerungen konfrontiert fühlen, die sich auf das Leben ihrer biologischen Vorfahren beziehen.

„So kann z.B. eine Person jüdischer Herkunft Episoden aus dem Leben des Stammes Israel während der biblischen Zeit erleben und eine inten­si­ve Bindung an ihr historisches, religiöses und kulturelles Erbe ent­wickeln. Eine Person skandinavischer Herkunft mag Szenen von den aben­teuerlichen Fahrten und Eroberungszügen der Wikinger erleben, mit genauen, lebendigen Einzelheiten bezüglich der Gewänder, der Waf­fen, des Schmucks und der Seefahrttechnik.

Derartige Erfahrungen sind gewöhnlich mit interessanten psycho­logi­schen Einsichten verbunden; die Testperson kann diese archaischen Elemente zu ihrer jetzigen Persön­lichkeit in Beziehung setzen und deren Einfluß auf ihr alltägliches Verhalten erkennen. So gesehen entpuppen sich Probleme, die sie primär als innerpsychisches angesehen hat, in Wirklichkeit als introjizierte, verinnerlichte Generationskonflikte ihrer toten Vorfahren.“(Grof, S.: a.a.O., S. 185)

In einem seltenen Fall trat bei Grof eine ähnliche Abfolge aufeinander bezoge­ner Ereignisse auf, wie sie auch Dethlefsen beobachtete. Renata, die zweiund­dreißig­­jährige Hausfrau, deren Situation wir schon einmal erwähnten, erlebte in vier Sitzungen Szenen aus einer historischen Epoche um das Jahr 1620 in Prag. Viele ihrer Erlebnisse, die mühselig mit Spezialwerken verifiziert werden konnten, bezogen sich auf einen jungen Adligen, der von den damaligen Habsburgern ent­hauptet wurde.

Renata erlebte unter heftiger Gefühlserregung die letzte Qual und Todesangst des Adligen und kam zu der Überzeugung, daß sie mit diesem Mann in irgend­einer Form verwandt gewesen ist. Erst zwei Jahre später schrieb Renata dem sich in Amerika aufhaltenden Grof, daß sie tatsäch­lich mit diesem Adligen verwandt sei. Sie hatte diese Information einem Familien-Stammbuch entnommen, das ihr Vater, den sie schon seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte, vor langer Zeit aufgestellt hatte.

Bei den sogenannten rassischen und kollektiven Erfahrungen besteht überhaupt kein Zusam­men­hang zur ethnischen Herkunft der Versuchsperson, nicht einmal zu ihrem Ursprungsland, zu ihrer kulturellen Tradition, oder zu ihrer Vorbildung oder ihren Interessen. Eine Person angelsächsicher Herkunft kann z.B. eine völli­ge Identifikation mit der Geschichte von Afroamerikanern oder nordameri­ka­ni­schen Indianern erfahren. Ein Mensch jüdischer Herkunft Szenenfolgen aus dem frü­hen China oder Japan wiedererleben, die „sein Verständnis und seine Würdi­gung der buddhistischen oder der taoistischen Philosophie, der japanischen Mu­sik, der Kriegstechniken und anderer Aspekte dieser orientalischen Traditionen för­dern.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 191)

Ebenso kann jemand von slawischer Herkunft an den asiatischen Eroberungs­zü­gen der Mongo­lenhorden Dischings Khan teilnehmen oder zum beobach­ten­den Teilnehmer an den heiligen Zeremonien präkolumbianischer Kulturen wer­den.

Bei den Versuchen sind die Testpersonen in der Lage, genaue Details ihrer zum Teil vorgeschicht­lichen Tätigkeit anzugeben, die sich teilweise durch archäo­lo­gi­sche und anthropo­lo­gische Quel­len verifizieren lassen. Personen mit be­scheidener Vorbildung konnten beispielsweise Einzelheiten ägyptischer Bestat­tungs­zeremonien beschreiben, einschließlich der Form und Bedeutung ver­schiedener Amulette und Grabbehälter, der Farben von Bestattungskegeln, der Technik der Einbalsamierung und Mumifizierung und der Abfolge der rituellen Prozeduren. Andere nahmen spon­tan komplizierte Körperhaltungen an wie sie beim Hatha-Yoga vorkommen und normaler­weise nur durch jahrelanges Üben erlernt werden. Oder jemand bekam ein starkes Bedürfnis zu tanzen.

„Die Beispiele solchen Verhaltens, die in LSD-Sitzungen beobachtet wurden, erstrecken sich von dem Trance-Tanz der Kung-Buschmänner und anderen afrikanischen Stammes­riten, Bauchtänzen des Mittleren Osten und Derwischtänzen der Sufitradition, bis zu indonesischen Kunstformen, wie sie auf Java oder Bali ausgeübt werden, und den sym­bo­lischen Tänzen der indischen Kathakali oder Manipuri-Schule.“ (Grof, S.: a.a.O., S. 193)

Es hat den Anschein, als ob wir über unsere Seele wie über eine Antenne an ei­nen universalen Informationsspeicher angeschlossen sind, der uns z.B. unter LSD-Einwirkung Zeitreisen erlaubt, wie sie sich selbst H.G. Wells nicht vorstellen konnte. Die Teilnehmer an den Grof’schen Experimenten hatten nämlich noch weitergehende Erlebnisse, bei denen sie sich beispielsweise vollständig mit zum Teil archaischen Tieren identifizierten. Sie erlebten, wie sich eine Schlange fühlt, wenn sie hungrig ist; eine Schildkröte, wenn sie sexuell erregt ist oder einen Hai beim Atmen durch seine Kiemen.

Gelegentlich zeigten die Testpersonen spezifische physische Begleit­erschei­nun­gen z.B. ungewöhn­li­che Innervationen der Skelettmuskeln oder ande­re moto­ri­sche Aktivitäten, wie sie beim Menschen unter normalen Bedingungen nicht zu beobachten sind. Natürlich legten die Versuchs­personen auch in diesen Fällen detaillierte Kenntnisse an den Tag, die von einer genauen Be­schrei­bung von Werbungstänzen, Techniken des Nestbaus bis zu Aggressions- und Abwehr­mustern reichten, die weit über ihre Vorbildung hinausgingen.

Eine Teilnehmerin berichtete, daß sie sich an einem Punkt der Sitzung mit einem Weibchen einer vor Millionen Jahren ausgestorbenen Großreptilien-Art identifi­zier­te. Der Therapeut verwandelte sich für sie in ein gutaussehendes Männchen der gleichen Art, wobei sich bei ihr eine höchst eigenartige sexuelle Erregung be­merk­bar machte, die nichts mit menschlicher Sexualität zu tun hatte, sondern auf den Kopf des Therapeuten zielten, wo sie von schuppigen facettenartigen Flä­chen angezogen wurde, von denen mächtige sexuelle Schwingungen auszu­gehen schienen.

Grof überprüfte anschließend diese Erfahrung und konnte mit Hilfe eines Zoolo­gen klären, daß bei gewissen heute lebenden Reptilien bestimmte besonders gefärbte Bezirke am Kopf eine wichtige Rolle als Auslöser sexueller Erregung spielen.

Für die Wirkungsweise des Karmas und damit für die Reinkarnationstheorie spre­chen Erfahrun­gen, die Grof als Erfahrungen einer früheren Inkarnation bezeichnet. Während die genannten Erlebnisse aus dem jetzigen Leben die jeweiligen Testperson völlig vereinnahmen, ist es bei den Inkarnations­erfah­run­gen so, daß die Versuchsperson das Bewußtsein ihrer derzeitigen Existenz behält und sich trotzdem als individuelle Wesenheit an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit und in einem anderen Zusammenhang erlebt. Die Person hat deut­lich das Gefühl, daß sie etwas wiedererlebt, sich sozusagen an etwas erinnert, ähnlich wie es beim „deja vue“ der Fall ist.

Die karmischen Erfahrungen zerfallen in zwei deutlich voneinander unterschie­de­nen Kategorien, und zwar spiegeln die einen positive, affektive Bindungen an einen anderen Menschen intensiv wieder, darunter die Formen völligen geistigen Verstehens, Liebesbeziehungen, enge Freund­schaft oder geistige Partnerschaft und die anderen bilden Szenen mit stark negativen emotio­na­len Begleit­erschei­nun­gen.

„Die zu dieser Gruppe gehörenden Erfahrungen werfen das Individuum in Situationen eines früheren Lebens zurück, die gekennzeichnet sind durch qual­vollen physischen Schmerz, Bitterkeit, Haß und mörderische Aggression, un­mensch­lichen Schrecken und Angst, gierige Leidenschaft, wahnsinnige Eifersucht oder krankhafte Habgier und Geiz. Von den Testpersonen, die solche Phäno­me­ne schilderten, meinten viele, alle oben angeführten Gefühle seien, wenn ihre Intensität einen bestimmten Punkt überschreite, in Wirklichkeit einander ganz ähnlich. Demzufolge gibt es ein universelles Gefühlsmuster, das den gemein­samen Nenner aller dieser Gefühle darstellt. Es ist ein Zustand hoher emotio­neller und biologischer Erregung, in dem alle affektiven Modalitäten konvergie­ren, ein „Schmelztiegel“ von Erfahrungsqualitäten nichtmenschlicher und un­mensch­licher Natur und ein Punkt, wo die bestialischen Aspekte des Menschen metaphysische Dimensionen erreichen.

Personen mit einschlägiger Vorbildung setzen diese undifferenzierte Erregung mit „trsna“ oder „tanha“ gleich, der Gier nach Fleisch und Blut, die nach den buddhistischen Lehren die Kraft ist, welche für die Fortdauer des Zyklus von Tod und Wiedergeburt und für alle Leiden verantwortlich ist; es ist diese Erfahrung unspezifischer affektiver Aktivierung, die als unfertige „Gestalt“ eingeprägt wird und in späteren Leben Wiederholung und Lösung verlangt (Grof, S.: a.a.O., S. 197 ff.).

Eine solche karmische Fixierung, wie sie in LSD-Sitzungen auftritt, kann nicht durch das bloße volle Wiedererleben all der peinigenden Gefühle, die mit einer destruktiven karmischen Szene verbunden sind, allein durchgearbeitet werden. Soll das Geschehen zu einem befriedigenden Abschluß kommen, muß der Erlebende es emotionell, ethisch und geistig transzendieren, sich darü­ber erheben und schließlich vergeben und Vergebung erhalten.

LSD-Testpersonen äußerten wiederholt, es mache offenbar keinen Unterschied, ob sie in einer negativen karmischen Situation der Unterdrücker oder das Opfer waren; es scheint so zu sein, daß es das dyadische traumatische Muster ist, das eingeprägt wird. In einer tief unten liegenden Schicht ist der emotionelle Zustand des sadistischen Folterers dem des Gefolterten ähnlich, und der rasende Trieb des Mörders verschmilzt mit der Qual seines sterbenden Opfers. Die Unfähig­keit zu vergeben und das eigene Leiden zu transzendieren, scheint ebenso zur karmischen Prägung zu führen wie die aktive Ungerechtigkeit oder Gewalttat des Unterdrückers.

Der Eröffnung des Bereichs einer früheren Inkarnation in LSD-Sitzungen gehen manchmal komplexe Instruktionen voran, die durch nichtverbale Mittel erfolgen (d.h. auf der Ebene der Intuition) – Instruktionen, die den Erlebenden mit der Tatsache der Reinkarnation vertraut machen, ihn die Verantwortlichkeit für seine früheren Taten erkennen lassen und ihm das Gesetz des Karma als einen bedeutsamen Teil der kosmischen Ordnung vorstellen, die für alle fühlenden Wesen verpflichtend ist. Außer diesen mehr allgemeinen Informationen können solche Einsichten auch Einzelheiten umfassen, welche die beim Prozeß der Wiedergeburt beteiligten Mechanismen und die notwendigen Voraussetzungen für die karmische Befreiung betreffen. Den Berichten der LSD-Versuchs­perso­nen zufolge stehen die Gesetze der Reinkarnation zwar in Zusammenhang mit der biologischen Abstammung des Erlebenden und der genetischen Weitergabe der Erbmasse, vollziehen sich aber praktisch unabhängig davon. Die Zuweisung einer individuellen geistigen Wesenheit an einen be­stimmten Körper erfolgt bei der Empfängnis in Übereinstimmung mit ihrer kar­mi­schen Vergangenheit; diese Wahl geht jedoch an den Vererbungsgesetzen vorbei.

Die Auflösung eines karmischen Musters und die Befreiung von seinen Fesseln sind mit dem Triumphgefühl verbunden, eine überragende Leistung vollbracht zu haben. Häufig hat der Betreffende das Gefühl, daß er viele Jahrhunderte lang auf dieses Ereignis gewartet und darauf hingearbeitet hat; und daß sein Leben, auch wenn er sonst nichts anderes mehr erreicht, fruchtbar und erfolg­reich gewesen ist, weil eine der karmischen Fesseln im Laufe dieses Lebens end­lich gesprengt wurde.

Die Auflösung eines einzigen karmischen Musters kann so Gefühle unbeschreib­li­cher Seligkeit hervorrufen; die Relevanz dieses Geschehens erscheint von kos­mi­schen Kräften diktiert und übersteigt das Begriffsvermögen des Erlebenden. In meh­reren Fällen war dieses Geschehen von den Erfahrungsphänomenen eines giganti­schen „karmischen Sturmes oder Wirbelwindes“ beglei­tet, der durch die Jahr­hunderte blies und karmische Fesseln zerriß, verbunden mit Szenen aus verschiedenen Lebenszeiten, die sekundäre Ableitungen und Wiederholungen der in der Sitzung aufgelösten ursprünglichen Einprägung waren. Diese phäno­me­no­logischen Ereignisse zeigen eine gewisse Ähnlichkeit mit bestimmten subjetiven Erfahrungen des Buddha bei seinem Streben nach Erleuchtung.

Nehmen wir einmal an, es gibt eine Reinkarnation; dann stellen sich natürlich gleich weitere Fragen. Warum und wieso inkarniert sich die Seele ständig wieder? Wo kommt sie überhaupt her und wohin geht sie? Wo bleiben die ganzen Persönlichkeiten, die, wie wir, sich in jedem Leben entwickeln? Da wir uns mit diesen Fragen unwiderruflich in einem übermenschlichen, transperso­na­len Bereich bewegen, der gewöhnlichen Sterblichen zu Lebzeiten nicht zugäng­lich und der Wissenschaft erst recht verschlossen ist, erscheint es schwierig, wenn nicht gar unmög­lich, darauf plausible Antworten zu geben. Wie könnten wir zu etwas Stellung nehmen, was möglicherweise weit über unser Vorstellungs­vermögen hinausreicht?

Daß es doch einen Weg gibt, der uns einige mögliche Antworten auf die oben gestellten Fragen eröffnet, wird das nächste Kapitel zeigen.

 

4.6. Die multidimensionale Persönlichkeit

Um Antworten über das Jenseits zu bekommen, befragt am besten diejenigen, die sich dort aufhalten. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Nicht umsonst wird das Jenseits als solches bezeichnet, weil es sich eben jenseits nicht nur von gut und böse, sondern auch jenseits unserer Kontaktmöglichkeiten befindet.

Zu unserem Glück scheinen die Jenseitigen selbst manchmal den Wunsch zu verspüren, uns einen Besuch abzustatten. Castaneda’s Don Juan und Don Genaro waren derartige Transit-Reisende, die mit einem Bein schon längst auf die andere Seite gewechselt waren und nun die Aufgabe hatten, die von der Regel bestimmten Personen zueinanderzubringen und sie auf den Übertritt ins Jenseits, was letztlich eine Bewußtseinserweiterung war, vorzubereiten.

Andere wie Jesus, so sagt man, inkarnierten sich bewußt als gewöhnliche Menschen, um mit ihrem Leiden und Sterben, aber auch mit ihren Lehren und Wundern die Menschheit zu bekehren. Wieder andere bleiben da, wo sie sind und vermitteln sich indirekt mit Hilfe von Stuhlbeinen, Klopfzeichen oder Medien.

In diesem Fall spricht man von Geistererscheinungen, deren wir uns nun bedie­nen wollen, um unsere Neugier zu befriedigen. Es gibt nämlich einen, mittler­weile berühmten Geist, der in esoterischen Kreisen sehr beliebt ist und dessen Ausführungen auf die in diesem Buch vertretenen Thesen wie die Faust aufs Auge passen.

„Gespräche mit Seth“ nannte J. Roberts ihr Buch, das allerdings nach ihren Aussagen nicht von ihr, sondern von einer multidimensionalen Persönlichkeit stammt, die ihr den Inhalt in tiefer Trance mitgeteilt hatte. Seth sprach aber nicht zu Jane, sondern über sie als Medium zu ihrem Mann, der das Diktat eifrig mitschrieb. Insgesamt 6000 Schreibmachinenseiten betrug das Seth-Material zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches, über das hier berichtet werden soll.

Nach den Ausführungen von Seth zu schließen, ist das uns bekannte Selbst (unser Selbst!) nur ein Fragment unserer Gesamtidentität.

„Diese Selbstfragmente sind jedoch nicht aneinandergereiht wie die Perlen an einer Schnur. Sie gleichen eher den verschiedenen Häuten an einer Zwiebel oder den Segmenten einer Orange, die, verbunden durch ein und dieselbe Lebenskraft, in verschie­dene Realitäten hinaus­wachsen, aber denselben Ursprung haben.“ (Roberts, J.: Gespräche mit Seth, Genf 1979, S. 37)

Eine derartige multidimensionale Persönlichkeit ist auch Seth, nur mit dem Unterschied, daß er im Gegensatz zu uns nicht mehr an die physische Existenz gebunden ist, sondern ein Reisender zwischen den Welten ist. Er lebt auf einer Bewußtseinsebene, die weit „oberhalb“ unseres Vorstellungsvermögens liegt und in der der Begriff der Realität eine wesentlich umfassendere Form gewonnen hat.

Auf dieser Ebene gibt es keine permanenten Strukturen, sie werden hervor­ge­bracht und verändern sich je nach Lust und Laune der dort lebenden Wesen allein durch Gedankenkraft. Auch die uns bekannten physischen Strukturen wie Bäume und Steine bzw. die Wahrnehmnungen von ihnen sind ein Abbild unse­rer inneren Wünsche und Gedanken. Der Unterschied zu Wesen wie Seth ist, daß wir noch glauben, dßa diese Gegenstände unabhängig von uns existieren.

Als multidimensionale Persönlichkeit ist Seth gleichzeitig in verschiedenen Systemen als Lehrer und Erzieher tätig. Offenbar gibt es davon eine ganze Reihe mit sowohl physischer als auch nicht-physischer Grundlage.

„Die Systeme, von denen hier die Rede ist, sind nicht durch wirkliche Schranken voneinander getrennt. Die einzige Schranke, die existiert, wird durch die unter­schied­liche Befähigung der Persönlichkeiten, wahr­zu­nehmen und zu manipulieren, gesetzt. Ihr existiert beispielsweise inmitten von vielen anderen Realitätssystemen, aber ihr nehmt sie nicht wahr. Und selbst wenn einmal ein Geschehnis von diesen Systemen in eu­re dreidimensionale Existenz durchbricht, seid ihr nicht imstande, dieses zu deuten, denn es wird durch den Durchbruch als solchen entstellt.“ (Roberts, J.: a.a.O., S. 85)

Einen Zeitablauf, wie wir ihn kennen, erleben Wesen wie Seth nicht. Sie nehmen alles auf einmal in einem sogenannten Augenblickspunkt wahr. Trotz dieser ungeheuren Menge an Reizen, die auf sie einstürmen, sind sie sich auch der kleinsten Regung ihrer eigenen unendlichen Vielfalt bewußt. Wenn sie mit Men­schen in Verbindung treten, wird ihnen zugleich deren Vergangenheit, Ge­gen­wart und Zukunft offenbar. Nichts entgeht ihnen. Jeder Gedanke, jedes Gefühl nimmt eine bestimmte Form an, genauso wie der menschliche Körper die Mate­ria­lisation eines ganzen Bündels von Gedankenformen, seelischen Em­pfin­dun­gen und Erlebnisse ist.

Auch Seth hat auf der Erde als Mensch gelebt und ist dabei mehr Tode gestor­ben, als es ihm recht war. Allerdings sieht er Tod und Wiedergeburt nicht als Abfol­ge von Ereignissen an, son­dern sie finden in seinem Verständnis gleich­zeitig statt. Jeder Mensch ist Teil einer multi­dimen­sio­nalen Wesenheit, die in einer Art Göttlichen Komödie ein vielfältiges Bühnenstück arrangiert, in dem jede Teilpersönlichkeit eine bestimmte Rolle spielt.

Als Menschen sind wir so sehr auf unsere Aufgaben, Probleme, Prüfungen, Hoffnungen und Wünsche fixiert, daß wir gar nicht merken, daß wir selbst Autor, Regisseur und Schauspieler in einer Person sind. Nebenan laufen sozusagen noch andere Dramen ab, die man „Leben im zwölften Jahrhundert; Leben im achtzehnten Jahrhundert“ oder „Leben im Jahre 3000 n. Chr.“ nennen könnte. Auch diese Rollen schreibt unsere multidimensionale Persönlichkeit und sammelt dabei in den einzelnen Rollen ihre Erfahrungen.

Es scheint so zu sein, als ob es für die weitere Entwicklung dieser Identität not­wendig sei, daß sie über ihre dreidimensionale Projektion, die wir Menschen darstellen, einen Selbstverwirk­lichungs- und Erkenntnisprozeß erfährt. Erst, wenn das gewöhnliche Bewußtsein des Men­schen in der Lage ist, seine Rolle in dem Stück zu erkennen und sich damit der „Ganzheit seines Selbst“, wie es auch Don Juan fordert, bewußt wird, kann die multidimensionale Persön­lichkeit einen Schritt weitergehen und sich von der physischen Materialisationsebene abheben.

So­lan­ge dies aber nicht geschieht, solange also das Drama über Angst, Schrecken, Tod und Vernichtung anhält, spielen wir beharrlich unsere verschiedenen Rollen und, um das zu betonen, und zwar gleichzeitig zu „verschiedenen“ Zeiten weiter.

Im Schlaf und nach dem Tod findet ein Erfahrungs-Austausch zwischen diesen verschiedenen Teilpersönlichkeiten statt. In diesen Erholungspausen wird er über seine Rolle instruiert und erhält Tips und Erkenntnisse, die ihm auf seinem weiteren Weg nützlich sind. Manchmal hat der Schaupieler aber auch während der Aufführung die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu tun, d.h. er erkennt intuitiv Zusammenhänge, die ihm normal verborgen sind und möglicher­weise erfährt er sogar im Rahmen der Erleuchtung den direkten Zugang zu seinem höheren Selbst.

„Er hat in sich ein Wahrnehmungssystem, das es ihm erlaubt, durch die Tarnungs­kulissen hindurch und hinter die Bühne zu sehen. Er macht von diesen inneren Sinnen ständig Gebrauch, obwohl der Schauspieleranteil in ihm sosehr in das Stück vertieft ist, daß er es nicht bemerkt. Im großen und ganzen erschaffen die physischen Sinne die Realität, die sie wahr­neh­men. Sie sind selber ein Teil jener Tarnung, aber sie sind wie Brillen­glä­ser, die über euren natürlichen inneren Wahrnehmung sitzen und euch dazu zwingen, vorhandene Aktivitätsbereiche als physische Materie zu sehen; und so könnt ihr euch auf ihre Wiedergabe der Gescheh­nisse nur im oberflächlichen Sinne verlassen.

Ihr könnt jedoch durch den Gebrauch eurer inneren Sinne die Realität, wie sie wirklich und unabhängig von dem Schauspieler und eurer Rolle darin existiert, wahrnehmen. Um dieses aber zu erreichen, müßt ihr zumin­dest vorübergehend eure Aufmerksamkeit von der ständig sich entfal­tenden Aktivität abwenden – die physischen Sinne sozusagen abstellen – und sie jenen Vorgängen zuwenden, die euch sonst entgangen sind.“ (Roberts, J.: a.a.O., S. 48)

Wenn man einmal den Begriff der multidimensionalen Persönlichkeit nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit ihren jeweiligen Inkarnationen sieht, dann leuchtet dazwischen das Bild der Seele auf, die über ein unbegrenztes Potential an Energie verfügt, ihre eigene Identität aufbaut, zahllose Welten schafft und keine Schranken kennt.

Wenn  man so will, ist sie ein in Entstehung begriffener Gott, obwohl sie ande­rer­­seits keineswegs an die Erfüllung irgendwelcher Ziele gebunden ist. Sie ist gleich­zusetzen mit unendlicher Kreativität, mit der sie ständig Neues probiert und schöpft, in spielerischer Manier, ohne Zwang und Hast. Die physische Exi­stenz des Menschen ist eine Manifestation ihres schöpferischen Potentials, ge­nau­so, wie wir in Gedanken Phantasiewelten entwickeln. Aber so wie jeder Gedanke eine unauslöschliche Form annimmt, geht auch unsere Persönlichkeit nicht verloren. Sie wächst und entwickelt sich weiter als Teilaspekt der Seele und erhält damit, laut Seth, die Unsterblichkeit, nach der wir so inständig sehnen.

Das schöpferische Potential der Seele ist nicht nur auf das Schaffen von physi­schen Manifesta­tio­nen ausgerichtet. Jedes Verlangen von uns, an einem ande­ren Ort zu sein, kann dort eine pseudo-physische Gestalt auftauchen lassen, die durch die Intensität unseres Begehrens und durch unsere Persönlichkeit geprägt ist. Sehen kann sie nur, wer seine inneren Sinne entwickelt hat. Dann würde er ohnehin viele solcher Gestalten sehen, die unterhalb der physischen Wahr­neh­mung Form annehmen und darauf abzielen, in die physische Realität überzu­tre­ten. Unser Körper sendet häufig derartige Gestalten aus; jeder materielle Gegen­­stand besteht im Grunde aus einer Vielzahl gleicher oder ähnlicher Kom­glo­merate, die wir nur nicht sehen, weil wir dafür keine entsprechenden Wahr­nehmungsorgane verwenden bzw. weil wir nur auf eine ganz bestimmte „Ton­la­ge“ geeicht sind.

Daß unser Körper ein Schwingungssystem ist, hatten wir schon erwähnt. Seht sagt, daß auch unser Bewußtsein sich in einem bestimmten Rhythmus an- und ausschaltet, d.h. einen Augen­blick auf unsere Realität eingestellt ist und einen anderen Moment in einer anderen Wirklichkeit verweilt, ohne daß uns die­ser Wechsel bewußt wird. Hätten wir ein Bewußtsein darüber, würde unser sub­jek­tives Zeit- und Raumempfinden sich erheblich erweitern, wovon auch Bentov in seinem Buch „Töne-Wellen-Vibrationen“ spricht (Bentow, I.: a.a.O., S. 72).

In ähnlicher Weise ergeht es uns nach dem Tod. Viele Menschen werden sich gar nicht der Tatsache bewußt, daß sie gestorben sind und suchen verwirrt nach einer Fortsetzung ihres gewöhnlichen Lebens. Oder sie glauben fest an Himmel und Hölle, dann erleben sie auch diese Zustände. Andere haben ein Leben nach dem Tode immer geleugnet und geraten deshalb jetzt in einen Zustand der Selbstvergessenheit, der jedoch wie alle anderen halluzinierten Zustände nicht ewig währt.

Jede Vorstellung, die ein Mensch über Leben oder Nicht-Erleben nach dem Tod hat, wird zunächst verwirklicht und sie wird als genauso real empfunden, wie das physische Leben selbst. Als Seelenhelfer, die bei­spiels­weise bei Christen im Gewande von Heiligen auf­treten oder Christus und den lieben Gott spielen und im Rahmen dieses Szenarium dem Verstorbenen die eigent­liche Erklärung zuteil werden lassen, fungieren Persönlichkeiten, die entweder sich noch im physischen Zustand befinden und während des Schlafs mitarbeiten oder aber Personen aus anderen Realitäten.

Wenn ein Verstobener seine Lage erkennt, kommt es zu einer Art Selbstprüfung, wo er sich seiner vielen Reinkarnations selbst bewußt wird, ihre Erfahrungen mit­ein­ander vergleicht und Konse­quenzen für eine weitere Inkarnation zieht. In dieser Phase kann er sich auch alle Stationen seines Lebens noch einmal vor Au­gen führen, willentlich neue Situationen halluzinieren, mit alten Freunden Kon­takt aufnehmen, usw. Sollte jemand jedoch davon besessen gewesen sein, ein bestimm­­tes Projekt oder eine bestimmte Handlung auf der Erde vor seinem Tod noch durch­zu­führen, wird er entweder sehr schnell wieder reinkarniert oder aber spukt in seinem Gedanken- oder Astralkörper auf der physischen Ebene herum.

Er befindet sich zwar dann auf der sogenannten Astralebene, hat aber doch die Möglichkeit, gewisse Eigenschaften des physischen Raumes, wenn auch verzerrt, wahrzunehmen. Diese andere Wirklichkeit ist nämlich entfernungsmäßig gese­hen nicht weit weg. Im Gegenteil kann sie mitten unter uns sein.

„So wie eure Wahrnehmungsorgane beispielsweise darauf bestehen, daß Gegenstände massiv sind, so bestehen sie auch darauf, daß es so etwas wie Raum gibt. Nun ist aber das, was euch eure Sinne über das Wesen der Materie mitteilen, vollkommen irrig, und was sie euch über den Raum mitteilen, ist nicht weniger falsch, falsch gemessen an der grundlegenden Wahrheit, obwohl natürlich übereinstimmend mit dreidimensionalen Begriffen.

In außerkörperlichen Erfahrungen kann man schon zu Lebzeiten viele der Raum­pro­bleme antreffen, die auch nach dem Tode euch begegenen. Und in solchen Episoden wird deshalb die Natur von Raum und Zeit durchsichtiger. Nach dem Tode braucht man beispielsweise für eine Reise durch den Raum keine Zeit. Raum existiert nicht im Sinne von Ent­fernung. Das ist eine Täuschung. Es gibt zwar Schranken, aber diese sind geisti­ge und physischer Art. Es gibt zum Beispiel Erlebnisintensi­tä­ten, die in eurer Realität in Meilen gemessen werden.

Nach dem Tod könntet ihr euch in einem Ausbildungszentrum befinden. Theoretisch könn­­te dieses Zentrum mitten in eurem Wohnzimmer liegen, und trotzdem würde die Entfernung zwischen euch und den Mitgliedern eurer noch lebenden Familie – die vielleicht sitzen und an euch denken oder die Zeitung lesen – nichts mit dem euch bekannten Raum zu tun haben. Ihr würdet von ihnen weiter entfernt sein, als wenn ihr, sagen wir, auf dem Mond wäret.“ (Roberts, J.: a.a.O., S. 166)

Wenn man Seth zuhört, könnte man meinen, er hätte dieses Buch „vorher“ gelesen oder zumin­dest die gleichen Thesen, Erkenntnisse und Erfahrungen ver­ar­beitet, die hier Verwendung gefunden haben. Dies wird besonders deutlich, wenn er über wahrscheinliche Systeme spricht. Es handelt sich dabei exakt um die genannten erkennnistheoretischen Befunde der Quantenphysik.

In unserem täglichen Leben gehen wir davon aus, daß wir in jedem Augenblick eine Vielfalt an möglichen Handlungsalternativen haben. Für irgendeine ent­scheiden wir uns und bauen uns da­mit die scheinbare Realität auf. Tatsächlich wird, laut Seth, jede auch nur gedachte Handlung verwirk­licht. Wenn wir also die Möglichkeit haben, eine Verabredung zu treffen oder allein ins Kino zu gehen, werden beide Alternativen realisiert, egal, wofür wir uns entscheiden. Der Grund dafür liegt in der bereits genannten Annahme nicht nur von Seth, daß alle Handlun­gen ursprünglich geistig sind.

Jede geistige Tat schließt eine neue Wirklichkeitsdimension auf, mit immer neuen Varianten von uns selbst, von unseren Mitspielern und von den uns bekannten Welten. Mit jedem Quantensprung, sagt die Quan­tenphysik entsteht ein neues Universum.

„Jedes wahrscheinliche Realitätssystem bringt seinerseits natürlich wiei­te­re solcher Systeme hervor, und jede Tat, die ausgeführt wird, zeugt eine unendliche Zahl `unver­wirk­lichter` Taten, die gleichfalls in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Nun sind alle Realitätssysteme offen. Die Grenzen zwischen ihnen werden willkürlich und nur der Bequemlichkeit halber gesetzt, aber alle existieren gleichzeitig, und jedes unterstützt das andere und trägt zu seiner Mehrung bei.“ (Roberts, J.: a.a.O., S. 261)

Zwischen unserem Selbst, daß nur momentan das wahrscheinlichste ist, und den anderen nicht ganz so wahrscheinlichen, aber trotzdem existierenden Selbst gibt es tiefe psychologische Verbindungen, in denen das aufgearbeitet wird, was möglicherweise geschehen wäre.

Bevor wir nun unseren armseligen Verstand endgültig überstrapazieren, wollen wir es hierbei bewenden lassen. Wenn Seth recht hat, werden wir uns alle spätestens in einigen Jahrzehnten genauestens informieren können. Im Moment sind wir jedenfalls an der Grenze des Faßbaren und überhaupt noch mit Sprache zu Vermittelnden gekommen, wenn nicht schon darüberhinaus. Es wird Zeit, daß wir uns wieder auf unsere normale physische Ebene begeben.

Nachdem wir uns nun längere Zeit mit Inhalten und Problemen anderer Wirk­lich­keiten beschäf­tigt haben, dürfte so manchem die Frage auf den Nägeln bren­nen, welcher Weg der Erkenntnis von den Millionen, die es nach Don Juan gibt, zu empfehlen ist. Um bei Don Juan zu bleiben: er sagt auch, daß es ein Weg mit Herz sein muß und das bedeutet, daß niemand mit rationellem Kalkül den geeigneten Weg aussuchen kann, sondern daß er nach seinem Gefühl han­deln muß.

Was für den einen gut ist, muß für den anderen noch lange nicht gut sein. In der Magie heißt es, daß, wenn einer bereit für seine Entwicklung ist, die geeigneten Personen, Informationen und vor allem der kosmische Wille von selbst kommen. Es ist völlig zwecklos, mit Brachialgewalt zum Beispiel mit endlosem Fasten, Selbstkasteiung und dergleichen den Übertritt auf die andere Seite zu erzwingen.

Es mag zwar sein, daß vor allem mit Drogen kurzfristige Bewußtseins­erwei­te­run­gen erreicht werden, doch fällt man mit diesen Spielen immer wieder auf die Ebe­ne zurück, von der man aus­gegangen ist.

„Ich bin ein fauler Mensch. Und weil ich so träge bin, glaube ich nicht daran, daß Anstrengung, Disziplin, Speisevorschriften, Nicht-Rauchen und andere Tugendbeweise nötig sind, um zur Erleuchtung zu gelan­gen.“ (Golas, T.: a.a.O., S.9)

Das ist ein wahres Wort von Thaddäus Golas und entspricht wohl genau der Ge­fühls­lage, in der sich viele Menschen heute befinden, die neidvoll hören wie dieser oder jener angeblich täglich seine Kundalini hochschnellen läßt, schon die zwölfte Einweihung erfahren hat, mit dem hohen Selbst auf Du steht oder von einem Gipfelerlebnis zum anderen stürmt. Muß man wirklich 40 Tage in die Wüste gehen, 3 Tage ununterbrochen mit Murmeln spielen oder kilometerlang rückwärts gehen, um die Welt mit anderen Augen sehen zu können? Oder kann jemand auch gemütlich im Bett liegend zur Seligkeit kommen?

Es gibt offensichtlich viele Fälle, in denen, wie beispielsweise bei den Berichten über die Abspal­tung des Astralkörpers oder auch über luzides Träumen, die Menschen buchstäblich im Bett eine Bewußtseinsveränderung erfuhren, sogar ohne, daß sie es anfangs wollten. Es hat den Anschein, als ob niemand Verren­kun­gen zu machen braucht, um sich vom Rad der Wiedergeburt abzu­schnallen. Sein Gefühl allein sagt ihm, was er zu tun und zu lassen hat.

Wenn jemand keine Lust hat, morgens um fünf zu meditieren oder Chakra-Balance zu machen und derartige Übungen als Qual und Zwang empfindet, dann sollte er sie lassen. Es gibt, wie gesagt, Milllionen Wege und jeder wird früher oder später mit einem von ihnen konfrontiert. Das ist zumindest die esoterische Lehrmeinung und wir wollen nun wenigstens ein paar dieser Wege skizzieren.

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