Das Ding an sich

Teil 1: Von Meister Eckardt bis Carlos Castaneda
Reise durch eine andere Wirklichkeit

2. Magische Werke

Schon das Wort Magie läßt sensible Menschen erschauern. Die meisten Menschen sind irritiert oder machen sich lustig über den „Hokuspokus“ den Zauberer, Hexer, Teufelsanbeter und andere verbreiten. Alles Aberglaube? Der Begriff „Hocus-Pocus“ ist eine Verballhornung des feierlichsten Teils der christlichen Eucharestie – „Hoc est enim corpus meum“ („Dieses ist mein Leib“) (vgl. Butler, W. E.: Die hohe Schule der Magie, Freiburg 1976, S. 39). Dieser Begriff diente sowohl zur Verhöhnung der Priester der römisch-katholischen Kirche wie auch der magischen Adepten. Schon darin läßt sich erkennen, daß Magie viel mit Religion zu tun hat; die treffendste Definition von Magie ist „Wirken mit geistigen Kräften“ (Douval, H. E.: Bücher der praktischen Magie, Freiburg 1983, Band 1, S. 7). Immer wenn der Mensch betet oder der Priester kirchliche Rituale zelebriert, spielt Magie in dem genannten Sinne hinein. Die Grundauffassung aller magischen Systeme ist, daß feinstoffliche Kräfte hinter den physikalisch meßbaren Dingen liegen, Kräfte, die sich willentlich beeinflussen lassen.

Die Magie zählt zu den ältesten, geistigen Systemen. Man unterscheidet zwischen westlicher und östlicher Tradition. Bei der westlichen tritt die mystische Kabbala als Erbin eines Lehr- und Praxissystems hervor, das schon im Altertum im hebräischen Raum bekannt war.

Kabbala heißt „Vom Mund zum Ohr“ und deutet schon von seiner sprachlichen Herkunft her die Geheimhaltung und Verschwiegenheit an, die mit diesen magischen Praktiken bis heute verbunden sind. Bevor wir uns diesen Praktiken zuwenden, ein Blick auf das Weltbild der Magie.

2.1 Das Weltbild der Magie

Das magische Weltbild stellt neben die bekannte, die irdische, mit unseren fünf Sinnen erfaßbare Welt eine geistige, für deren Wahrnehmung besondere Sinne notwendig sind, die normalerweise „abgeschaltet“ sind, aber im Einzelfall, z.B. als „zweites Gesicht“ von Geburt an oder gelegentlich spontan (Telepathie, außerkörperliche Wahrnehmungen, Hellsehen etc.) in Erscheinung treten. Das Ziel des Magiers ist es zunächst, diese geistigen Wahrnehmungsfähigkeiten zu entwickeln, um sie dann dazu zu benutzen, das Geistige vom Irdischen zu isolieren. Das geistige Bewußtsein eines Menschen ist danach von Geburt an durch ein Silberband mit dem Physischen Körper verbunden, der wie alles Materielle als vergänglich, als bloßer Schein oder Illusion (Maya) behandelt wird. Der menschliche Körper ist für den Geist lediglich ein Vehikel, das von Zeit zu Zeit, nämlich von Tod zu Tod, erneuert wird. Aus dieser Sicht ist der Tod bei rechter, zielbewußter Lebensführung ein erfreulicher, befreiender Vorgang, der die Möglichkeit der Weiterentwicklung vergrößert. Der Magier versucht diesen natürlichen Entwicklungsweg zu verkürzen, indem er durch entsprechende Verhaltensweisen und Praktiken Verbindungen zu höheren geistigen Mächten aufnimmt und sich schließlich mit ihnen bei vollem Bewußtsein vereint.

Bei Castaneda wird, wie wir noch sehen werden, der Tod eher als „Druckmittel“ gesehen: Wenn wir wissen, daß wir keine Zeit haben, werden wir sie nicht sinnlos vertun, sondern uns mit der notwendigen Kraft um unser Seelenheil kümmern. Der Tod ist gleichsam ein Zuchtmeister, der laut Don Juan stets hinter uns steht, was nicht heißt, daß sich das Rad der Wiedergeburt erneut dreht, wenn wir in diesem Leben nicht auf die „andere Seite“ gelangen können. Diesem Ziel, der „anderen Seite“, ist genauso wie in der Magie alles untergeordnet, und so ist Don Juan ohne Zweifel ein Magier par excellence.

Wer oder was ist Geist oder feinstoffliche Kraft? Genauso wenig wie die Physiker heute sagen können, was Energie ist, vermag auch der Magier nicht anzugeben, was Geist oder Kraft bzw. Stoff ist. Er „weiß“ nur, daß alles Existierende Bestandteil einer allumfassenden Einheit ist, die sich auf verschiedenen Ebenen manifestiert, deren materielle als die unterste und quasi primitivste Form dieses „All-Einen“ gilt. Douval unterscheidet zwischen sieben Welten und sieben Körpern (vgl. Douval, H. E.: a. a. 0., Band I, S. 31).

Die sieben Welten sind:
I.   Irdische Welt
II.   Prana-Welt
III.   Astral-Welt
IV.   Psychische Welt
V.   Geistige Welt
VI.   Intuitions-Welt
VII.   Das Lichtmeer der Gottheit

Die sieben Körper sind:
I.   Irdische Körper
II.  Lebens-Körper
III.   Empfindungs-Körper
IV.   Seelen-Körper
V.   Menschlich-geistiger Körper
VI.   Kosmisch-geistiger Körper
VII.   Urlicht-Körper

Der Mensch besteht gleichsam aus den ersten fünf Körpern: mit Verbindung zu den beiden anderen, und während seines Lebens sind alle Körper zusammengebunden, um sich nach seinem Tod, bis auf den verfallenden irdischen Körper, zu verselbständigen. Hellsichtige können einige dieser verschiedenen Sphären in Form einer farbigen Aura sehen, und manchmal ist, wie beim Heiligenschein, die Strahlung so intensiv, daß auch Normalsichtige sie wahrnehmen können.

Eine der seltsamsten Welten ist die Astralwelt, in der die Seelen Verstorbener, die (noch) nicht „höher“ steigen können, umherirren wie Gespenster und Dämonen, die dort als unter- bzw. fehlentwickelte Elementarwesen ihr Unwesen treiben. Gespenster oder auch die Seelen Verstorbener können sich in der irdischen Welt nicht unmittelbar verständlich machen, weil ihnen die geeignete Körperlichkeit fehlt und sie deshalb über Medien oder indirekte Verständigungsversuche wie Klopfen, Tischrücken oder automatisches Schreiben bemerkbar machen können.

Die Astralwelt beherbergt aber auf ihrer oberen Ebene auch himmlische Wesenheiten, die ihre Entwicklung auf Erden abgeschlossen haben und sich darauf vorbereiten, die höchsten geistigen Stufen und Weihen zu erreichen. Diesen und den anderen Wesen kann man begegnen, wenn man die Begabung oder die Ausbildung hat, den Empfindungs- oder auch Astralkörper bewußt auszusenden oder ihn aus seiner normalen Verklammerung mit dem irdischen Körper zeitweise abzulösen. Astralreisen nennt man diese seltsamen Bewegungen, von denen auch Menschen berichten, die während einer Nah-Todeserfahrung, etwa nach Unfällen, die jenseitige Welt kennenlernen konnten.

Der Amerikaner Georg Ritchie hatte im Zweiten Weltkrieg eine solche Erfahrung, über die er aber erst 20 Jahre später berichtete. Er war als junger Soldat mit Verdacht auf Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingeliefert worden und starb laut Krankenhausbericht am 20.12.1943. Er selbst erlebte jedoch seinen Tod als Vorstellung, frei in der Gegend herumzulaufen, und wunderte sich darüber, daß materielle Gegenstände, auch Menschen, kein Hindernis für ihn bedeuteten, sondern daß er durch sie hindurchgehen konnte. Schließlich wollte er sein Krankenhausbett aufsuchen, fand einen kleinen Raum mit einem einzelnen schwachen Licht vor. Dort lag eine Gestalt, die ein Laken bedeckte. Er versuchte das Laken wegzuziehen, aber er konnte es nicht. An einem Ring erkannte er, daß er selbst dort lag, und dann wurde ihm klar, daß dies der Tod sein müsse, dieses Getrenntsein vom eigenen Selbst.

Aus Kontaktberichte: (PrivatZeitschrift, Düsseldorf 1984, 11. Jahrgang 2. Ausgabe, S. l0 ff.‘): „In diesem höchst verzweifelten Augenblick begann sich der kleine Raum mit Licht zu füllen. Ich sage >Licht<, aber es gibt keinen Ausdruck, um dieses Strahlen zu beschreiben. Ich muß versuchen, Worte zu finden, denn so unverständlich wie diese Erfahrung für meinen Intellekt auch war, hat er doch jeden Augenblick meines ferneren Lebens beeinflußt. Das Licht, das meinen Raum erfüllt, war Christus… Aber noch etwas anderes war in dem Zimmer. Gleichzeitig mit Christus (obwohl ich es nacheinander erzählen muß) war auch jede einzelne Episode meines Lebens gegenwärtig. Jedes Ereignis, jeder Gedanke und jede Unterhaltung – alle waren sie da, so augenfällig wie eine Serie von Bildern…

Ich schaute ängstlich auf die Szenen vor mir: Schule, Haus, Pfadfinder, Überlandfahrten – eine ziemlich typische Jugend, aber in dieser Gegenwart schien sie eine triviale und unbedeutende Existenz zu sein.“ Dann breitete sich eine neue Welt aus, und Ritchie erlebt in dem Raum plötzlich eine andere Welt, mit gewöhnlichen Straßen und Landschaften, vor allem mit Menschen, offensichtlich von Kummer und Sorgen gezeichnet, und er glaubte, dies sei eine Form der Hölle. „Waren ihre Herzen und Gemüter alle nur mit irdischen Dingen befaßt, und jetzt, da sie die Erde verloren hatten, waren sie immer noch an sie gebunden?“ „Der konnte noch zwei weitere Welten erleben. Die eine glich einer Science-Fiction-Welt, einer Welt mit Universitäten, Bibliotheken und wissenschaftlichen Laboratorien, in denen Bildhauer, Philosophen, Komponisten und Erfinder sich gemeinsam der Erforschung der Wahrheit widmeten. In der anderen sonderten Häuser, Straßen und Wesen ein blendendes Licht ab. Die Stadt schien weit von der Erde entfernt zu sein, doch ehe er Einzelheiten erkennen kann, erlischt die Vision, und ein eigenartiger Schlaf überkommt ihn.

Laut ärztlichem Protokoll, das Ritchie später einsehen durfte, erhielt er neun Minuten nach der amtlichen Feststellung des Todes auf Bitten eines Sanitäters, der ihn abtransportieren sollte, eine Adrenalinspritze, und zum Erstaunen des Arztes kehrte Ritchie nicht nur von der Schwelle des Todes zurück, sondern genas auch, ohne daß er irreparable Schäden davontrug. Lichterfahrung ist eines der entscheidenden Kriterien der außerkörperlichen Wahrnehmung. Je höher das Bewußtsein aufsteigt, desto stärker macht sich das Licht als Abbild der göttlichen Urkraft bemerkbar. Umgekehrt verdunkelt sich der „herabsteigende wie transzendenten Gottes.

Die außerkörperliche Wahrnehmung spielt, wie das geschilderte Beispiel einer Nah-Todes-Erfahrung andeutet, eine bedeutendere Rolle, als wir im Zusammenhang mit der Magie darstellen können. Wir werden noch sehen, daß die Abspaltung des Seelen- oder Astralkörpers nicht nur bei Castaneda von zentraler Bedeutung ist, sondern auch bei den Mystikern im Erleben des Samadhizustandes, der sozusagen die Nabelschnur zur anderen Wirklichkeit ist. Selbst im gewöhnlichen Traum scheint eine solche Abspaltung und Wanderung stattzufinden, der wir uns jedoch gewöhnlich nicht bewußt werden.

„Wie oben, so auch unten“ ist einer der Leitgedanken der Magie. Der Mensch wird als Mikrokosmos angesehen, der die Kräfte des Universums als seiner Miniaturausgabe in sich trägt. Daraus folgt, daß alle magischen Handlungen in seinem Inneren beginnen und nach außen projiziert werden. Nur wenn im Bewußtsein des Magiers die entsprechenden Kräfte Vorhanden sind, können die höheren oder niederen Wesen Kontakt mit ihm aufnehmen, das heißt, kein Magier kann einen Dämonen beschwören, wenn er nicht dessen Entsprechung, allerdings unter strenger Kontrolle, in seinem Inneren bewahrt. Auch kann er keinen Einstiegskanal für die Mächte des Höheren bilden, wenn seine Seele verdunkelt ist.

Im magischen Denken ist immer wieder von feinstofflichen Kräften die Rede, die als Grundlage sämtlicher Erscheinungen und Operationen dienen. Forschungen auf diesem Gebiet, etwa von Karl von Reichenbach, kommen zu dem Ergebnis, daß diese Kräfte auf eine Urkraft zurückgehen, die allen bekannten physikalischen Kräften der Elektrizität, des Magnetismus usw. – und heute müßte man sagen: den Atomkräften – zugrunde liegt. Von Reichenbach bezeichnet sie als „Odkraft“ (‚Butler, W. E.: a. a. 0., S. 232.). Alle Stoffe strahlen danach eine ihnen arteigene Qualität der Odkraft aus. Pflanzen und Tiere scheinen jeweils konträr gepolt zu sein. Bei Tieren und beim Menschen gibt es auch eine horizontale und vertikale Polarität.

Odkraft wird ständig vom Körper des Menschen angezogen und verbraucht; der Überschuß bildet die erwähnte Aura. Je nach Gesundheits- und Erleuchtungszustand ist der Energieüberschuß hoch oder niedrig, die Aura klein oder groß. Leadbeater zeigt die verschiedenen Menschenauren, wie sie nach Angaben eines Hellsichtigen gezeichnet wurden (Vgl. Leadbeater, C. W.: Der sichtbare und der unsichtbare Mensch, Freiburg 1964). Andere Bezeichnungen für „Odkraft“ sind Mana, Prana, magnetisches Fluid, Äther u.s.w. Od ist für den Magier die Bilderkraft seiner Imagination und kann durch Emotionen verstärkt werden. Gefühle sind der subjektive Ausdruck von Od; deshalb spielt das Gefühl der Liebe beim Anrufen höherer Wesen und des Hasses bei der Beschwörung eine wesentliche Rolle.

Der Magier entdeckt im sichtbaren und im unsichtbaren Universum ungeheure Bereiche, in denen unzählige Kräfte und Energien wirken abgestuft, in einer Art Rang- und Dienstordnungssystem, aufeinander, und die Energiepotentiale oder eben Wesen stehen dem Allerhöchsten am nächsten, die sich in früheren Universen „entwickelt“ haben und jetzt als vollkommene Kanäle der göttlichen Kräfte, gleichsam als lebendige Sammellinsen, fungieren, durch welche die Kraft des Allerhöchsten in die Manifestation heruntergeleitet wird (Butler, W. E.: a. a. 0., S. 31).

Die Materie, die irdische Welt ist eine Manifestation des Allerhöchsten; ihre Könige sind die Erzengel Michael, Gabriel, Uriel und Raphael. Sie sind die Beherrscher der Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft), das heißt der Materie und damit der in ihnen enthaltenen Wesenheiten, die auf der Stufenleiter der spirituellen Evolution unter den Menschen stehen und trotzdem seine materielle Erscheinung ausmachen. Diese Elementarwesen sind keine lebendigen Seelen, sondern nur maskenhafte Gebilde, denen sich der Mensch bedienen kann, die ihn aber bei unsachgemäßer Behandlung auch zu ihrem Sklaven machen können. Don Juan und sein Partner Don Genaro sind, wie Carlos Castaneda erst später erkennt, geistig höher stehende Wesen, die als Erzieher und Lehrer auf der irdischen Ebene auch in Verbindung mit niederen Wesen, den sogenannten Verbündeten, stehen und wirken. Jeder Mensch trägt in sich die Entsprechung für alle möglichen Arten halb- oder vollentwickelter Geister oder Dämonen. Magie kann sie wecken und nutzbar machen.

2.2 Praktische Anleitungen

2.2.1 Elementarübungen

Die Praxis der Magie hat zunächst für den Adepten nichts Furchterregendes oder Erhabenes an sich. Die erste Forderung, die an ihn gestellt wird, ist der feste Glaube an das magische Weltbild, zumindest an die Vorstellung, daß über die bekannte Wirklichkeit hinaus Kräfte existieren, die die Menschheit und auch die Wissenschaft im allgemeinen noch nicht erkannt und die trotzdem eine permanente Wirkung auf uns haben. Forderung ist allerdings nicht der richtige Begriff: es handelt sich vielmehr um einen Entschluß, sich fortan dem Studium der Magie mit allen Konsequenzen zu widmen. Das Tagebuch, dessen Führen dringend empfohlen wird, müßte mit folgenden Worten beginnen: „Ich habe heute erkannt, daß alles Mühen und Erlangen des Menschen dem Dreschen leeren Strohs gleicht, wenn es nicht außerirdischen Zielen dient. Als dieses höchste Ziel empfinde ich die Sehnsucht nach einem geheimnisvollen Reich, das hinter allem Irdischen steht und das >magische Reich< genannt wird. Es ist mein unerschütterlicher Entschluß, mein Leben der Erreichung dieses Zieles zu weihen, all meine Kräfte, all mein Wollen in den Dienst meines Strebens zu stellen und nicht zu ruhen, bis ich es erreicht habe. Dabei können Leben oder Tod mich nicht berühren. Wird heute mein Leben durch den höchsten Geist plötzlich abgebrochen, werde ich meine Zielsetzung in einem nächsten Leben oder weiteren verfolgen.“(Douval, H. E.: a. a. 0., Band I, S. 84)

Als nächstes hat die Wandlung des Studierenden zu erfolgen, das heißt die Änderung seiner Lebensweise, um die Veränderungen seiner geistigen und körperlichen und geistigen Substanzen zu bewirken: Harmonie, Kraft, Gesundheit, Zähigkeit, Mut, absoluter Wille, Reinigung der Seele von allen „Schlacken“ (schlechte Neigungen und Eigenschaften); Anerziehung etwa fehlender, positiver Eigenschaften: Geduld, Schweigen, Güte, Toleranz, Glauben, Hilfsbereitschaft, Liebe.

Bei Don Juan nennen sich diese Persönlichkeitsziele: Wichtigkeit verlieren, Verantwortung übernehmen oder Handeln, ohne Belohnung zu erwarten. Interessant ist, daß das Wort Liebe, in vielen anderen esoterischen Lehren das Wichtigste, das sich z.B. in dem Gefühl von Heilen und Helfen wollen äußert, in den Castaneda-Büchern kaum vorkommt. Das Leben wird als Kampf angesehen, in dem der Krieger nur die Aufgabe hat, seine persönliche Kraft zu steigern. Dies ist eine bemerkenswerte Differenz zu den übrigen Auffassungen. Als wichtige Vorübung wird das magische Atmen gelehrt, das vor allem aus der Zwerchfellatmung besteht und durch ständiges kurzes Anhalten des Atems gekennzeichnet ist.

Ebenso werden Entspannungsübungen durchgeführt, die dem Autogenen Training gleichen und die zum Ziel haben, sowohl die inneren wie auch die äußeren Störungen (Disharmonien) vollkommen auszuschalten. Eine Steigerung dieser Übung erfährt der Adept, wenn er über längere Zeit konzentriert in einen Spiegel schauen und dort seine eigenen Pupillen fixieren soll. Die vor allem aus den Augen strömenden Odkräfte werden vom Spiegel verstärkt zurückgeworfen; dadurch steigert sich der Odeinfluß. Eine auch für den Alltag wichtige Übung ist die Konzentration auf eine Reihe von Gegenständen, die nur kurz angesehen und anschließend geistig reproduziert werden. Bei vollkommener Konzentration gelingt die mühelos, weil der Betrachter nicht mehr der Verstand, sondern die durch die Konzentration angerufenen höhere Schwingungsebene ist. Hiermit wird auch die Imaginationsfähigkeit gesteigert, denn der Magier soll sich die einzelnen Gegenstände naturgetreu vorstellen. Zusätzlich zu diesen Übungen oder darauf aufbauend, versenkt sich der Studierende in tiefere Meditation, konzentriert sich wochenlang auf das Sprechen bestimmter Worte wie „Liebe alle Wesen“ oder auf bildhafte Vorstellung bestimmter Symbole. Wichtig ist die Regelmäßigkeit der Übungen und die permanente Wiederholung bis zum Erfolg. Interessant, vor allem für den Außenstehenden, werden die Übungen in Gedankenstille, da hier erstmals paranormale Phänomene auftreten. Der jetzt schon fortgeschrittene Magier kann zu Beginn der Übung eine Frage formulieren, die nach Möglichkeit der eigenen Forschung, Erkenntnis, Hilfeleistung oder seiner Bestätigung dienen sollte. In der vollkommenen Stille erhält er eine Antwort beispielsweise durch eine in ihm sprechende Stimme, durch ein sprechendes Wesen, durch ein wegweisendes Symbol oder dergleichen.

Faszinierend sind auch die Imaginationsübungen, die mit einfachen Bildern beginnen, die plastisch und scharf vor dem geistigen Auge stehen sollten. Dann versucht der Magier mit Hilfe seiner Vorstellungskraft auf die materielle Welt einzuwirken, indem er beispielsweise eine brennende Kerze so beeinflußt daß sie unter Aufwendung aller Konzentration urplötzlich verlischt. Die konzentrierte Versenkung in das eigene Spiegelbild dient dem Fortgeschrittenen jetzt dazu, die Umrisse seiner Aura festzustellen und sein Bewußtsein zwischen Spiegelbild und seinem Selbst hin- und herzuleiten. Wer längere Zeit in einen schwarzen Spiegel schaut (z.B. abends in das von der Schreibtischlampe erleuchtete Fensterglas), wird feststellen, daß das Bild verschwindet, andere Gesichter erscheinen oder irgendwelche Visionen werden mehr oder minder deutlich. Dieses magische Phänomen erschließt sich schon dem Anfänger. Der Magier versteht es jedoch, in diesem Spiegel ganz bewußt das Bild einer bestimmten Person aufzubauen, die er nun mit Suggestionen, Wünschen und ähnlichem beeinflussen kann. Hiermit gerät er an den Rand der schwarzen Magie, sofern er sich von egoistischen Motiven leiten läßt.

2.2.2 Hohe Magie

Als Übungszeit für das Erreichen der eben genannten und gleichwertiger anderer Übungsziele werden Monate und auch Jahre angegeben, je nachdem wie konsequent und wie talentiert der einzelne ist. Manche der nun folgenden Ziele sind für viele nur schwer, einige nur bei großem Talent und akribischen jahrelangem Bemühen zu erreichen.

Zu den leichteren Übungen gehört das Hellsehen. Hierzu benötigt der Studierende eine Konzentrationshilfe, am besten eine Kristallkugel, in die er sich, begünstigt durch Räucherungen, meditativ versenkt. Er konzentriert sich dabei auf einen Punkt, unabhängig davon, was es im Glas an Schemen und Gestalten zu sehen gibt, die in der Regel lediglich Halluzinationen sind. Nachdem sich das Auge und auch die verschiedenen Körper an diese starke Konzentrationstätigkeit längere Zeit gewöhnt haben, der Übende in einen tranceartigen Zustand gefallen ist, kann er sich durch gezielte Suggestionen Antworten auf Fragen verschaffen, die in Form von Bildern im Konzentrationspunkt zu sehen sind.

Diese Fähigkeit hängt damit zusammen, daß er mittlerweile in der Lage ist, Kraftströmungen aus der Astralwelt in sichtbare Bilder umzusetzen. Da auf dieser Ebene weder Raum noch Zeit existiert, kann er „genauso ein vorjähriges Erlebnis rekapitulieren wie ein künftiges; den Raum vor dem Haus genauso wie die Palmen der Südsee, die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und die des eben Vergangenen gleichermaßen.“ (Douval, H. E.: a. a. 0., Band VI, S. 68) Der Hellsehende wird auch Antworten auf Fragen bekommen, die auf seine materielle Unabhängigkeit abzielen, sofern er diese nutzt, um sich ganz dem Wohle der Menschheit widmen zu können. Oder er erhält die Antwort auf die Frage, welcher Mensch in seiner Umgebung Not leidet und wie er ihm helfen kann. Auf Wunsch und bei geeigneter Disposition können sich auch bestimmte Geister bzw. Kraftpotentiale oder Wesenheiten manifestieren, die dann Rede und Antwort stehen.

Als eine der wichtigsten Übungen, nicht nur in der Magie, haben wir bereits die Aussendung des Empfindungs- bzw. Astralkörpers bezeichnet. Wie bereits gesagt, besitzt der Mensch eine Reihe von Körpern, die normalerweise ineinander verschachtelt sind. Durch Talent, aber auch durch Übung besteht die Möglichkeit, einen dieser Körper herauszulösen und in der Astralwelt auf die Wanderschaft zu schicken. Damit die im Astralen empfangenen Sinneseindrücke dem physischen Erdbewußtsein übermittelt werden können, muß quasi eine Brücke zwischen beiden Bewußtseinsebenen hergestellt werden: „Alles, was unter dem Oberbegriff psychische Entwicklung zusammengefaßt ist, hat nicht zuletzt den Zweck, eine solche Verbindungsbrücke herzustellen; und auch die Übungen des Magiers beabsichtigen, den Kontakt zwischen den äußeren, grobstofflichen und den inneren, feinstofflichen Ebenen herzustellen und zu festigen.“

Diese Brücke wird auch von Carlos Castaneda in den späteren Bänden beschrieben, als es darum geht, die ihm anvertrauten Menschen auf die andere Seite zu bringen. Seine persönliche Kraft reicht jedoch nicht aus, diese Aufgabe zu bewältigen. Manchmal erscheint statt der Brücke auch eine Nebelwand, durch die er mit Hilfe seines Willens gehen kann.

Die Übung selbst läuft dergestalt ab, daß zunächst der Astralkörper z.B. als das eigene Doppel gegenübersitzend vorgestellt wird. Es kann sich hierbei aber auch um eine andere Gestalt handeln. Dann muß der Magier versuchen, was sehr schwierig ist und lange Zeit braucht, sein Bewußtsein auf diese Projektion zu übertragen. Wenn ihm dies glückt, kann er probehalber versuchen, einen Arm oder ein Bein innerhalb des Astralkörpers zu heben oder zu senken. Sich selbst sieht der Übende dann von der projezierten Gestalt aus. Meistens verfällt sein physischer Körper in eine Art Schlaf oder Trance, sobald das Bewußtsein ausgetreten ist. Mit dem astralen Körper kann der Studierende dann die ersten Schritte üben. Über eine sogenannte Silberschnur bleibt er stets mit dem irdischen Körper verbunden. Tritt irgendeine Störung ein, wird sein Bewußtsein vehement zurückgerissen. Der Magier kann mit seinem Astralkörper nun durch die normale Welt hindurchgehen.

Nur große Magier sind in der Lage, ihren Doppelkörper zu materialisieren und damit auch für andere Menschen zu jeder Zeit und an jedem beliebigen Ort sichtbar in Erscheinung zu treten. In der Regel findet sich der Astralreisende nach längerem Üben sehr schnell in völlig unbekannten Welten wieder, trifft dort auf Seelenbegleiter, die sowohl Gutes wie auch Schlechtes im Sinn haben können. Die Gefahr, auf ewig dort zu bleiben und in den physischen Leib nicht mehr zurückzukommen, ist gering, solange das Silberband den Kontakt aufrechterhält.

Als magische Spitzenleistung wird die „Kunst des Unsichtbarmachens“ bezeichnet. Butler berichtet über einen Versuch einen Hochgradokkultisten zu fotografieren. Nach der Entwicklung zeigte das Bild einen leeren Stuhl, auf dem der Okkultist bei der Aufnahme gesessen hatte. Offenbar war es ihm gelungen, ein sogenanntes „Arkasch-Schutzschild“ aufzubauen, das seine Unsichtbarkeit für die objektive Kamera herbeiführte. In der Regel wird Unsichtbarkeit jedoch durch telepathische Gruppenhypnose erzeugt, in dem das Bewußtsein der benachbarten Menschen gedanklich beeinflußt wird. Auf ähnlichem Wege lassen sich gedankliche Vorstellungsbilder »objektivieren« ohne daß eine materielle Grundlage dafür existiert.»

Anders verhält es sich mit den sogenannten Materialisationen, bei denen mit Hilfe feinstofflicher Materie (sogenanntes Ektoplasma) Vorstellungsbilder sichtbar gemacht werden. Dies geschieht meistens mit Hilfe von Materialisationsmedien, die offenbar für diesen Zweck besonders geeignet sind. Frisches Blut ist auch ein geeignetes Spendenmittel für Ektoplasma; deshalb werden bei Beschwörungen, Teufelsmessen und Hexensabbat ziemlich schaurige Rituale abgehalten.

Ein Beispiel für eine recht harmlose Materialisation ist dem folgenden Bericht über ein magisches Experiment zu entnehmen. Das Ziel des Versuches war die Schulung eines Mediums zum Zwecke der Forschung. Es ging dabei um die Manifestation einer astralen Kraft, also um ein ansonsten unsichtbares energetisches System. Begünstigt durch eine leichte Räucherung, fiel das Medium bald in Trance, nachdem der Versuchsleiter eine der Zielsetzung einsprechende Einstellung bei ihr hervorgerufen hatte. Ein gleichfalls anwesender Zeuge dieses Versuchs berichtete von einer „knisternden“ Atmosphäre, die durch das nur mit einem abgedunkelten, roten Licht erleuchtete Zimmer und den seltsam-würzigen, betäubenden Geruch der Räucherung noch verstärkt wurde.

„Doch dann wurde ich plötzlich hellwach, und mein Herz begann heftig zu schlagen. In der Mitte des Raumes bildet sich, wie aus einem Nebel kommend, eine immer deutlichere Konturen annehmende Gestalt, die sich dem Versuchsleiter zugewendet hielt, so als führte sie eine heimliche Zwiesprache mit ihm, von der nichts an meine Ohren drang. Die Gestalt war in ein sonderbares, überzeitliches Gewand gekleidet, der Kopf war der eines Mannes, aber mit stechendem, durchbohrendem Blick, mit schmalen, harten Händen, die bis zu mir herüberschimmerten. Meine Erregung war, obwohl dies der erste „Geist“ war, den ich sah, merkwürdigerweise von mir abgefallen, denn der nach wie vor versunken dasitzende Versuchsleiter wirkte so beispielhaft beruhigend, daß sich Exaltationen einfach nicht halten konnten. Das Medium atmete schwer, ihm stand der Schweiß auf der Stirn. Von ihm zu dem erschienenen Wesen schienen sich kaum feststellbare Bande zu ziehen, leicht, grau, unfaßbar wie Nebel, aber von einer Kälte, die ich in meiner Ecke zu empfinden schien.

Der Versuchsleiter sprach plötzlich leise einige Worte, offenbar an die Versuchsperson gerichtet: „Sie werden in einer Minute erfrischt aufwachen. Nehmen Sie jetzt Ihre Kräfte zurück!“ Die Gestallt aus der anderen Welt begann, sich vor meinen Augen aufzulösen, genauso, wie sie sich gebildet hatte. Die Versuchsperson begann aus ihrer Trance zu erwachen. Der Versuchsleiter erhob sich, sah mir lächelnd in die Augen und schritt einige Mal im Zimmer auf und ab, nachdem er die Räucherung abgestellt und ein Fenster geöffnet hatte. „Die Erscheinung, die Sie sahen“, sagte er zu mir, während sich meiner eine immer größere Abspannung bemächtigte, „entstammt der astralen Welt. Sie ist eine rein geistige Kraft unserer Versuchsperson und mit Hilfe Ihrer und meiner Odkraft materialisiert worden. Sie können dasselbe erreichen, wenn Sie systematisch die Trennung odisch-astraler Teile trainieren und jederzeit bei sich ein Trance-Bewußtsein herbeiführen und entsprechende Vorstellungen geistig verwirklichen können.“(Douval, H. E.: a. a. 0., Band VI, S. 68)

2.2.3 Gefahren

Die bisherige Darstellung magischer Theorie und Praxis läßt erahnen, daß eine solche Umstellung der Persönlichkeit des magischen Novizen auch eminente Gefahren für Leib und Seele heraufbeschwören kann. Je wirkungsvoller eine Sache im Guten ist, desto größer kann das Übel sein, das Unwissenheit und Mißbrauch mit sich bringen.

Wer sich mit Magie beschäftigt, kann, wie es heißt, bald merken, daß er sich geistig weiterentwickelt und anderen Menschen gegenüber Vorteile gewinnt, die er auch privat und beruflich nutzen kann. Leicht gerät er dadurch in Gefahr, überheblich zu werden und damit gegen das Gesetz des reinen Herzens zu verstoßen, das Demut und Bescheidenheit fordert. Nicht stolzes Absondern, sondern helfendes Miteinander ist die Voraussetzung für den ungefährdeten Weg nach „oben“ Andernfalls droht ein Irrweg, der womöglich zur schwarzen Magie führt und nach allem, was man hört, in „satanischer Verdammnis“ enden muß.

Am Anfang der magischen Praxis können Probleme auch dadurch entstehen, daß die angerufenen Kräfte die noch ungefestigte Persönlichkeit von Grund auf erschüttern. Vor allem die sorgsam verdrängt waren, können eine mentale Unruhe erzeugen, die sich bis zum nervlichen Zusammenbruch steigern kann. Ebenso kritisch ist die Heftigkeit der Energien mit ihrer Wirkung auf den psycho-physischen Kreislauf; dabei kann man leicht aus dem Gleichgewicht geraten.

Die Situation ist so beschaffen, als ob man einem Kind raten würde, Kohle, Schwefel und Salpeter zu mischen und zu beobachten, was dabei herauskommt. Am problematischsten sind Überdosierungen von Räuchermitteln, Drogen und Narkotika. Hier kann es zu schweren Vergiftungen kommen, die zu bleibenden Schäden und psychischen Störungen führen können. Auch Gewöhnung und Sucht sind nicht zu unterschätzen.

Bei der hohen Magie sind z.B. Astralwanderungen für den Unwissenden sehr gefährlich. Alle niederen Elemente wie Dämonen, Gespenster, Schwarzmagier sollen nur das eine Interesse haben, die Seelenkräfte des harmlosen Wanderers an sich zu reißen und für ihre eigenen Zwecke zu mißbrauchen. Dies gelingt allerdings nur, wenn der Magier diesen Wesen zuviel Anteilnahme entgegenbringt (Liebe oder Furcht) oder selbst entsprechende Schwingungen mit sich führt.

Begegnungen mit Elementarwesen können jedoch auch in der guten Wohnstube vorkommen, wenn sich nämlich Kräfte aus dem tiefen Seelenbereich des Magiers entweder gezielt oder mehr oder weniger zufällig materialisieren. Dies kann ein sogenannter guter Hausgeist oder eine Fee sein. Es können aber, je nach Veranlagung, böse Kräfte sein, die Ihren Schöpfer quälen, ausbeuten und letztlich umbringen. Ein bemerkenswerter Bericht über die Zeugung eines Hausgeistes bezieht sich auf solche Probleme, die im stümperhaften Umgang mit der praktischen Magie auftreten können. Der (unbekannte) Berichterstatter beginnt mit der Erklärung, daß der Mensch in seinen niederen Teilen aus Gruppen von Elementarwesen besteht, die er mit der Nahrung aufnimmt und die den Ehrgeiz haben, sich weiterzuentwickeln und ihm gleich zu werden. Ist der Mensch noch stark an Egoismus und Leidenschaften gebunden, entwickeln sich auch die Elementarwesen in diese Richtung. Kommen bei der Materialisation eines solchen Wesens ungünstige Umstände hinzu, die dem „Erzeuger“ nicht gestatten, seine ganze psychische Kraft zur Beherrschung seiner Schöpfung aufzuwenden, kann er unversehens zum Sklaven des Elementarwesens werden und ist in höchster Gefahr.

„Aber ich will jetzt dazu übergehen, zu erzählen, auf welche Weise ich Cagaster schuf… In einer besonderen, astrologisch als günstig angesehenen Stunde…wurde im tiefen Versenkungszustand das geschaute und verstärkte Elementarwesen nach außen projiziert. Ich stieß Cagaster in einem Schöpfungsprozeß ab. In einer einzigen machtvollen Anstrengung schleuderte ich das Vorstellungsbild – das durch Od und Imagination schon ansehnlich gewachsen war – hinaus und stellte es außerhalb von mir vor mich hin. In dergleichen -verhängnisvollen- Stunde noch wurde Cagaster mit starken Odkräften aufgeladen und kosmisch-astrale Kräfte zur Verstärkung herangezogen. Mit den inneren Sinnen konnte ich meinen Hausgeist wahrnehmen; es war meine Aufgabe, ihn soweit zu verdichten, daß er auch leiblichen Augen sichtbar wurde. In tagelanger, anstrengender fast ununterbrochener Arbeit gelang das in dem Maße, als es mir notwendig erschien. Dann erteilte ich Cagaster den ersten Auftrag: ich ersuchte ihn um die Beschaffung eines Buches, das seit Jahren Ziel meines Interesses war. Dies war der dritte Fehler: ich schränkte den Befehl nicht ein, etwa mit den Worten, dabei keinen Menschen zu bestehlen oder zu erschrecken, sondern z.B. das Buch leihweise einer großen Bibliothek zu entnehmen, die es danach wieder zurückerhält.

Cagaster führte den Auftrag aus, doch schon von diesem Tage an wurde er unleidlich. Er duldete nicht, daß ich mich mit etwas anderem beschäftigte als mit ihm… Dazu raubte mir Cagaster täglich mehr an Odkraft, als ich zu ersetzen in der Lage war, denn mich hatte in diesen Tagen eine rätselhafte Krankheit befallen, die der Hausarzt mit der Diagnose Kreislaufstörungen signierte. Zu den begangenen Fehlern trat nun also des Verhängnis. Die Forderungen Cagasters nahmen stündlich zu und schließlich überhand. Ich hatte nur noch den einen Wunsch, mich von ihm zu befreien, selbst wenn er bereit und fähig wäre, mir alle Macht der Welt zu verschaffen – doch auch diese Gedanken las Cagaster mit.

Da erteilte ich ihm einen weiteren Auftrag, der seiner nun offen zutage getretenen Natur entsprach. Da diese schwarzmagische Handlung seine Machtfülle steigern mußte, gehorchte er blind und unverzüglich. Im Augenblick seines Verschwindens aber sank ich in die Versenkung, in die Stille, was mir erfreulicherweise – und das war meine Rettung – trotz der Erkrankung gelang. Kaum hatte ich das schützende Strahlennetz um mich vibrieren gemacht, rief ich ihn von seinem Wege kraft der Verbundenheit zwischen Erzeuger und Geschöpf zurück, bevor er noch den Auftrag ausführen konnte. Cagaster stürmte rasend vor Zorn herbei, ging in die Falle, wurde zerstört, in Atome zerrissen. Ich war frei. Ich konnte wieder arbeiten, schlafen, meinen Neigungen nachgehen, gesundet. Aber ich hatte mir auch geschworen, nie wieder mit geistigen Explosivkräften zu operieren (Douval, H. E.: a. a. 0., Band X, S. 69). Die Magie ist, und das wird in den nächsten Kapiteln deutlicher, die Mutter aller Esoterik, wie auch die Definitionen „Wirken mit geistigen Kräften“ oder „Herbeiführen von Bewußtseinsveränderungen“ erkennen lassen. Um einen typischen Aspekt geht es im nächsten Kapitel: um das Abspalten des Astralkörpers, das einigen Menschen gelingt, ohne daß sie sich langwierigen mühevollen Übungen unterziehen müssen. Sie „rollen“ sozusagen von selbst, und dann noch im Bett, in die andere Wirklichkeit.

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