Das Ding an sich

Teil 1: Von Meister Eckardt bis Carlos Castaneda
Reise durch eine andere Wirklichkeit

5. Meister Eckhart und die Mystik

5.1 Wirf die Heiligen hinaus!

Der Begriff „Mystik“ ist vom griechischen „Myein“ abgeleitet, das soviel wie „Augen und Lippen schließen“ bedeutet und damit die Verinnerlichung, Vergeistigung und letztlich das Erleben Gottes meint.

Mystische Lehren sind seit dem Altertum bekannt. Griechische Mysterienkulte, spätantiker Neupltonismus, jüdische Kabbala, chinesischer Zaoismus, islamischer Sufismus – allen gemeinsam ist der Versuch, einen unmittelbaren Weg zu Gott zu finden, der in allen Kulturen als das Numinose, Unaussprechliche, Unverständliche – aber zugleich auch als Schöpfer, Ernährer, Richter bezeichnet gilt.

In der Bhagavad-Gita, dem altindischen Standardwerk des Hinduismus, wird Gott so beschrieben: „Er ist das Ich, das im Herzen aller Wesen innewohnt. Er ist auch der Anfang, die Mitte und das Ende aller Wesen. Unter den Welten ist er die Sonne, unter den Göttern Indra und den Geschöpfen der Verstand. Unter den Waffen ist er der Donner, unter den Mathematikern die Zeit, unter den Tieren der Tiger. Unter den Buchstaben ist er der Selbstlaut A, von den Jahreszeiten der Frühling, unter den Betrügern das Würfelspiel, bei den Starken die Kraft und der Sieg, bei den Guten die Güte.“ (Weinfurter, K.: Der Königsweg, Freiburg 1976, S. 17)

Im Unterschied zur Magie, in deren Mittelpunkt die Beherrschung der Geistigen Kräfte steht, strebt die Mystik und auch das indische Yoga-System nicht das Beschwören von Geistern, nicht Hellsehen oder Astralreisen an, sondern die radikale Entäußerung von der Welt und aller ichgebundenen Taten. Dieser Unterschied soll am Werk des größten deutschen Mystikers herausgearbeitet werden. Es handelt sich um Eckehard von Hochheim, der als Meister Eckhardt durch radikale Predigten hervortat und 1329 wegen seiner Lehrsätze mit der päpstlichen Bannbulle belegt wurde. Eine seiner Kernthesen lautet: „So lange du deine Werke tust um des Werkes willen, um Gut, Innerlichkeit, Heiligkeit, Lohn oder Himmelreich, so lange ist dein Tempel ein lärmender Jahrmarkt. So lange du deine Werke tust aus äußerem Antrieb, um Gottes oder dieiner eigenen Seligkeit willen, so ist es wahrscheinlich nichts Rechtes mit dir. Dies gilt für alles Streben und Wollen, Denken, Vorstellen, Glauben, Wähnen und Hoffen. Jede Einbildung von Bildern, jede Vorstellung, jedes Haften an äußeren Zeichen und jedes Schauen hindert dich am Erfassen des ganzen Gottes. Darum wirf sie hinaus, alle Heiligen und unsere liebe Frau aus deiner Seele, denn sie alle sind Kreaturen und hindern dich an der großen Gottheit.“ (Zeisel, J.: Die Geburt Gottes in der Seele, in: esotera, Freiburg 1984, Jg. 35, 11, S. 985)

Solche Aussagen waren weder den Kirchenfürsten von damals geheuer noch sind die Vertreter streng ritualisierter Religionen und Lehren von heute darüber erbaut, Erzengel und Teufel, Heilige und Dämonen, Wunder und Visionen, Tugend und Sünde, Fasten und Beten, Cherubim und Seraphim – nach Meister Eckardt kann man solche Vorstellungen getrost beiseitelegen.

Gott und das Ich sind die beiden Pole, die zusammengeführt werden müssen; das ist nur möglich, wenn wir das Ich auflösen und uns in Gott versenken. Selbst der Wunsch, „Gott zu schauen“, also nach der göttlichen Vereinigung zu streben, ist „ichbezogen“ und entfernt uns von Gott. Aber auch vor dem Gottesbegriff selbst scheut Eckardt nicht zurück: „Gott ist gut, Gott ist weise, Gott ist unendlich, Gott ist gerecht – das alles ist so unsinnig, als wenn ich das Schwarze weiß nennen würde. Du bist das, was du über deinen Gott denkst, und lästerst ihn, wenn du damit behängst. Nimm ihn ohne Eigenschaft als überseiendes Sein und eine überseiende Nichtheit.“ (Zeisel, J.: a. a. 0., S. 985)

Eckardt fordert rigoros die Aufgabe all dessen, was nicht Gott ist, und alles, was Menschen denken, tun oder sich vorstellen können, prinzipiell nicht göttlich ist, gilt es, alles „Menschliche, Allzumenschliche“ abzulegen.

„Fürwahr, ich sage es für alle Besinnlichen: Es ist mit keinem so gut bestellt wie mit dem, der in gänzlicher Abgeschiedenheit steht. Je mehr der Mensch sich vom Äußeren, Nurgeschäftigen entfernt, desto mehr eilt ihm der Schöpfer zu. Darum ist losgelöstsein notwendig: Es reinigt die Seele, entzündet das Herz und erweckt den Geist; es übertrifft alle Tugenden, denn es macht uns reif zum Gott-Erkennen: Es scheidt das Kreatürliche ab und vereint die Seele mit Gott.” (Schmidt, K. 0.: Meister Eckehardts Weg zum kosmischen Bewußtsein, München 1969, S. 131)

Die gleichen Gedanken äußert Meister Eckardt, wenn er, anknüpfend an einen Text das Matthäus-Evangeliums („Selig sind die Armen im Geiste“, über die Armut predigt: „In die stille Wüste der Gottheit führt nichts als geistige Armut. Leben in Askese, geistigen Übungen und Frömmigkeit führen. In Wahrheit sind es Esel. Geistig arm ist vielmehr der, der nichts will, nichts weiß und nichts hat und alles so radikal, daß er nicht einmal so viel will, daß er den Willen Gottes erfüllen möchte. Daß er nicht einmal weiß, daß Gott in ihm wirkt, und daß er nicht einmal eine Stätte in sich habe, in der Gott wirken könne. Mit anderen Worten: Mystisch arm ist der, der so ist, wie er war, als er noch nicht war.“ (Zeisel, J.: a. a. 0., S. 985)

Man kann die Worte des großen Meisters nur mit Verwunderung auf sich wirken lassen. Wie sollen wir uns von unserem Menschsein lösen, ohne uns umzubringen, wenn wir, um zu überleben, uns mit anderen zusammentun, mit ihnen arbeiten, gemeinsam gegen Krankheit und Not vorgehen müssen? Und wie wollen wir uns geistig entwickeln, wenn wir nicht den Willen haben, unser Wissen zu erweitern? Was ist das für ein Mensch, der nichts will? Ist es der Schwache, der antriebslos vor sich hinvegetiert, von Mitleidigen versorgt, von Kindern gehänselt?

Was Meister Eckardt anprangert, ist die Begierde, der egoistische Wunsch nach Erfüllung von Selbstsucht und Gier. Dann ist der Wille kein Wille, sondern eben Begierde. „Der Mensch, der nichts will, ist der Mensch, der keine Begierde nach irgendetwas hat.“ (Fromm, E.: Haben oder Sein, Stuttgart 1976, S. 66)

„Wer alles Hängen an der Werke Frucht aufgab, zufrieden immerdar und nirgends Zuflucht sucht, der handelt wahrlich nicht selbst, wenn er Werke tut. Wer zufrieden mit dem, was er immer bekommt, neidlos und von der Gegensätze Paaren frei, sich gleichbleibt in Erfolg und Mißerfolg, der ist, auch wenn er handelt, nicht gebunden. Bei den Befreiten, Bindungslosen, dessen Denken in Erkenntnis gefestigt, werden die Werke gänzlich aufgelöst.“ (Zeisel, J.: Entschleierte Mystik, Freiburg 1984, S. 78)

Castaneda nennt diese Art des Ego-Todes „Verlieren der Menschlichen Form“ das heißt Aufgabe von Wünschen und Bedürfnissen. Selbst der Wunsch nach geistiger Vervollkommnung, nach Erleuchtung oder nach der Vereinigung mit Gott ist Begierde, von der sich der Mystiker trennen muß, wenn er die Vereinigung erreichen will. Das klingt paradox. Der Wille wird hier wohl im magischen Sinne als Kosmischer Wille gedeutet, der mit dem menschlichen Wollen nichts gemein hat, der sich aus sich selbst entwickelt. Ähnlich verhält es sich mit den armen Wissenden. Eckhardt schreibt dazu: „Der Mensch der diese Armut haben soll, der muß so leben, daß er nicht (einmal) weiß, daß er weder sich selber noch der Wahrheit noch Gott lebe; er muß vielmehr so ledig sein alles Wissens, daß er nicht wisse noch erkenne noch empfinde, daß Gott in ihm lebt; noch mehr: Er soll ledig sein alles Erkennens, das in ihm lebt.“ (Fromm, E.: a . a . 0, S. 67)

Ist also Gott nur mit den Unwissenden? Sicherlich, aber auch mit den Blinden im übertragenden Sinne. Eckardt sagt, daß man blind sein müsse, wenn man Gott sehen möchte. Sollen wir also alle Bildung abschaffen? Natürlich nicht. Eckardt war selbst ein äußerst gebildeter Mann, der seinen Verstand nicht verleugnete.

Entscheidend ist auch hier die Interpretation. Nicht-Wissen bedeutet nicht unbedingt, nichts zu wissen, sondern nicht daran zu denken, daß man etwas weiß. Sein Wissen sollte man nicht als seinen Besitz ansehen und sich nicht daran festklammern. Wenn wir Erkenntnis um der Erkenntnis willen betreiben, werden wir zu ihren Sklaven. Wissen beeinflußt das Denken und mehr nicht. So bedeutet auch „Nichts haben“ das Fehlen jeglicher Bindungen an irgendwelche Güter, Menschen, Ideen. Selbst die Vorstellung, das Gefäß Gottes zu sein, in das er sich ergießen solle, ist abwegig, weil dieser Gedanke die Entfremdung von Gott durch die Ichbindung der Vorstellung verstärkt.

5.2 Der mystische Weg

Nichts zu wollen, nichts zu wissen und nichts zu haben gehört zur inneren Vorbereitung auf den mystischen Weg. Versenkung, Meditation oder stille Konzentration weisen den Weg zur unio mystico, zur Vereinigung mit Gott. Wer die mystische Versenkung anstrebt, zieht sich also zurück, nicht nur in ruhige Gefilde, sondern auch in sein Inneres.

Unterstützend wirkt das richtige Atmen, wobei tiefe Atemzüge (Zwerchfellatmung) sich mit Atempausen abwechseln. Kurz vor erreichen der mystischen Ekstase setzt die Atmung völlig aus – eine nicht ungefährliche Übung, der sich auch die Anhänger des Hatha-Yoga unterziehen (Weinfurter, K.: a. a. 0., S. 106).

Wesentlich für die Versenkung ist jedoch das Ausmaß an innerer Konzentration, mit der störende Außeneinflüsse und das Ich-Bewußtsein aufgehoben werden. Auch dabei kann es nicht um den Wunsch gehen, Ideen oder Empfindungen bewußt auszuschalten, denn das setzte zielbewußtes Wollen und damit Ich-Beteiligung voraus, die gerade verhindert werden soll. Vielmehr ist die mystische Versenkung dadurch gekennzeichnet, daß sie, einmal eingeleitet, aus sich heraus wirkt, aus dem Gefühl des Sich-Fallen-Lassens. Entleert sich der Bewußtseinsraum, spielt das Ich allenfalls am Rande noch eine Rolle.

Um das Ich-Bewußtsein weitgehend auszuschalten, wird empfohlen, in den Vorgang der Versenkung ein Bild einzuführen, beispielsweise das eines Ameisenhaufens, bei dessen Anblick das Ich gleichsam als Zuschauer zur Seite tritt. Mit zunehmender Versenkung verblaßt auch das Bild, und in das entstehende Vakuum fließen unbewußte Inhalte ein (Zeisel, J.:Entschleierte Mystik, a a 0 S. 145). Es entstehen neue Bilder, auch Töne und Gefühle. In der Magie handelt es sich meistens um desintegrierende Wahrnehmungen aus dem Unterbewußtsein. Ängste treten auf, gewalttätige Kräfte saugen sich voll Energie, Gefahren für Leib und Seele bilden sich. In der Mystik sind die auftauchenden Kraftsymbole in strahlenden Glanz eingehüllt; sie wirken erlösend und leitend.

Es gibt aber auch Überschneidungen beider Bereiche, das heißt, Magie kann zur Mystik führen, Mystik bleibt in der Magie hängen. Entscheidend scheint das Ausmaß der Vorbereitung zu sein. Je geistig ärmer, selbstloser und reiner der Adept, desto stärker die Kräfte, die sich der Mystiker einem Erlebnis, wie es Zeisel beschreibt:

„Alles um mich strahlte in einem goldenen Licht. Ich saß inmitten der gewohnten Umgebung, aber jeder Grashalm, jedes Blatt, jedes Sandkorn glänzte in einem intensiven Gold. Es war ein Zustand der Verzauberung. Nach einer kurzen Zeit des Staunens erhob ich mich, um eine größere Sicht zu erhalten. Aber auch die entferntesten Bäume und der Himmel erstrahlten in diesem Glanz. Ich war fassungslos, weil ich derartiges noch nie erlebt hatte… Hier (aber) war ich hellwach. Die Umgebung war scharf und klar, und die Dinge erschienen in einer plastischen Genauigkeit, die ich vorher nie wahrgenommen hatte. Die Schritte, die ich machte, spürte ich nicht. Ich schien zu schweben. Der Körper war schwerelos; ich besaß ihn zwar noch, hatte aber den Eindruck, als sei er immateriell. In dieses stille Staunen schoben sich keine überirdischen Visionen, keine jenseitigen Begegnungen. Alles war unberührt und rein zugleich von einer überwältigenden Transzendenz… Es war eine totale, den ganzen Menschen umfassende Veränderung, die sich hier vollzog und an der ich selbst nicht den geringsten Anteil hatte. Es geschah etwas in mir und mit mir, bei dem ich zunächst nur Zuschauer war – aber das Licht, das ich sah, war so stark, daß es mich blendete und den ganzen Bewußtseinsraum ebenfalls.“ (Zeisel, J.:Entschleierte Mystik, a.a.O., S. 124  f.)

Dieses mystische Erlebnis unterscheidet sich offensichtlich von magischen, und doch scheint ein Zusammenhang zwischen Mystik und Astralkörperwandungen zu bestehen. Zeisel spricht selbst davon, daß er kurz ohnmächtig war, daß sein Körper wie schwerelos und immateriell wirkte und daß die Umgebung in einer plastischen Genauigkeit strahlte, die er vorher nie wahrgenommen hatte. Weinfurter berichtet, daß Heilige im Zustand mystischer Ekstase häufig wie leblos wirken und sich meistens auch kalt anfühlen. „In diesem Zustand der Erstarrung ist nur eine kleine Fläche am Scheitel in der Form eines Kreises warm.“ (Weinfurter, K.: a. a. 0 . I S. 94). Diese Scheitelstelle ist die Austrittsöffnung des Zweitkörpers (Scheitel-Chakra) und die Verbindungsstelle für das Silberband.

Zeisels Beschreibung der Mystischen Ekstase, der auch Samadhi-Zustand genannt wird, ähnelt den Astralwelt-Berichten, in denen auch von Verlust an Raum- und Zeitgefühl die Rede ist: „Eine nachträgliche Betrachtung von Raum- und Zeitempfinden ergibt eine Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwelt. Das Geschehen spiegelt sich im Außenraum ab; ich erlebte mit offenen Augen und wachen Sinnen, beobachtete sogar kritisch meine Umgebung. Aber es fehlte trotzdem das Gefühl absoluter Realität des Raumes. Ich war ferngerückt von seiner Unmittelbarkeit, die Umgebung schien Staffage und Kulisse, war trotz ihrer plastischen Tiefschärfe nur Illusion. Ich kam mir vor wie ein Teil der Unendlichkeit, wobei die sichtbare Begrenzung des Umfeldes nichts bedeutete. Der innere Raum erstreckte sich ins Unendliche und fiel doch zusammen mit dem Punkt, den ich als Subjekt vertrat. Beides verschmolz ineinander. Einen Zeitbegriff gab es nicht. Das Phänomen hätte eine Sekunde oder 100 Jahre dauern können. Erst nach der Rückkehr in mein Normalbewußtsein lief die Zeit wieder an, und ich konstatierte daß der Vorgang etwa zehn Minuten gedauert haben dürfte.“ (Zeisel, J.: Entschleierte Mystik, a. a. 0., S. 127)

Mystische Ekstasen können tagelgang dauern. Allen gemeinsam ist das Lichterlebnis, verbunden mit der Fülle von transzendenten Begegnungen und Erkenntnissen. Solange noch ein Rest an Ich-Bewußtsein vorhanden ist, kehrt der Mystiker ins Normalbewußtsein zurück. Es sind auch Fälle bekannt, in denen der Mystiker aus seiner Ekstase nicht mehr auftauchte; seine sterbliche Hülle wurde dann begraben. Bei einigen Propheten (Henoch und Elias) soll sich der Körper während der Ekstase spurlos aufgelöst haben (Weinfurter, K.: a. a. 0., S. 68). Von manchen christlichen Heiligen heißt es auch, daß ihre Körper nach dem Tod nicht verwesten, sondern nach vielen Jahren noch unversehrt waren und einen angenehmen Duft verbreiteten (Weinfurter, K.: a. a. 0., S. 80).

Das Lichtphänomen, das vielleicht nur ein Bote des Unaussprechlichen ist, läßt sich schwer in Worte fassen. Der indische Mystiker Brahmananda hat es versucht: „Schließlich öffnet sich das >Auge der Weisheit<, und das Unendliche wird unmittelbar wahrgenommen. Die Welt versinkt in Nichts. Der Geist scheint sich aufzulösen und fließt über in Savikalpa-Samadhi. Dann kommt Nirvikalpa, das höchste überbewußte Erlebnis. Die absolute Vereinigung: Nichts ist zu sehen. Nichts ist zu hören. Unendlichkeit! Unendlichkeit allein! Es ist ein unmittelbares Erlebnis. Dieser Bewußtseinszustand ist, jenseits von Dualität und Nicht-Dualität. Wer ihn erreicht, kann nur mit großer Anstregung in die ihm unwirklich dünkende Welt der Erscheinungen zurückkehren. Im Samadhi verschwindet das Weltall. Fragt ihr einen Seher über seine Erfahrungen, so wird er sagen: Dort ist alles unendliche Seligkeit, dort gibt es kein Ich und kein Du. Es ist das Erlebnis des allerhöchsten Glücksgefühls.“ (Zeisel, J.: Entschleierte Mystik, a. a. 0., S. 224)

Innere Reinheit, Erleuchtung und die Vereinigung mit Gott sich auch Schlüsselbegriffe der christlichen Mystik, wie sie Ignatius von Loyola in seinen Exerzitien und in der Lehre von den drei Wegen verankert hat (vgl. Reiter, U.: (Hrsg.): Meditation ‑ Wege zum Selbst, München 1976, S. 86 ff.). Es handelt sich um einen Komplex seelisch-geistiger Übungen, wie sie auch Don Juan, etwa mit der Forderung nach Makellosigkeit, seinen Schülern auferlegte.

Carlos Castaneda wird nicht ohne Grund als Vertreter der amerikanischen Mystik bezeichnet. Eine intensive Verinnerlichung, wie sie Meister Eckhardt predigt, fordert Castaneda allerdings eher beiläufig. Don Juan macht Carlos Castaneda vielmehr mit bestimmten Praktiken vertraut, etwa mit stundenlangem Zubereiten von geheimnisvollen Kräutern und Wurzeln, und das deutet auf eine Verbindung mit der Alchimie hin, die, wie wir gleich sehen, viel mehr nur die „bloße“ Kunst des Goldmachens war.

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