3. Der Traum als Tor zur anderen Wirklichkeit
3.1 Die Geschichte vom Träumenden
Stephan K. Williams träumt eines Nachts, daß er träumt. Als er morgens aufwacht, hat sich die Welt für ihn verändert. Er hat das Gefühl, daß er aus einem Traum erwacht ist, den ein anderer geträumt hat. Dieser Gedanke erschreckt ihn, denn bisher hat er geglaubt, daß er selbst seine Träume träumte, und nun sieht er sich vor eine Alternative gestellt. War er nicht mehr Herr seiner Selbst, besaß er kein eigenes Leben, trug er keine Verantwortung mehr für seine Taten? Wurde er nicht mehr Herr seiner Selbst, besaß er kein eigenes Leben, trug er keine Verantwortung mehr für seine Taten? Wurde er von einem anderen wie ein Kind geführt, ohne daß seine eigene Meinung gefragt war?
Immer stärker wird sein Wunsch herauszufinden, ob tatsächlich irgendein Wesen über den Traum, vielleicht in beide Richtungen, mit ihm in Beziehung steht. Aber was würde geschehen, wenn er denjenigen, der ihn träumte, fände? Und wie sollte ich das herausfinden? Aber natürlich – durch meine Träume selbst! Wenn ich Sie im Gedächtnis behielt und mich aktiv mit ihnen beschäftigte, dann würde ich eine nie geahnte Freiheit erlangen, eine Freiheit, die mir Einblick in jene Welt gewähren würde, die mich in ihrem Bann hielt – die Freiheit, in bewußter, selbstgewählter Bezugnahme meine Entscheidung zu treffen.
Vor diese Herausforderung gestellt, verflüchtigte sich meine Angst allmählich… Wenn ich mit „dem, der mich träumte“ (oder war es eine „sie, die mich träumte?“) zusammenarbeitete, vielleicht wäre das mein Weg, jene Leere tief in meinem Inneren auszufüllen, die ich schon immer gespürt, der ich aber stets hilflos gegenübergestanden hatte. Vielleicht durch den Traum? Vielleicht auch durch die Arbeit mit dem Träumen und durch die Art der Beziehung, die ich zu den Träumen herstellte? Doch wohin würde mich das führen? Und wo konnte ich Hilfe für den Umgang mi den Träumen finden? Ich wußte nur eins: Ich hatte geträumt und war geträumt worden, und aus diesem Grunde mußte ich mich auf die Suche machen.“ (Williams, S. K.: Durch Traumarbeit zum eigenen Selbst, Interlaken 1984, S. 12)
3.2 Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf
Ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch schlafend, und es gibt nicht wenige Menschen, die diese bewußtlose, passive Zeit gern für andere Zwecke nutzen würden. Zwar ist bewiesen, daß jeder Mensch träumt, doch für den „normalen“ Menschen sind Träume „Schäume“ und damit wertlos.
Psychologen bestreiten dies; Traumbücher beschreiben die Symbolik des Traumgeschehens. Die meisten Menschen glauben jedenfalls, daß sie den Traum willenlos über sich ergehen lassen müssen. Daß der Schlaf mehr sein kann als der „kleine Bruder des Todes“ ist seit Jahrtausenden bekannte Weisheit. Im antiken Griechenland gab es beispielsweise regelrechte Schlaftempel, die kranke Pilger aufsuchten, um dort nach vorherigen Reinigungen oder Opferungen im Traum dem Gott Asklepios zu begegnen, der sie heilen oder aber Heilanweisungen geben sollte. Den Frühchristen erschienen im Traum Heilige oder Mönche, anderen näherte sich Gott selbst, um dem Träumenden ein Zeichen zu geben. Garfield bezeichnet in ihrem Buch Kreatives Träumen solche Erscheinungen als vorgeprägt durch die Erwartungshaltung des Träumers (Garfield, P.: Kreativ träumen, Interlaken 1980, S. 33).
Wenn ein griechischer Pilger tagelange Märsche, Entbehrungen, rituelle Handlungen usw. auf sich nimmt, um in einem Tempel zu nächtigen, in dem er im Traum dem Gott Asklepios begegnen soll, dann wird das auch eintreten. »Was ein Mensch glaubt, das wird er träumen. Die Traumerlebnisse der alten Griechen waren jedoch nicht nur in Form und Art suggestiv vorherbestimmt, sie führten auch zu Problemlösungen, sei es durch Spontanheilungen oder durch gezielte Anweisungen.
Diese Art kreativen Träumens hat bei Wissenschaftlern und Künstlern manchmal erstaunliche Ergebnisse. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Entdeckung der Molekularstruktur durch den deutschen Chemiker August Kekulé; dem ein Traum die jahrelang gesuchte Lösung bescherte: „Wieder gaukelten die Atome vor meinen Augen. Kleinere Gruppen hielten sich diesmal bescheiden im Hintergrund. Mein geistiges Auge, durch wiederholte Gesichte ähnlicher Art geschärft, unterscheid jetzt größere Gebilde von mannigfaltiger Gestaltung. Lange Reihen; vielfach dichter zusammengefügt; alles in Bewegung; schlangenartig sich windend und drehend. Und siehe, was war das? Eine der Schlangen erfaßte den eigenen Schwanz und höhnisch wirbelte das Gebilde vor meinen Augen. Wie durch einen Blitzstrahl erwachte ich; auch diesmal verbrachte ich den Rest der Nacht, um die Konsequenzen der Hypothese auszuarbeiten.“ (Garfield, P.: a. a. 0., S. 60)
Eine seltsame Geschichte wird von dem Assyrologen Professor Hilprecht erzählt. Er hatte zwei Bruchstücke mit einer Keilschrift gefunden, die er nicht entziffern konnte. Nachdem er sich den ganzen Abend den Kopf darüber zerbrochen hatte, ging er schlafen und träumte, daß ihm ein Priester aus dem vorchristlichen Nippur erschien und ihm die Geschichte dieser Bruchstücke erzählte. Die Einzelheiten der Geschichte wie auch der Keilschrifttext stellten sich anschließend als richtig heraus (Garfield, P.: a. a. 0., S. 59).
Träume dieser Art sind nicht als bloße Einbildung abzutun. Garfield und auch Williams sind der Auffassung, jeder Mensch könne kreativ träumen, wenn er nur entsprechende Verhaltensweisen (innere Vorbereitung, Traumplanung, Suggestion usw.) beachte. Von der Traumplanung ist es nicht weit zur Traumkontrolle, das heißt während eines Traumes zu bestimmen, welche Einzelheiten man träumen will. Diese Fähigkeit setzt voraus, daß der Träumende sich seiner selbst im Traum bewußt wird, ohne dabei aufzuwachen. Luzides Träumen, so wird diese Traumart genannt, gehört zu der hohen Kunst des Träumens. Wer luzid träumt, kann einfach alles träumen. „Sie können hinfliegen, wohin sie wollen, den Partner ihrer Wahl lieben, mit längst verstorbenen Freunden und unbekannten Menschen sich unterhalten; sie können jeden von Ihnen gewählten Ort auf der Erde besuchen, alle Bereiche positiver Emotionen erleben, Antworten auf Fragen erhalten, die sie schon lange beschäftigen...“ (Garfield, P.: a. a. 0., S. 147)
Entscheidende Voraussetzung dafür, sich selbst im Traum zu entdecken, ist eine kri-tische Einstellung gegenüber allen Ungereimtheiten, die im Traum auftreten mögen. Wenn man feststellt, daß man etwas Unmögliches erlebt hat, das nur ein Traum sein kann, beginnt man luzid zu träumen. Die Wahrnehmung im luziden Traum ist wesentlich eindrucksvoller als im gewöhnlichen Traum. Farben, Klänge, Geräusche, Geschmacksempfindungen, Emotionen, alles erscheint naturgetreu und wirklich. Ein „luzider“ Träumer beschreibt einen Traum wie folgt: „Am 9. September 1904 träumte ich davon, ich würde an einem Tisch vor einem Fenster stehen. Auf dem Tisch lagen mehrere Gegenstände. Ich war mir voll bewußt, daß ich träumte und überlegte mir, was für Experimente ich durchführen könnte. Zunächst versuchte ich, mit einem Stein Glas zu zertrümmern. Ich legte ein kleines Tablett aus Glas auf zwei Steine und schlug mit einem anderen Stein darauf, doch es wollte nicht zerbrechen. Dann nahm ich ein Rotweinglas vom Tisch und schlug kräftig mit der Faust drauf, wobei ich mir überlegte, wie gefährlich das im Wachzustand sei. Doch das Glas blieb ganz. Aber siehe da! Als ich nach einiger Zeit wieder hinschaute, war es zerbrochen. Es zerbrach, wie es sich gehört, aber etwas zu spät – wie ein Schauspieler, der sein Stichwort verpaßt. Das gab mir den seltsamen Eindruck, in einer Trugwelt zu sein, die zwar geschickt in Szene gesetzt war, aber dennoch kleinere Fehler aufwies. Ich nahm das zerbrochene Glas und warf es aus dem Fenster, um festzustellen, ob ich das Klirren hören könnte. Und das Geräusch war so zu hören, wie es sein sollte. Ich sah sogar zwei Hunde instinktiv davor weglaufen. Ich dachte mir, die Imitation dieser Komödienwelt ist wirklich gut gemacht. Dann sah ich eine Karaffe mit Rotwein. Ich kostete davon und stellte bei völliger Geistesklarheit fest: >Wunderbar – das ist genau der Geschmack von Wein.< Wir können also in dieser Traumwelt auch auf Wunsch Geschmackseindrücke hervorrufen.“ (Garfield, P.: a. a. 0., S. 160)
3.3 Die Abspaltung des Bewußtseins
Luzides Träumen verschafft offensichtlich dem Kundigen eine lustbetonte Erweiterung seiner Erlebniswirklichkeit. Doch der luzide Traum ist nicht die höchste Stufe dieser Bewußtseinserweiterung. So unglaublich es klingen mag, es gibt noch eine weitere Steigerungsform, die nach den Aussagen der Betroffenen eine zusätzliche Dimension erschließt, die weitgehend unabhängig von unseren Wünschen besteht. Gemeint ist die Fähigkeit, die wir als Fertigkeit der hohen Magie bereits kurz beschrieben haben: die Aussendung des Empfindungs- oder Astralkörpers, das Wandern in der Astralwelt, die Begegnung mit Geistern, Seelen, Dämonen usw. Das alles sind elementare Bestandteile vieler esoterischer Lehren, von Meister Eckardt bis Don Juan.
Unter dem Stichwort „Außerkörperliche Erfahrung“ sind in den letzten Jahren eine Reihe von Berichten erschienen, in denen die Autoren, zum Teil ausgebildete Naturwissenschaftler, „Reisen“ in eine andere Wirklichkeit beschreiben, die sie förmlich überwältigt haben. Bei E. Waelti, einem promovierten Biochemiker, gingen diesem Erlebnis etliche Nächte voraus, in denen er angstvoll im Bett lag und sich aus unbekannten Gründen nicht bewegen konnte. Er lag wie gelähmt, zeitweise ohne Körpergefühl, hörte seltsame Geräusche und verspürte einen innerlichen Sog, der sein Bewußtsein in unbekannte Tiefen zu ziehen drohte. Trotz allen Sträubens rollte er eines Nachts in eine fremdartige Welt hinein, „die mir, obschon sie noch die alte, mir bekannte geblieben war, zukünftig wie verwandelt und geheimnisvoller erscheinen sollte“: „Ich erwachte nachts – es dürfte gegen drei Uhr morgens gewesen sein – und stellte fest, daß ich nicht etwa träumte, denn ich war voll bei Bewußtsein. Voller Angst über diesen Zustand hatte ich nur ein Ziel, nämlich mich wieder bewegen zu können. Ich nahm alle meine Willenskraft zusammen und versuchte auf die Seite zu rollen: Etwas rollte, aber nicht mein Körper – etwas, was ich war, mein ganzes Bewußtsein mit allen seinen Empfindungen. Ich rollte auf den Boden neben dem Bett. Dabei hatte ich das Gefühl, als sei ich nicht körperlos, sondern mein Leib bestehe aus einer Art Substanz, die eine Mischung zwischen gasförmig und flüssig sei. Das Erstaunen, gemischt mit Verblüffung, die mich packten, als ich wohl spürte, daß ich auf den Boden fiel, aber der erwartete Aufprall ausblieb, habe ich bis heute nicht vergessen.“ (Waeltli, E. R.: Der dritte Kreis des Wissens, Interlaken 1983, S.38)
Was war geschehen?
Waelti war offensichtlich eine Abspaltung des Bewußtseins von seinem Körper gelungen, was ihn als Naturwissenschaftler vollkommen verblüffte. In einem weiteren Austritt sieht es sogar sein feinstoffliches Double als durchsichtige Gestalt wie hinter einem Röntgenschirm, bevor das Bewußtsein von seinem Körper in den Doppelgänger schlüpfte. Die Aussendung des Astralkörpers, wie ihn die Magie nennt, ist ein Phänomen, das die Beziehung des Geistigen zum Materiellen in ein völlig neues Licht stellt, zumindest soweit es die herkömmlichen Anschauungen betrifft. Es sieht so aus, als ob beispielsweise unser Bewußtsein dem Körper wie ein Handschuh übergezogen ist, den wir bei entsprechender Übung nach Belieben ablegen und anderweitig nutzen können.
Die Art und Weise, wie diese Abspaltung vonstatten geht, scheint sehr unterschiedlich und keinen festen Regeln unterworfen zu sein. Soweit der Vorgang der Ablösung auch Exteriorisation genannt, überhaupt bewußt wahrgenommen wird, zu einem Bewußtseinsverlust, der einer kurzen Ohnmacht gleicht. Dieses wesentliche Merkmal hat Robert Crokall aus Tausenden von gesammelten Austrittserlebnissen herausdestilliert (Waeltli, E. R.: a. a. 0., S. 33).
Der Astralkörper tritt häufig mit einem hörbaren Klick-Geräusch -auch beim Wiedereintritt zu hören- durch den Kopf in Höhe des Scheitelpunktes aus. Dem geht eine Art von Rückwärtsrolle voraus, wobei zuerst die Beine, dann der Rumpf und zuletzt der Kopf dieses mentalen Körpers abgelöst werden. W. Zurfluh, Naturwissenschaftler und Psychologe, weist darauf hin, daß die Stellung des Physischen Körpers nebensächlich ist; das gelte auch für die Art des Hochkommens (Zurfluh, W.: Quellen der Nacht, Interlaken 1983, S. 40).
Wie geht es weiter?
Nach der Abspaltung befindet sich der Astralkörper in irgendeiner Lage neben dem Physischen Körper, zum Beispiel über ihm schwebend, neben ihm stehend, liegend oder sitzend. Der Aufenthaltsort ist identisch mit dem Ort, in dem sich der Schläfer niedergelegt hat. Der physische Körper liegt völlig steif und unbeweglich da, wie tot. Andere Menschen oder Gegenstände im Zimmer werden als real empfunden, sofern der Astralwandernde in der Lage ist, überhaupt etwas zu sehen. Er muß sich regelrecht auf einen bestimmten Punkt in der Höhe der Nasenwurzel konzentrieren, und es erscheint ein drittes Auge. Hier handelt es sich wohl um das Nasenwurzel-Chakra, das ein solches Sehen ermöglicht.
„Obschon ich schlechter, d.h. etwas flimmernd, sah als im physischen Körper, versuchte ich nicht, gewitzigt aus früheren Erfahrungen, die Augen gewaltsam weiter zu öffnen, denn dieser Willensakt hätte zum vorzeitigen Abbruch des außerkörperlichen Zustandes führen können, sondern ich wünschte nur, gut zu sehen. Kaum hatte ich diesen Wunsch in meinem Bewußtsein festgehalten, als sich das gesamte Gesichtsfeld aufhellte. Ich schwang danach meine hellgrauen Beine vom Bett herunter auf den Boden… Ich schwebte durch die geschlossene Zimmertüre auf den Gang hinaus, weiter durch die Windfangtüre und hielt vor der Haustüre. Jetzt erst erinnerte ich mich, warum ich mich vom Körper getrennt hatte. Es galt die Frage abzuklären, ob man mit der astralen Hand etwas Feststoffliches berühren, ergreifen oder betasten könnte. Doch vorerst unternahm ich eine Bewußtseinskontrolle: Ich wußte, daß es Samstagmorgen war, Uhrzeit etwa 8.10 Uhr… Ich beschloß zurückzukehren und die Ergebnisse meiner Überprüfung zu notieren. Das Zurückgleiten zum Körper setzte ich in Gang, indem ich mich waagerecht ausstreckte und an ihn dachte. Sogleich wurde ich zurückgezogen, dabei konnte ich die Distanz meiner Entfernung vom Bett schätzen. Sie betrug fünf bis sechs Meter. Dies stimmte mit den Dimensionen unseres Hauses überein.“ (Waeltli, E. R.: a. a. 0., S. 35)
Märchenhaft, an einen luziden Traum erinnernd ist das Durchdringen materieller Gegenstände. Aber im Gegensatz zum luziden Traumgeschehen, das nach Belieben gesteuert werden kann, weil es sich ja in der Phantasie des Träumers abspielt, kann die astrale Welt durch gedankliche Projektionen nicht verändert werden. Lediglich der astrale Körper gehorcht als Flugobjekt dem Willen des Astralreisenden (Engel, H. G.: Der Sphärenwanderer, Interlaken 1981, S. 78).
Eine wichtige Angelegenheit ist der in allen Berichten beschriebene Sog, der den Astralleib wie ein Magnet selbst aus größten Entfernungen in den physischen Leib, auch gegen den Willen des Reisenden, wieder hineinzieht. Diese magnetische Zugkraft wird offensichtlich durch eine Art Kabel oder Band gewährleistet, das den Astralkörper am Hinterkopf mit dem physischen Körper während einer Ablösung verbindet. Je nach Entfernung von dem schlafenden Leib wird es von einer Gartenschlauchdicke immer dünner bis zu wenigen Millimetern, die es auch bei größten Entfernungen beibehält. Es ist keineswegs ein schlaffes Seil, sondern es fühlt sich „eigenwillig“ fest, lebend und pulsierend an. Das Rückholmanöver vollzieht sich dann auf jeden Fall blitzartig, wenn eine Störung (z.B. Geräusche, körperliche Veränderungen usw.) auftritt. Die beiden Leiber schnappen in diesem Fall förmlich zusammen. Gewöhnlich hat der Astralreisende eher das Gefühl, das er wie ein Astronaut vom Mutterschiff eingeholt wird. Die Vereinigung erfolgt dann so, daß der Astralleib sich horizontal zum physischen Körper legt, sich absenkt und mit dem erwähnten Klickgeräusch sacht wieder einrastet.
Ähnliche Erfahrungen macht auch Carlos Castaneda. Er bringt es zudem fertig, in seinem Stammcafé zu erscheinen, wo ein Bekannter offensichtlich vom Grauen gepackt wird. Jedesmal, wenn er Carlos Castaneda später begegnet, läuft er in Panik davon.
3.4 Das Ich geht auf Reisen!
Wenn der Astralleib auf Wanderschaft geht, dann beginnt er gewöhnlich an dem Ort, wo der Physische Körper liegenbleibt, das heißt, die Astralwelt ist zunächst identisch mit der irdischen Welt. Allerdings nicht ganz. Zwar wirken die Gegenstände auf den ersten Blick real. Beim näheren Hinsehen entpuppen sie sich jedoch als überreal. Die Farben sind von einer überirdischen Leuchtkraft, die Oberflächenstruktur und die Verarbeitung ästhetisch schön. Dagegen erscheinen ihre „Abbilder“ auf der Ebene des Alltags wie getrübte und verstaubte Zerrbilder, die von einem schlechten Spiegel wiedergegeben werden (Zurfluh, W.: a. a. 0., S. 53).
Es kann auch geschehen, daß sich der Astralleib der Ehefrau unbewußt von ihr ablöst und es zu einer wunderbaren astralen Vereinigung kommt: „Meine Frau hat sich von ihrem Körper abgelöst und steht auf dem Teppich neben dem Bett. Ihr nackter Leib leuchtet von innen heraus in einer rötlich-gelben Farbe. Das Licht bildet auf der Hautoberfläche einen pulsierenden Film, der die nähere Umgebung schwach und ziemlich den Körperkonturen folgend erhellt… Wir umarmen uns, wobei die Innigkeit wegen der besonderen Beschaffenheit unserer Zweitkörper eine Vollkommenheit erreicht, die auf der materiellen Ebene wegen der durch den physischen Körper auferlegten Begrenztheit niemals Ereignis werden könnte. Wir sind nämlich im außerkörperlichen Zustand in der Lage, die äußere >Hautschicht< ineinanderfließen zu lassen und uns – ungehindert durch die physische Hülle – mit der Ausstrahlung unseres Wesens zu durchtränken.“ (Zurfluh, W.: a. a. 0., S. 51)
Im übrigen ist der Astralleib für seine Reise gut gerüstet. Der Leib selbst entspricht nicht nur mit Extremitäten und Sinnesorganen vollständig dem physischen Leib, er hat sogar Haare auf dem Kopf und ist zur größten Überraschung auch gekleidet (Waeltli, E. R.: a. a. 0., S. 141). Fast alle Astralwanderer berichten von derartiger Kleidung, die manchmal sehr altmodisch sein soll. Zu erklären ist dies vielleicht mit einer Art Konditionierung aus dem Alltagsleben, die der Astralreisende mitnimmt und die über die Kleidung hinaus einige oder sogar viele Bestandteile der astralen Welt bestimmt.
Die Alltagsszenerie wandelt sich in der Regel, wenn der Reisende durch Fenster und Türen schwebt (allerdings nicht immer problemlos) und draußen eine zumindest entfremdete Welt vorfindet: „Um mich herum leuchten die schönsten Farben. Blumen, Gräser, Sträucher und Bäume erstrahlen in einer tiefgreifenden Intensität und Buntheit. Ihr Wesen dringt in mich ein und erfüllt mich mit Freude. Ich schaue einmal dahin und wieder dorthin, verweile- und kann kaum genaug bekommen von der Schönheit der Pflanzen und der Pracht der Vögel und Insekten, der Reinheit der Luft und der Großartigkeit der Hügeligen Landschaft. Vieles gleicht dem, was mir vom Alltag her bekannt ist. Doch hier ist es nicht nur alles vielfältiger, üppiger, lebendiger und ausdrucksvoller, es ist auch alles anders, nämlich fremd: eine Welt, die fern von der Alltagswelt existiert, eine Ebene für sich, nicht einfach eine Extrapolation des Irdischen, eine übersteigerte Form, sondern etwas eigenständiges, eine Neuschöpfung und Weiterentwicklung, die vom Menschen unabhängig ist… Nun fliege ich wie eine Lerche hinauf in den Himmel, um alles normal von oben zu betrachten. Ich schwebe etwa hundert Meter über dem Boden und schaue hinunter, ohne Hast, zufrieden über das Erreichte, glücklich und dennoch aufmerksam.“ (Zurfluh, W.: a. a. 0., S. 94)
Bei einem anderen Austritt sieht Zurfluh im Vorgarten einen phantastischen Baum, der eine ebenmäßig gebaute, vollkommen kugelförmige Krone besitzt, in der eine ebenso vollkommene zweite und kleinere Kugelkrone zu erkennen ist und den er als Baum des Lebens erkennt.
Entscheidend für die bewußte Wahrnehmung aller astralen Geschehnisse ist die Aufrechterhaltung der Ich-Kontinuität. Sobald diese Bewußtseinsidentität verloren-geht, rutscht der Astralkörper in den physischen Leib zurück, und der Schläfer hat einen normalen Traum. Umgekehrt besteht durchaus die Möglichkeit, in einem luziden Traum die Abspaltung des Zweitkörpers zu erreichen, wenn der Träumende sich bewußt aus dem Fenster stürzt oder in einen Abgrund fällt. Die Szene wechselt dann schlagartig. Fremde Welten mit abenteuerlichen Gestalten tauchen auf. Der Bezug zur Alltagswelt geht verloren.
Manche Autoren berichten von einem völlig anderen Leben, das sie mit fremden Personen scheinbar jahrelang verbringen. Allgemein vollzieht sich dieser Einstieg in eine andere Wirklichkeit jedoch allmählich. Die vertraute Umgebung verliert langsam an Kontinuität, je weiter sich der Astralreisende von seiner Alltagswelt entfernt und je länger er sich im Zweitkörper aufhält. Es kommt zu sogenannten Überlagerungen, so daß sich Alltagswelt und fremde Welten vermischen.
Ein Astralreisender, der häufig von jenseitigen Freunden zu Erlebnissen abgeholt und begleitet wurde, sieht sich zum Beispiel, in ein weißes Gewand gekleidet, unter herrlichem blauem Himmel auf einer Straße gehend wieder, die sich schnurgerade durch eine schöne Wiesen- und Waldlandschaft zieht. Nach einiger Zeit trifft er auf ein flaches Schulgebäude, vor dem etwa zwei Dutzend halberwachsener Schüler mitsamt dem Lehrer ihn offensichtlich erwarten und herzlich begrüßen. Der Lehrer stellt ihn der Klasse vor: „Ich weiß nicht mehr, was der Lehrer im einzelnen sagte, aber er erklärte den Schülern, daß ich ein Erdenbewohner sei und hier einiges über meine irdischen Erfahrungen und auch wissenschaftliche Erkenntnisse der Erdenwelt mitteilen wolle. Damit trat der Lehrer zur Seite, und ich nahm seinen Platz ein, der übrigens ganz, wie irdisch üblich, aus einem Schreibpult mit Stuhl bestand. Nun begann ich meinen Vortrag, wobei ich vor der Schulklasse, wie bei einem zwanglosen Referat üblich, hin und her ging. Über was ich im einzelnen sprach, kann ich nicht mehr sagen… Als mich der Lehrer nach meinem Vortrag wieder zur Tür vor der Straße begleitete, drückte er seinen Dank aus und sagte sinngemäß, es sei für die jungen Leute gut, über die Erdenwelt gelegentlich von einem der gegenwärtigen Bewohner etwas zu hören… Ich ging jetzt dieselbe Straße in der Richtung zurück, aus der ich gekommen war. Dann kam dicker Nebel auf – und ich landete mit leichtem Ruck im Körper.“ (Engel, H. G.: a. a. 0., S. 91)
Auch Zurfluh befindet sich eines Nachts in Begleitung eines Seelenführers, der ihm erklärte, daß er ihm die Welten zeigen wolle, die alle Menschen zu durchqueren haben, wenn sie für die Welt, aus der er eben gekommen sei, gestorben seien. Zurfluh hört den von ihm so genannten Psychopompos telepathisch sagen: „Alle Menschen müssen da hindurch! – Auf jeder einzelnen Welt harrt ihrer eine spezielle Aufgabe, die es zu bewältigen gilt.“ (Zurfluh, W.: a. a. 0 », S. 94)
Dann erlebt er zehn Jenseitswelten, wobei er sich nur an die drei letzten erinnern kann, weil die anderen seine Vorstellungskraft übersteigen. In der Welt acht und neun überfliegt er mit seinem Begleiter in einer Art Ufo zwei Planeten, wobei der eine wie eine Sonne riesige Plasmawellen erzeugt, die als Feuerwände über das Ufo hinweggehen, ohne daß den Insassen etwas geschieht. In der neunten Welt sieht Zurfluh, wie plötzlich Jesus Christus in der Luft schwebt, zunächst allein, dann tauchen von überall Menschen auf, die jedoch isoliert und unfähig sind, miteinander Kontakt aufzunehmen. Christus beginnt dann die Menschen wie Magneten anzuziehen. Diese reichen sich die Hände, und es entsteht ein Gebilde, das zuerst aussieht wie ein Netz, später wie eine Kugel und anscheinend den Zusammenschluß der Menschen zum höheren Ganzen repräsentieren soll.
Die zehnte Welt stellt ihm die Aufgabe, zusammen mit Eskimos einen Bären abzu-häuten, und es gelingt ihm nicht, den Sinn dieser Tätigkeit für die Menschen zu erkennen, zumal er nach der neunten Welt den Eindruck hat, daß es keine Steigerung mehr geben kann.
Ein Magier besonderer Art ist der Schamane, der seit Jahrtausenden eine wichtige Kultfigur bei sogenannten primitiven Völkern ist und der das Astralreisen (hier geht es zu Göttern und Dämonen) wie einen Sonntagsspaziergang beherrscht. Wenn man Don Juan unter die verschiedenen esoterischen Lehren einordnen will, so kann man ihn, den Abkömmling eines mexikanischen Indianerstammes, wohl am ehesten als Schamanen bezeichnen.