Das Ding an sich

Teil 3: Das Gegensatz-Prinzip

1.11 Die Nachricht höre ich wohl, …

Kehren wir noch einmal zu unserem Potential zurück. Es ist sicher schwer, wenn nicht gar unmöglich, hier etwas zu verstehen. Wie sollten Sie auch. Schließlich erleben Sie die Welt als eine Ansammlung von Objekten in einem Raum, die relativ unabhängig voneinander ihre Bahn ziehen. Was soll dann das Gerede von einem allumfassenden, allmächtigen Potential?

Selbst auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole. Ich glaube, daß diese Sichtweise des Universums nur eine Folge unseres beschränkten Bewußtseins ist. Wir denken, daß die Entwicklung des Weltalls, der Erde, der Menschheit einschließ­lich unseres Selbst von A nach B verläuft. So wie sich ein Auto von Augsburg nach Bremen bewegt. Um 9 Uhr fährt es los und um 18 Uhr ist es da. Dazwischen kann man es beobachten, wenn man z.B. einen Hubschrauber hat oder sich an die Straße stellt und damit ist alles in Ordnung.

Es mag sein, daß diese Art von Weltsicht für viele in Ordnung ist. Aber für mich stellt diese Form von Ordnung nur eine Möglichkeit dar. Eine unter vielen. Im Prinzip unendlich vielen. Es wäre ja z.B. denkbar, daß das Auto stehenbleibt und sich Bremen nach Augsburg bewegt. Dann wäre das Auto um 18 Uhr auch in Bremen. Oder es fährt um 9 Uhr los und ist um 18 Uhr immer noch in Augsburg, obwohl es wie verrückt gefahren wird. Verrückt, nicht wahr?

Doch bevor Sie mich festnehmen lassen, denken Sie darüber nach, was in den Kapiteln vorher besprochen wurde. Wirklichkeit ist das Spiel der Gegensätze einschließlich so scheinbar unüberwindbarer Kategorien wie Raum und Zeit. Unsere Ordnungsvorstellungen sind nur die Krücken, mit denen wir uns scheinbar über Wasser halten. Wir  g l a u b e n  daran, und deshalb erscheint uns die Wirklichkeit so. Oder glauben Sie mir nicht?

Ich sehe schon, Sie glauben mir nicht. Wer sollte es Ihnen auch verdenken. Trotzdem, nehmen wir einmal an, das stimmt, was hier verbreitet wird. Welche Auswirkungen hätte das auf Sie?

Sie könnten damit beginnen, Ihre Wirklichkeit daraufhin zu untersuchen, wo Sie Gegensätze produzieren, die Sie nicht wollen, weil Sie Ihnen Ärger bringen. Statt sich über die Unfreundlichkeit Ihres Nachbarns aufzuregen, gehen Sie das nächste Mal auf ihn zu, begrüßen ihn und schon entsteht die beste Nachbarschaft. Oder Sie stellen fest, daß Sie es in Ihrer Firma deshalb so schwer haben, weiterzukommen, weil Sie dem Chef, aus Angst, daß er es Ihnen krumm nehmen könnte, nicht wagen, ihm Ihre Meinung zu sagen. Je ängstlicher Sie auftreten, desto schlechter wird Ihre Position. Folglich drehen Sie den Spieß um, lassen Ihre Ängste los und der Chef merkt endlich einmal, welch ein fabelhafter, fähiger Mitarbeiter Sie sind. Und statt ständig abends zu naschen, weil Sie Ihren Frust über Ihre geschiedene Ehe kompensieren wollen, fassen Sie sich ein Herz, gehen in den nächsten Fitness-Club, trainieren nicht nur die Pfunde herunter, sondern lernen auch den Trainer besser kennen.

Gegensätze kann man also nicht nur produzieren, sondern man kann sie auch auflösen. Eines fällt Ihnen bei diesen Beispielen sicher sofort auf. Es scheint ziemlich unbequem zu sein, sich von Gegensätzen zu lösen. Überwindung ist notwendig, damit das Ungleichgewicht der Waage wieder ins Gleichgewicht gebracht wird. Sie wissen ja, umsonst ist nicht einmal der Tod. Dabei benötigen Sie nicht einmal viel Kraft, um das Loslassen zu praktizieren. Eigentlich sogar keine. Denn in der Tat, Sie brauchen tatsächlich nur loszulassen. Wie an einem Gummiseil schnellen die Gegensätze zurück ins Potential. Der Nachbar strahlt, der Firmenchef ist stolz auf seinen Mitarbeiter, und die Fitness findet mitsamt dem Trainer demnächst in Ihrem Hause statt.

Zwischen den Gegensätzen herrscht nämlich eine Art Spannung. Je mehr Sie daran ziehen, desto mehr Kraft müssen Sie aufwenden, um diese Spannung aufrechterhalten zu können. Eigentlich auch ganz simpel.

Aber so einfach ist das mit der Entspannung nicht. Leider stecken die Ängste und die Sehnsüchte zu tief in uns drin, als daß wir uns so einfach davon befreien könnten. Den Boden, auf dem wir stehen, zu einer Wolke zu erklären, geht über unsere berühmte Hutschnur. Und das Leben mitsamt seinen Freuden und Leiden einfach loszulassen, ist nur schwer vorzustellen. Wer weiß, was danach kommt. Vielleicht beißt uns der Nachbar, der Chef feuert uns, und der Trainer lacht uns aus. Sicherheit ist unser oberstes Ziel, dabei ist nichts so unsicher wie gerade die Sicherheit.

Ein seltsames Buch, nicht wahr? Ständig wird nur von Gegensätzen und in Gegensätzen gesprochen. Was sollen Sie nun eigentlich glauben? Besteht die Welt oder besteht sie nicht? Und wenn sie nicht besteht, was passiert mit Ihnen? Sie leben doch schließlich, oder nicht?

Ich glaube, es ist besser, ich höre damit auf, Sie weiter zu verunsichern. Ich laufe sonst Gefahr, einseitig zu werden. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal bestätigen, daß Sie wirklich existieren, mit Haut und Haaren. Kein Mensch zweifelt daran. Wenn Sie sich in den Arm zwicken, dann tut es wirklich weh. Kein Traum, keine Fata Morgana.

Widerspruch? Lassen wir das.

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