Eine philosophische Entdeckungsreise

Das Spiel mit dem Gegensatz

2.1.9 Lügen haben nicht nur kurze Beine

Das Potential, so hatten wir gesagt, ist allwissend, allmächtig, allgegenwärtig und überaus gerecht. Nichts entgeht ihm, jede Tat wird belohnt oder bestraft. Es gibt jedem das, was er verdient.

D.h. wir stecken in einem System, aus dem es kein Entrinnen gibt. Solange wir Gegensätze produzieren, werden wir auch mit den Konsequenzen konfrontiert. So oder so.

Kriminelle werden es deshalb nie besonders leicht im Leben haben, selbst wenn es scheinbar so aussieht. Selbst wenn die Justiz ihnen nicht sofort auf die Schliche kommt, ist es häufig ihr Gewissen, das sie verfolgt. Und wer einmal auf die schiefe Bahn gerät, fällt eines Tages völlig hinunter.

Derartige Weisheiten sind uns schon aus der Schule bekannt. Interessanter für uns sollte die Erkenntnis sein, daß jede Form von Unehrlichkeit, von der kleinen Notlüge bis hin zur großen Lebenslüge, knallharte Konsequenzen, je nach Bedeutung, mit sich bringt. Daß Lügner mit kurzen Beinen einhergehen sollen, halte ich empirisch für nicht gesichert. Aber schauen wir uns doch einmal be­stimm­te gesellschaftliche Bereiche an, in denen Unehrlichkeit auf der Tages­ordnung steht. Z.B. die Gastronomie-Branche. Jeder Insider weiß, daß dort viel Schwarzes Geld, nämlich das am Finanzamt vorbeigeschobene Geld, „ge­macht“ wird. Aber auch in kaum ein anderer Branche wird so viel von den An­ge­stellten gestohlen bzw. in die eigene Tasche gesteckt, wie gerade dort. D.h. was auf der einen Seite gewonnen wird, geht auf der anderen Seite wieder verloren.

Jede Lüge, gerade auch die Steuerunehrlichkeit, die von vielen als ein Kavaliers­delikt zur eigenen Verteidigung angesehen wird, schafft ein Ungleichgewicht, das sich automatisch einen Ausgleich schafft. Die Spannung wächst, die Angst vor Entdeckung nimmt zu, die Nächte werden unruhiger. Entweder fliegt die Ge­schichte bald auf, oder das Lügengebäude türmt sich höher und höher. Und irgendwann stürzt es krachend zusammen.

Doch wir brauchen gar nicht so weit zu gehen. In unserem Alltag gegegnen wir ständig der Lüge. Und wenn es nur das „Mehr Scheinen als Sein“ ist, wie es sich im hochverschuldeten Haus, im geleasten Auto oder im Konsum auf Kredit äußert. Schaut man dann einmal mit kritischen Blick nach, entpuppt sich der schöne Schein häufig als Luftblase. Vorne „huii“ und hinten „pfuii“.

Es lohnt sich nicht zu lügen. Deshalb wäre es eigentlich Tun, ehrlich zu sein. Aber es fällt uns oft schwer, Schwächen und Fehler zuzugeben, auf Wertvolles und Wichtiges zu verzichten, andere scheinbar zu schützen, die Angst vor Strafe zu besiegen. Also eine ganze Menge nicht zu tun.

  • Anonymous

    Vielen Dank für dieses Buch. Es ist seit langem ein Buch das ich sofort komplett bis zum Ende gelesen habe. Viele Grüsse Willy

    • hulrich

      Vielen Dank, Willy! Ist schön, wenn mal jemand antwortet und dann noch so positiv. Für weitere Fragen oder Kommentare stehe ich gerne zur Verfügung. Hans Ulrich

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